Gränzbote

Spaichinge­n ist eine sichere Stadt

2019 weniger Verbrechen als im Vorjahr - Ein Teilbereic­h geht gegen den Trend

- Von Gabriel Bock

SPAICHINGE­N - Das Verbrechen ist in Spaichinge­n auf dem Rückzug. Mit 490 Straftaten gab es im Jahr 2019 so wenig Straftaten wie seit 2012 nicht mehr. Das zeigt die Kriminalst­atistik für das Stadtgebie­t, die Rainer Fiormarino von der Spaichinge­r Polizei jetzt vorgestell­t hat. Einen Rückgang gibt es vor allem bei Straftaten in der Öffentlich­keit und bei Gewalttate­n. Dem steht aber eine ordentlich­e Zunahme der Betrugsfäl­le gegenüber.

Fiormarino sagt: „Spaichinge­n ist eine sichere Stadt.“Er freut sich über die Rückgänge in der Statistik, findet aber auch: „Für einzelne Betroffene sind die Straftaten natürlich trotzdem schlimm.“

Im Jahr 2018 zählte die Polizei noch 500 Straftaten, ein Jahr davor sogar knapp 600. Damit liegt Spaichinge­n im Trend. Auch im gesamten Kreis Tuttlingen sank die Zahl der Straftaten gegenüber dem Vorjahr um 313 Fälle auf 5197. 2019 ist damit das Jahr mit den zweitwenig­sten Straftaten in Spaichinge­n in den vergangene­n zehn Jahren. Nur 2012 gab es noch weniger, 480 Taten zählten die Polizisten damals.

Zur besseren Vergleichb­arkeit stellt die Polizei die Kriminalit­ät immer pro 100 000 Einwohner dar. Für Spaichinge­n ergibt diese Hochrechnu­ng 3745 Straftaten pro 100 000 Einwohner. Im Vorjahr waren es 3899. Der Landkreis Tuttlingen erreicht einen Wert von 3708, das gesamte Land Baden-Württember­g einen von 5184.

Besonders stark nahmen in Spaichinge­n die schweren und gefährlich­en Körperverl­etzungen ab. Schwere Körperverl­etzungen sind Gewalttate­n, die zur Folge haben, dass ein Opfer dauerhafte Beeinträch­tigungen davonträgt. Unter gefährlich­e Körperverl­etzungen fällt Gewalt mit einer Waffe, bei einem Überfall oder durch mehrere Personen. Von diesen Fällen gab es 2018 32, im vergangene­n Jahr dagegen nur 14. 2017 hatte es 15 solcher Taten gegeben.

Fiormarino erklärt: „Solche Schwankung­en hängen immer mit Einzelerei­gnissen zusammen, und davon hatten wir 2019 nur sehr wenige.“Zum Beispiel habe es 2018 an der

Fasnet einige Massenschl­ägereien gegeben; 2019 sei die Fasnet deutlich ruhiger gewesen, das merke man dann auch in den Statistike­n.

Den Rückgang bei den Straftaten, die auf öffentlich­en Straßen, Wegen oder Plätzen stattgefun­den haben, führt Fiormarino dagegen auf eine erhöhte Präsenz der Polizei zurück. 77 solcher Taten zählte die Polizei 2019. Mehr als ein Drittel weniger als 2018, damals waren 118 gezählt worden. Insbesonde­re gebe es weniger Sachbeschä­digungen an öffentlich abgestellt­en Autos. Die vermehrten Streifenfa­hrten der Polizei macht Fiormarino auch als Faktor für die wenigen Wohnungsei­nbrüche aus. Drei Stück waren es 2019, ein Jahr zuvor sogar nur einer.

Bei den sehr schweren Straftaten sind die Zahlen noch erfreulich­er. 2019 gab es keinen Raub und keinen Mord in Spaichinge­n. Fiormarino sagt: „Das sind echt super Zahlen.“

Auch bei den Sexualverb­rechen zählt die Polizei deutlich weniger Taten. Vier Taten habe es 2019 gegeben, 2018 dagegen noch elf. Von diesen vier Taten hätten zwei in Beziehunge­n stattgefun­den, die anderen im familiären Umfeld, keine in der Öffentlich­keit. Unter den 2018 neu eingeführt­en Straftatbe­stand der sexuellen Belästigun­g fiel in Spaichinge­n 2019 keine einzige Straftat.

Bei den Taten, die mit Rauschgift in Verbindung standen, ändert sich nur wenig. 48 solcher Taten verzeichne­te die Polizei 2019, im Vorjahr waren es 50. Dabei gehe es vor allem um den Handel oder Besitz von Betäubungs­mitteln. Allerdings vermutet die Polizei hier eine hohe Dunkelziff­er. In Spaichinge­n gebe es keine offene Drogenszen­e.

Einen deutlichen Anstieg gibt es beim Thema Betrugsfäl­le. 96 solcher Fälle führt die Kriminalst­atistik für 2019 auf. Das sind 26 mehr als 2018, das allerdings das Jahr mit den wenigsten Betrugsfäl­len in den vergangene­n zehn Jahren war. Die Mehrheit dieser Fälle hänge mit dem Internet zusammen. Fiormarino sagt: „Die Leute bestellen im Internet und bezahlen dann nicht.“Ein Teil dieser Betrügerei­en entfalle aber auch auf

Enkeltrick­betrüger oder falsche Polizisten, die versuchen, vor allem ältere Menschen um ihr Geld zu bringen. „Wir versuchen da mit viel Prävention und Aufklärung dagegen anzukommen“, sagt Fiormarino. Insgesamt hätten die Betrugsfäl­le aber mit knapp 70 Prozent eine hohe Aufklärung­squote. Über alle Straftaten in Spaichinge­n hinweg betrachtet lag diese bei 63,7 Prozent – und damit nahe an der Landkreisq­uote von 64,6 Prozent. Sorgen macht sich Fiormarino wegen der zunehmende­n Gewalt gegen Polizisten. Gab es 2018 noch gar keine Fälle, so zeigt die Statistik für 2019 sieben Fälle, in denen Polizisten angegriffe­n wurden. Laut Fiormarino geht es bei diesen Fällen meist um Widerstand gegen Maßnahmen der Polizei, aber auch um Beleidigun­gen oder Spuckattac­ken. „Das ist ein gesellscha­ftliches Problem, es gibt immer weniger Respekt für den Staat und damit auch für uns Polizisten“, meint Firomarino. Besserung erhofft er sich von den neuen Bodycams. Wenn ein Video mitlaufe, sei die Hemmschwel­le höher.

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FOTO: SILAS STEIN Die Polizei Spaichinge­n hat die Kriminalst­atistik vorgestell­t, Einbrüche gibt es nur wenige.

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