„Taufwasser segne ich immer neu und frisch“
Wie die Pfarrer Taufen und Beerdigungen zu Zeiten der Corona-Pandemie erleben
TROSSINGEN - Keine Musik, keine Riten und Abschiede auf Distanz: Während der Corona-Krise sind die Beerdigungen in den Trossinger Kirchengemeinden ein bisschen anders. Taufen und Hochzeiten wurden zum Großteil verschoben, erzählen die Pfarrer.
Sowohl evangelische Taufen als auch Hochzeiten sind zum Großteil abgesagt und verschoben worden, sagt Pfarrer Torsten Kramer. „Diese Woche habe ich seit Langem wieder das erste Taufgespräch für eine Taufe, die im August stattfinden soll“, so Kramer. Allerdings ist auch klar: „Nächstes Jahr kommt einiges auf uns zu.“
Etwas anders sieht es in der katholischen Kirchengemeinde aus. Nachdem Taufen seit dem 15. Juni wieder erlaubt sind, ist der Kalender von Pfarrer Thomas Schmollinger bis Ende Juni bereits voll. Die erste Taufe fand am vergangenen Wochenende statt und sei erfreulich gut gelungen - unter Einhaltung aller Abstandsregeln und mit Anwesenheitsliste. „20 Gäste waren in der Theresienkirche“, erzählt Schmollinger.
„Singen ist zwar immer noch nicht erlaubt, aber der Taufpate war kreativ und hat drei Lieder über sein Handy abgespielt.“Auch das übrige Wasser im Krug für die Taufe darf nicht als Weihwasser weiterverwendet werden. „Ich segne immer neu und frisch“, meint Schmollinger lachend.
Die meisten Hochzeiten hingegen seien aufs Jahresende verschoben worden. Auch da gebe es aber Ausnahmen: „Ein Paar ist schon seit vielen Jahren standesamtlich verheiratet und will ohnehin im kleinsten Kreis heiraten“, sagt Schmollinger. „Diese Hochzeit findet mit fünf Personen statt.“
Froh ist Pfarrer Kramer darüber, dass die Friedhofshalle wieder öffnet. Damit können 50 Leute direkt an der Beerdigung teilnehmen, weitere außerhalb via Lautsprecher teilhaben.
Denn bisher fanden Beerdigungen nur noch als Beisetzung am Grab statt - keine allzu festliche Angelegenheit. „Wir hatten noch Glück, dass das Wetter immer gut war“, erinnert sich Schmollinger. Bestatter durften nicht dabei sein, weshalb der Sarg erst nach der Beisetzung ins Grab gelassen werden konnte. „Die Leute waren dankbar, dass wir trotzdem versucht haben, die Beisetzung schön zu gestalten“, so Kramer. „Wir haben Musik von CDs laufen lassen, einen Lebenslauf der Verstorbenen eingeflochten und tröstende Worte gefunden, um der Beisetzung einen würdigen Kontext zu geben.“
Schwierig sei gewesen, dass die Vorbereitung der Beerdigung mit den Familienangehörigen zu Corona-Hochzeiten nur am Telefon stattfinden konnte. „Das ist natürlich schon etwas ganz anderes, als von Angesicht zu Angesicht miteinander sprechen zu können“, stellt der evangelische Pfarrer fest. Auch Seelsorge sei übers Telefon nur schwer oder gar nicht möglich. Da die Gedenkgottesdienste nicht stattfindet konnten, möchte die evangelische Kirchengemeinde dies nachholen und einen
Gedenkgottesdienst für alle Verstorbenen abhalten. Zwölf Beisetzungen fanden in der evangelischen Kirchengemeinde seit Beginn der Corona-Krise statt, in der katholischen Kirche ebenfalls rund zehn. Einen spezifischen Gedenkgottesdienst werde es in in der katholischen Kirchengemeinde nicht geben, so Schmollinger, aber auf Wunsch könnte ein Requiem individuell nachgeholt werden. Zudem würden die Verstorbenen wie jedes Jahr beim Gedenkgottesdienst zu Allerheiligen gewürdigt. „Gerade in den Dörfern war es sehr fremd, dass niemand nach der Beisetzung in die Kirche konnte“, sagt der katholische Pfarrer. „Das schmerzte besonders die sehr christlichen Angehörigen.“
Wie wichtig eine Beerdigung für die Familien ist, betont Pfarrer Kramer. „Es bedeutet, getröstet zu werden. Ein würdiger Rahmen zeigt, dass der Verstorbene wertgeschätzt wurde“, sagt Kramer. Wichtig sei vielen, dass der Pfarrer den Tod des Angehörigen in einen theologischen Zusammenhang setze: „Das Leben hat Ewigkeitswert.“Das alles ginge aber nur in einem entsprechenden Rahmen und mit mehr Zeit.