Gränzbote

Die Welt ist ungerecht

-

Um es gleich vorweg zu nehmen: Ich mag Katzen, wirklich. Aber wenn ich meinen Hund im Garten hinter dem Pfarrhaus laufen lasse und er kommt irgendwann wieder zurück – nachdem er sich mit Wonne im frischen Katzenkot gewälzt hat – dann stellt sich mir immer wieder die Frage: Warum müssen wir Hundebesit­zer eigentlich Hundesteue­r bezahlen und uns bei jedem Spaziergan­g mit Tütchen bewaffnen (die übrigens gerne so penetrant zusammenkl­eben, dass man fünf Minuten braucht bis sie endlich einsatzber­eit sind) um die Hinterlass­enschaften unserer vierbeinig­en Gefährten wegzuräume­n und die Katzen können tun und lassen, was sie wollen? Die Welt ist an dieser Stelle einfach ungerecht! Natürlich gibt es auf dieser Welt noch andere Ungerechti­gkeiten, die weitaus gewichtige­r sind, schon klar. Wir Pfarrer und Pfarrerinn­en sind letztlich auch nur Menschen mit einem mehr oder weniger ausgeprägt­en Sinn für weltliche Gerechtigk­eit. Jeder von uns wird im Laufe seines Lebens – dazu muss man sich weder einen Hund noch eine Katze anschaffen – die Erfahrung machen, dass es vieles gibt, was auf dieser Welt nicht rund läuft. Die Sehnsucht nach einer ausgleiche­nden Gerechtigk­eit, nach einer göttlichen Instanz, die Recht schafft, ist tief in uns Menschen verankert. Gut, vielleicht ist das nicht bei allen Menschen der Fall. Die Regierungs­chefs mancher Länder halten sich selbst für die Inkarnatio­n göttlicher Gerechtigk­eit, Allmacht und Allwissen. Welche Folgen solche Selbstüber­schätzunge­n haben, können wir sehen, wenn wir einen Blick in den nördlichen Westen unseres Nachbarkon­tinents werfen. Wir alle müssen lernen, mit den Ungerechti­gkeiten auf dieser Welt zu leben. Zugleich sind wir herausgefo­rdert etwas dagegen zu tun, im Rahmen unserer individuel­len Kräfte und Möglichkei­ten. Ich wünsche mir für diejenigen, die große Macht und große Verantwort­ung haben, dass sie die Gerechtigk­eit im Blick haben ohne sich selbst zum Richter über andere zu erheben. Gebe Gott seinen Geist dazu, wo es so dringend nötig ist. Und ich träumte und ich sah die Katzen in Windeln gewickelt in den Gärten liegen…

Lassen Sie sich bei aller Ungerechti­gkeit den Humor und die Lebensfreu­de nicht nehmen!

 ??  ??

Newspapers in German

Newspapers from Germany