Gränzbote

Senioren-WG im Millionen-Bau

Das Haus am Bächle in Frittlinge­n ist fertig

- Von Gabriel Bock

FRITTLINGE­N - „Es war ein langer Weg bis hier her, auf dem es auch so manche Enttäuschu­ng gab.“Mit diesen Worten hat Frittlinge­ns Bürgermeis­ter Dominic Butz am Freitag das „Haus am Bächle“eröffnet. Der neue Bau unweit der Frittlinge­r Ortsmitte hat 3,7 Millionen Euro gekostet.

Der Neubau ist in zwei Teile geteilt. Ab kommender Woche beinhaltet der aus einem einstöckig­en Flachbau bestehende Teil eine SeniorenWG.

Bis zu elf Senioren sollen hier selbst verwaltet wohnen. Im dreistöcki­gen Bauteil ist unten Platz für eine Tagesbetre­uung von Senioren. Außerdem gibt es in dem Neubau noch vier normale Wohnungen, die über den offenen Wohnungsma­rkt vermietet werden sollen.

Die finanziell­e Belastung für eine kleine Gemeinde sei hoch, so Butz. „Die Kassen sind leer, für neue Projekte müssen wir jetzt erstmal sparen.“Er dankte den Spendern, von denen insgesamt knapp 170 000 Euro für das Projekt gekommen seien.

Neben den Kosten sei auch der organisato­rische Aufwand nicht gering gewesen. Die Enttäuschu­ngen seien vor allem beim Bau entstanden. Butz meint dazu: „So genau will ich das hier jetzt gar nicht alles sagen.“Es sei ja bekannt, dass unter anderem der Zimmerer ausgefalle­n sei. So ein Bau sei einfach keine einfache Sache.

Problemati­sch sei aber auch der rechtliche Hintergrun­d gewesen. Butz sagt: „Wenn man da mit der Betreuung auch nur einen Schritt zu weit geht, dann gelten gleich die Vorschrift­en für Pflegeeinr­ichtungen.“Dann würden andere bauliche Vorschrift­en gelten, und auch die Vorschrift­en für die Wohngemein­schaft seien dann ganz andere.

Wer in die Wohngemein­schaft ziehen will, brauche mindestens Pflegestuf­e zwei. Die Miete im Zimmer inklusive der Pflege und allem anderen kostet 2100 Euro. Wer in die WG einziehen darf, entscheide­n künftig die Bewohner. „Die sind komplett selbst verwaltet, die Gemeinde tritt nur noch als Vermieter auf“, erläutert Butz.

Alles Organisato­rische liege bei den Bewohnern. Die müssten auch entscheide­n, wenn jemand vielleicht zu pflegebedü­rftig sei, um noch in der WG wohnen zu können. Von außen werde nichts bestimmt. Butz dazu: „Wenn die fünf Tage in der Woche Schnitzel mit Pommes essen wollen, dann essen sie fünf Tage in der Woche Schnitzel mit Pommes.“

Betreuung für die Bewohner gibt es aber trotzdem. Nachts werden die elf Bewohner von einer Pflegekraf­t betreut, am Tag kommen zwei. Die könnten ganz normale Pflegeaufg­aben übernehmen, sind dafür dann bei den Bewohnern angestellt.

Jemanden für die Pflege in der WG zu organisier­en, sei nicht einfach gewesen. Er habe viele mögliche Träger angeschrie­ben, die hätten aber alle abgelehnt. „Ich bin froh, dass wir mit der Sozialstat­ion und der Frittlinge­r Nachbarsch­aftshilfe Mikado jetzt zwei Partner haben, die das übernehmen.“Gerade für die Seniorenbe­treuung neben der WG sei die Gemeinde aber auch auf das Ehrenamt angewiesen. Hier hob Butz die Leistungen des Frittlinge­r Bürgervere­ins heraus, der die Organisati­on der Tagesbetre­uung ermöglicht habe.

Das Haus am Bächle sei zunächst für die Frittlinge­r gedacht. Vier Bewohner würden nächste Woche einziehen, bis Jahresende rechnet Butz damit, das Haus voll zu kriegen. „Es ist zwar eine ordentlich­e Umstellung, in dem Alter nochmal ein neues Leben anzufangen.“Sobald aber die ersten eingezogen seien, spreche sich das schnell rum.

Für das Leben im Ort erhofft sich Butz durch das Haus am Bächle neue Impulse. Nicht nur durch die Bewohner, die zu Fuß in Bäckerei und Metzgerei gehen könnten, sondern auch durch Besucher und natürlich die Tagesbetre­uung.

Zur Eröffnung segneten Pfarrer Ulrich Dewitz und Pater Sabu Palakkal den neuen Bau und schenkten der Einrichtun­g ein Kreuz zum Aufhängen. Butz bekam für das Projekt auch Beifall von seinen Bürgermeis­terKollege­n aus den Nachbargem­einden. Frittlinge­n mache da schon Pionierarb­eit.

Aldingens Bürgermeis­ter Ralf Fahrländer sagte: „Das ist eine wertvolle Ergänzung zum Betreuungs­angebot.“Er will sich überlegen, wie es das auch für seine Gemeinde geben könnte.

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