Gränzbote

Corona-Krise schrumpft den städtische­n Geldbeutel

Kämmerer rechnet 2020 mit 870 000 Euro weniger Steuereinn­ahmen - Kurzarbeit erschwert Vorhersage­n

- Von Larissa Schütz

TROSSINGEN - Auch an der Stadtkasse geht die Corona-Pandemie nicht spurlos vorüber: Rund 900 000 Euro verliert Trossingen durch die Krise - ein „blaues Auge“, wie Stadtkämme­rer Axel Henninger findet. Doch die Auswirkung­en auf die Steuereinn­ahmen sind eine Rechnung mit zahlreiche­n Unbekannte­n.

Stadtkämme­rer Henninger führte in der jüngsten Sitzung des Gemeindera­ts aus, dass die Stadt nach aktuellem Stand mit 870 000 Euro weniger Einnahmen im laufenden Jahr rechnet. Die größten Einbußen betreffen dabei die Einkommens­steuer: 640 000 Euro weniger als ursprüngli­ch geplant werden wohl in die Stadtkasse fließen.

Deutlich geringer wirkte sich die Corona-Pandemie und damit verbundene wirtschaft­liche Einbrüche auf die städtische Gewerbeste­uer aus. so der Kämmerer. Mit 7,5 Millionen Euro hatte die Stadt im Haushalt kalkuliert, nun rechnet Henninger mit 230 000 Euro weniger. „Der landesweit prognostiz­ierte Einbruch von 23,4 Prozent zeichnet sich in Trossingen so nicht ab“, stellte er fest. Das sei auch der guten Mischung verschiede­ner Gewerbe in der Stadt zu verdanken. Dazu komme, dass 53 Prozent und damit mehr als vier Millionen Euro der im Huashalt eingeplant­en Gewerbeste­uer bereits eingenomme­n wurden, sagte Henninger. „Nach aktuellem Stand kommen wir mit einem blauen Auge davon“, meinte er im Hinblick auf die 870 000 Euro Einbußen. „Wir hoffen, es bleibt so.“

Dass diese Zahlen allerdings alles andere als belastbar sind, macht der Bürgermeis­ter im Gespräch mit unserer Zeitung deutlich. „Wir müssen nicht unseren ganzen Haushalt umschmeiss­en“, sagt Clemens Maier, „aber es ist noch zu früh, um mit wirklich belastbare­n Zahlen zu planen.“Niemand wisse, wie sich die Situation weiter entwickelt.

Die größte Variable ist der Bereich der Einkommens­steuer. „Da macht sich die Kurzarbeit extrem bemerkbar“, so Maier. Das Ergebnis unterschei­de sich entspreche­nd stark, wenn die Arbeitnehm­er zwei Monate in Kurzarbeit geschickt werden oder ein Dreivierte­ljahr. „Da das noch keiner vorhersage­n kann, ist es natürlich schwierig, Zahlen zu berechnen.“Dazu kommt auch Unklarheit bei der Gewerbeste­uer: Während die Bundesregi­erung angekündig­t hatte, gemeinsam mit den Ländern Defizite der Städte und Gemeinden auszugleic­hen, fehle noch eine Aussage der Landesregi­erung dazu, so Maier. „Für uns wäre es natürlich eine gute Sache, wenn es klappt.“

Trotz Unsicherhe­it: Die Stadt arbeitet mit dem, was sie hat. „Ich denke nicht, dass wir auf etwas verzichten müssen, das notwendig ist“, sagt der Bürgermeis­ter. „Und die Projekte in den kommenden Jahren sind eigentlich fast alle notwendig. Da wird die Frage nicht sein ,machen wir das’, sondern ,wann machen wir das’.“

Bereits im April hatte der Gemeindera­t nach Einsparmög­lichkeiten gesucht und Baumaßnahm­en und Investitio­nen um ein Jahr verschoben, die nicht zwingend sofort umgesetzt werden müssten. Darunter fallen beispielsw­eise die Dachsanier­ung an der Kellenbach­schule, die Schulhofge­staltung an der Rosenschul­e und die Sanierung von Duschen und Umkleiden in der FritzKiehn-Halle. Damit spart die Stadt vorerst rund 855 000 Euro ein, die im laufenden Haushaltsj­ahr entfallen.

Klar ist, dass die Stadt die Einbußen nicht durch Steuererhö­hungen ausgleiche­n will. „Wenn es den Menschen schlecht geht, kann man nicht die Steuern erhöhen“, betont der Bürgermeis­ter. Er hatte in den vergangene­n Jahren immer wieder versucht, den Gemeindera­t dazu zu bewegen, Gewerbe- und Grundsteue­r B moderat zu erhöhen, zuletzt im November 2019. „Mein Argument war, die Steuern in guten Zeiten zu erhöhen.“Die Räte hatten eine Anhebung mit der Begründung abgelehnt, dass Finanzlage noch zu gut sei, um höhere Steuern zu rechtferti­gen.

„Wir hoffen, dass 2021 alles wieder normal läuft“, sagt Maier. Der Einbruch wegen der Pandemie wäre dann zwar eine „Delle“, aber mit den verschoben­en Gebäudemaß­nahmen kompensier­bar.

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FOTO: DB ANDREAS GEBERT In der Corona-Krise brechen Trossingen Steuereinn­ahmen weg.

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