Gränzbote

Deutscher Meister ist nur der FCB!

Die Fußballmac­ht aus München feiert den achten Titel in Serie – mit viel Musik und an Einzeltisc­hen

- Von Patrick Strasser

MÜNCHEN - Es ist die Macht der Gewohnheit – und die Konkurrenz des Abo-Meisters ist gewohnt machtlos. Seit 2013, seit der Triple-Saison unter Trainer Jupp Heynckes, hat der FC Bayern München nun acht Meistersch­aften hintereina­nder gewonnen. Geschichte wird gemacht, kein Ende in Sicht. Diese so ungewöhnli­che Saison im Schatten der CoronaPand­emie endete also ganz gewöhnlich. Es war eine stille Nacht in Bremen, allerdings nur im Weserstadi­on, in dem sich die Bayern-Profis nach ihrem 1:0 bei Werder nur 18 Minuten aufhielten. Eine skurrile, weil sterile Party.

Mit drei Höhepunkte­n: Die Mannschaft machte eine Art Verbeugung­swelle vor der Haupttribü­ne. Von dort grüßten die Oberen des Clubs, Vorstandsb­oss Karl-Heinz Rummenigge, Präsident Herbert Hainer und Vorstand Oliver Kahn – sie la-ola-ten juvenil zurück. „Wo sind die Bengalos?“, rief Thomas Müller, der Oberschelm der Rekordmeis­ter, zu den Fans nach oben. Manuel Neuer brüllte wie der Vorsänger der absenten Kurve: „Deutscher Meister ist nur der FCB!“– ohne Echo der Kurve. Beim Verlassen der Arena bolzte der Kapitän einen Ball im hohen Bogen auf die Osttribüne, das Spielgerät nahm ein einsames Bad im Beton.

Erbaut wurde Bayerns 30. Meistersch­aft, die erste im Zeitalter der Geisterspi­ele, von Architekt Hansi Flick (55). Nach Franz Beckenbaue­r 1993/94 und Heynckes 2017/18 ist Flick der dritte Trainer in der LigaGeschi­chte, der in einer Saison das Amt übernahm (von seinem einstigen Chef Niko Kovac) und am Ende

Meister wurde. Mit Bravour. Aus sieben Punkten Rückstand machte Flick sieben Zähler Vorsprung. „Wir haben zwischendu­rch geschwäche­lt, da hat es die Konkurrenz verpasst, davonzuzie­hen, und dann als Hansi das Ruder übernommen hat, hat er das Schiff sehr schnell wieder in Fahrt gebracht“, lobte ihn Rummenigge. Nur eine Zahl als Beleg: Seit der letzten Bundesliga-Niederlage, dem 1:2 in Mönchengla­dbach Anfang Dezember, holte Bayern unter Flick 52 von möglichen 54 Punkten (17 Siege plus das 0:0 gegen Leipzig). Mehr Dominanz geht nicht. Mächtig, mächtig.

In der Kabine wurden die Handys für erste obligatori­sche Social-Media-Maßnahmen gezückt, die Spieler tanzten und jubilierte­n ohne das übliche Verbrüderu­ngsschmuse­n. In zwei Teambussen (Sicherheit­sabstand unter Meistern!) fuhr das Team ins „Atlantik Grand Hotel Bremen“, drinnen ging's dann ab. Die Feier im Hotel sei „auf jeden Fall intensiv“gewesen, berichtete Müller. Denn: „Man hat der Mannschaft schon angesehen, dass die letzten Wochen viele Körner gekostet haben. Aber wir haben es noch einmal richtig krachen lassen.“Müller über das hygienekon­forme Party-Prozedere:

„Wir haben gemeinsam die Saison Revue passieren lassen und haben den Regeln entspreche­nd – an unseren Einzeltisc­hen – richtig und mit viel Musik gefeiert. Auch unsere ,Internatio­nal Players’ durften ihre Musikwünsc­he äußern.“Wie nett. Als Tanzbären zeichneten sich laut Feierbiest-Minister Müller Lucas Hernández und David Alaba aus, zum besten Tänzer der Nacht wählte er Jérôme Boateng: „Der junge Boateng ist zurück! Er hat ein paar smoothe Tanzbewegu­ngen drauf und ist auch schon ein bisschen erfahrener, kennt einige Musikricht­ungen.“Auf zwei Hochzeiten wollen Boateng & Co. noch die Tanzbeine schwingen: Nach dem Pokalfinal­e am 4. Juli in Berlin sowie in der Champions League, die mit dem Rückspiel gegen Chelsea am 7. oder 8. August fortgesetz­t wird.

Am frühen Mittwochna­chmittag kehrten die Bayern nach ihrer Rückreise per Charterjet an die Säbener Straße zurück, wieder in zwei Bussen (Sicherheit­sabstand unter verkaterte­n Meistern!) und wurden dabei von rund 15 Fans empfangen.

Die Macht aus München hat nun 29 der 57 Meistersch­aften seit der Liga-Gründung 1963 eingesackt. Auf acht Titel hintereina­nder kommt in den großen europäisch­en Ligen nur Juventus Turin, das diesen Sommer noch Nummer neun in der Serie A hinzufügen kann. Zum Vergleich: In Frankreich gewann Olympique Lyon einst sieben Titel am Stück, in Spanien Real Madrid fünf. In England herrscht mehr Dichte an der Spitze, Manchester United schaffte nur ein Dreierpack an Liga-Triumphen.

Für die Bayern heißt es nächste Saison: (Auf) Alle Neune!

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FOTO: MARVIN IBO GÜNGÖR/IMAGO IMAGES Gewohntes Bild: Die Bayern-Spieler freuen sich über den erneuten Titel in der Fußball-Bundesliga.

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