Senioren-WG im Millionen-Bau
Das Haus am Bächle in Frittlingen ist fertig
FRITTLINGEN - „Es war ein langer Weg bis hier her, auf dem es auch so manche Enttäuschung gab.“Mit diesen Worten hat Frittlingens Bürgermeister Dominic Butz am Freitag das „Haus am Bächle“eröffnet. Der neue Bau unweit der Frittlinger Ortsmitte hat 3,7 Millionen Euro gekostet.
Der Neubau ist in zwei Teile geteilt. Ab kommender Woche beinhaltet der aus einem einstöckigen Flachbau bestehende Teil eine SeniorenWG.
Bis zu elf Senioren sollen hier selbst verwaltet wohnen. Im dreistöckigen Bauteil ist unten Platz für eine Tagesbetreuung von Senioren. Außerdem gibt es in dem Neubau noch vier normale Wohnungen, die über den offenen Wohnungsmarkt vermietet werden sollen.
Die finanzielle Belastung für eine kleine Gemeinde sei hoch, so Butz. „Die Kassen sind leer, für neue Projekte müssen wir jetzt erstmal sparen.“Er dankte den Spendern, von denen insgesamt knapp 170 000 Euro für das Projekt gekommen seien.
Neben den Kosten sei auch der organisatorische Aufwand nicht gering gewesen. Die Enttäuschungen seien vor allem beim Bau entstanden. Butz meint dazu: „So genau will ich das hier jetzt gar nicht alles sagen.“Es sei ja bekannt, dass unter anderem der Zimmerer ausgefallen sei. So ein Bau sei einfach keine einfache Sache.
Problematisch sei aber auch der rechtliche Hintergrund gewesen. Butz sagt: „Wenn man da mit der Betreuung auch nur einen Schritt zu weit geht, dann gelten gleich die Vorschriften für Pflegeeinrichtungen.“Dann würden andere bauliche Vorschriften gelten, und auch die Vorschriften für die Wohngemeinschaft seien dann ganz andere.
Wer in die Wohngemeinschaft ziehen will, brauche mindestens Pflegestufe zwei. Die Miete im Zimmer inklusive der Pflege und allem anderen kostet 2100 Euro. Wer in die WG einziehen darf, entscheiden künftig die Bewohner. „Die sind komplett selbst verwaltet, die Gemeinde tritt nur noch als Vermieter auf“, erläutert Butz.
Alles Organisatorische liege bei den Bewohnern. Die müssten auch entscheiden, wenn jemand vielleicht zu pflegebedürftig sei, um noch in der WG wohnen zu können. Von außen werde nichts bestimmt. Butz dazu: „Wenn die fünf Tage in der Woche Schnitzel mit Pommes essen wollen, dann essen sie fünf Tage in der Woche Schnitzel mit Pommes.“
Betreuung für die Bewohner gibt es aber trotzdem. Nachts werden die elf Bewohner von einer Pflegekraft betreut, am Tag kommen zwei. Die könnten ganz normale Pflegeaufgaben übernehmen, sind dafür dann bei den Bewohnern angestellt.
Jemanden für die Pflege in der WG zu organisieren, sei nicht einfach gewesen. Er habe viele mögliche Träger angeschrieben, die hätten aber alle abgelehnt. „Ich bin froh, dass wir mit der Sozialstation und der Frittlinger Nachbarschaftshilfe Mikado jetzt zwei Partner haben, die das übernehmen.“Gerade für die Seniorenbetreuung neben der WG sei die Gemeinde aber auch auf das Ehrenamt angewiesen. Hier hob Butz die Leistungen des Frittlinger Bürgervereins heraus, der die Organisation der Tagesbetreuung ermöglicht habe.
Das Haus am Bächle sei zunächst für die Frittlinger gedacht. Vier Bewohner würden nächste Woche einziehen, bis Jahresende rechnet Butz damit, das Haus voll zu kriegen. „Es ist zwar eine ordentliche Umstellung, in dem Alter nochmal ein neues Leben anzufangen.“Sobald aber die ersten eingezogen seien, spreche sich das schnell rum.
Für das Leben im Ort erhofft sich Butz durch das Haus am Bächle neue Impulse. Nicht nur durch die Bewohner, die zu Fuß in Bäckerei und Metzgerei gehen könnten, sondern auch durch Besucher und natürlich die Tagesbetreuung.
Zur Eröffnung segneten Pfarrer Ulrich Dewitz und Pater Sabu Palakkal den neuen Bau und schenkten der Einrichtung ein Kreuz zum Aufhängen. Butz bekam für das Projekt auch Beifall von seinen BürgermeisterKollegen aus den Nachbargemeinden. Frittlingen mache da schon Pionierarbeit.
Aldingens Bürgermeister Ralf Fahrländer sagte: „Das ist eine wertvolle Ergänzung zum Betreuungsangebot.“Er will sich überlegen, wie es das auch für seine Gemeinde geben könnte.