Spaichingen ist eine sichere Stadt
2019 weniger Verbrechen als im Vorjahr - Ein Teilbereich geht gegen den Trend
SPAICHINGEN - Das Verbrechen ist in Spaichingen auf dem Rückzug. Mit 490 Straftaten gab es im Jahr 2019 so wenig Straftaten wie seit 2012 nicht mehr. Das zeigt die Kriminalstatistik für das Stadtgebiet, die Rainer Fiormarino von der Spaichinger Polizei jetzt vorgestellt hat. Einen Rückgang gibt es vor allem bei Straftaten in der Öffentlichkeit und bei Gewalttaten. Dem steht aber eine ordentliche Zunahme der Betrugsfälle gegenüber.
Fiormarino sagt: „Spaichingen ist eine sichere Stadt.“Er freut sich über die Rückgänge in der Statistik, findet aber auch: „Für einzelne Betroffene sind die Straftaten natürlich trotzdem schlimm.“
Im Jahr 2018 zählte die Polizei noch 500 Straftaten, ein Jahr davor sogar knapp 600. Damit liegt Spaichingen im Trend. Auch im gesamten Kreis Tuttlingen sank die Zahl der Straftaten gegenüber dem Vorjahr um 313 Fälle auf 5197. 2019 ist damit das Jahr mit den zweitwenigsten Straftaten in Spaichingen in den vergangenen zehn Jahren. Nur 2012 gab es noch weniger, 480 Taten zählten die Polizisten damals.
Zur besseren Vergleichbarkeit stellt die Polizei die Kriminalität immer pro 100 000 Einwohner dar. Für Spaichingen ergibt diese Hochrechnung 3745 Straftaten pro 100 000 Einwohner. Im Vorjahr waren es 3899. Der Landkreis Tuttlingen erreicht einen Wert von 3708, das gesamte Land Baden-Württemberg einen von 5184.
Besonders stark nahmen in Spaichingen die schweren und gefährlichen Körperverletzungen ab. Schwere Körperverletzungen sind Gewalttaten, die zur Folge haben, dass ein Opfer dauerhafte Beeinträchtigungen davonträgt. Unter gefährliche Körperverletzungen fällt Gewalt mit einer Waffe, bei einem Überfall oder durch mehrere Personen. Von diesen Fällen gab es 2018 32, im vergangenen Jahr dagegen nur 14. 2017 hatte es 15 solcher Taten gegeben.
Fiormarino erklärt: „Solche Schwankungen hängen immer mit Einzelereignissen zusammen, und davon hatten wir 2019 nur sehr wenige.“Zum Beispiel habe es 2018 an der
Fasnet einige Massenschlägereien gegeben; 2019 sei die Fasnet deutlich ruhiger gewesen, das merke man dann auch in den Statistiken.
Den Rückgang bei den Straftaten, die auf öffentlichen Straßen, Wegen oder Plätzen stattgefunden haben, führt Fiormarino dagegen auf eine erhöhte Präsenz der Polizei zurück. 77 solcher Taten zählte die Polizei 2019. Mehr als ein Drittel weniger als 2018, damals waren 118 gezählt worden. Insbesondere gebe es weniger Sachbeschädigungen an öffentlich abgestellten Autos. Die vermehrten Streifenfahrten der Polizei macht Fiormarino auch als Faktor für die wenigen Wohnungseinbrüche aus. Drei Stück waren es 2019, ein Jahr zuvor sogar nur einer.
Bei den sehr schweren Straftaten sind die Zahlen noch erfreulicher. 2019 gab es keinen Raub und keinen Mord in Spaichingen. Fiormarino sagt: „Das sind echt super Zahlen.“
Auch bei den Sexualverbrechen zählt die Polizei deutlich weniger Taten. Vier Taten habe es 2019 gegeben, 2018 dagegen noch elf. Von diesen vier Taten hätten zwei in Beziehungen stattgefunden, die anderen im familiären Umfeld, keine in der Öffentlichkeit. Unter den 2018 neu eingeführten Straftatbestand der sexuellen Belästigung fiel in Spaichingen 2019 keine einzige Straftat.
Bei den Taten, die mit Rauschgift in Verbindung standen, ändert sich nur wenig. 48 solcher Taten verzeichnete die Polizei 2019, im Vorjahr waren es 50. Dabei gehe es vor allem um den Handel oder Besitz von Betäubungsmitteln. Allerdings vermutet die Polizei hier eine hohe Dunkelziffer. In Spaichingen gebe es keine offene Drogenszene.
Einen deutlichen Anstieg gibt es beim Thema Betrugsfälle. 96 solcher Fälle führt die Kriminalstatistik für 2019 auf. Das sind 26 mehr als 2018, das allerdings das Jahr mit den wenigsten Betrugsfällen in den vergangenen zehn Jahren war. Die Mehrheit dieser Fälle hänge mit dem Internet zusammen. Fiormarino sagt: „Die Leute bestellen im Internet und bezahlen dann nicht.“Ein Teil dieser Betrügereien entfalle aber auch auf
Enkeltrickbetrüger oder falsche Polizisten, die versuchen, vor allem ältere Menschen um ihr Geld zu bringen. „Wir versuchen da mit viel Prävention und Aufklärung dagegen anzukommen“, sagt Fiormarino. Insgesamt hätten die Betrugsfälle aber mit knapp 70 Prozent eine hohe Aufklärungsquote. Über alle Straftaten in Spaichingen hinweg betrachtet lag diese bei 63,7 Prozent – und damit nahe an der Landkreisquote von 64,6 Prozent. Sorgen macht sich Fiormarino wegen der zunehmenden Gewalt gegen Polizisten. Gab es 2018 noch gar keine Fälle, so zeigt die Statistik für 2019 sieben Fälle, in denen Polizisten angegriffen wurden. Laut Fiormarino geht es bei diesen Fällen meist um Widerstand gegen Maßnahmen der Polizei, aber auch um Beleidigungen oder Spuckattacken. „Das ist ein gesellschaftliches Problem, es gibt immer weniger Respekt für den Staat und damit auch für uns Polizisten“, meint Firomarino. Besserung erhofft er sich von den neuen Bodycams. Wenn ein Video mitlaufe, sei die Hemmschwelle höher.