Taubenschlag soll Problem lösen
„Verein der Taubenfreunde“soll gegründet werden – Taubenschlag soll Population eindämmen
Dafür wird ein „Verein der Taubenfreunde“gegründet, so der Vorschlag.
TUTTLINGEN - Tuttlingen hat ein Taubenproblem. Um es zu lösen, soll nun ein „Verein der Taubenfreunde“gegründet werden. Darauf hat sich der Technische Ausschuss des Gemeinderats in der Sitzung am vergangenen Donnerstag geeinigt.
In Tuttlingen gibt es rund 1000 Tauben, verteilt auf drei bis vier Schwärme. Dass die Population zu hoch ist, das sieht auch Florentin Stemmer, der über die Liste der Tierschutzallianz in den Gemeinderat gewählt worden ist, so. „Mit einem betreuten Taubenschlag würden wir das Problem veringern. Dort können die Tiere nicht nur überwacht werden, man könnte auch das Gelege regelmäßig entfernen, um so den Nachwuchs zu kontrollieren“, sagt er. Stemmer hatte gemeinsam mit der LBU einen Antrag für die Errichtung eines Taubenschlags eingereicht.
Denn obwohl es in Tuttlingen verboten ist, Tauben zu füttern, würden sich längst nicht alle an diese Regel halten. „Teilweise kommen Personen frühmorgens mit säckeweise Futter in die Stadt“, schildert Johannes Hamma, Fachbereichsleiter für Bürgerdienste, Sicherheit und Ordnung, seine Erfahrung. Bislang wurden deshalb auch Bußgelder von insgesamt 2000 Euro verhängt – zweimal sogar 500 und einmal 100 Euro. „Dabei geht es nicht um Leute, die einzelne Krumen auf den Boden werfen, sondern um die, die im großen Stil füttern“, ergänzt Tuttlingens Oberbürgermeister Michael Beck.
Klar sei, dass sich die Population der Tiere in den vergangenen drei Jahren erhöht hat. „In der Zeit hat auch die illegale Fütterung der Tiere begonnen. Es liegt nahe, dass das miteinander zu tun hat“, sagt Hamma. Mittlerweile würde der Kommunale Ordnungsdienst (KOD) deshalb häufiger kontrollieren, da sich alle paar Tage Bürger über diese frühmorgendlichen Aktionen beschweren würden, berichtet der Fachbereichsleiter.
Das Problem würde sich laut
Tuttlingen hat wie viele andere Städte ein Taubenproblem. Mit Taubenkot beschmutzte Gebäude sind kein schöner Anblick und häufig Grund für Ärgernisse und Beschwerden. Die Tiere sind nicht nur nervend – generell gilt eine Taubenanzahl von einem Prozent der Bevölkerungszahl der Stadt als innenstadtverträglich – sondern können auch schädlich sein: Tauben scheiden mit dem Kot Mikroorganismen aus. Darunter können sich auch krankheitserregende Organismen, wie Bakterien und Pilze, befinden. Krankheitserreger können auch am Gefieder der Tauben haften und in den Luftraum gelangen, wenn sie aufflattern.
Seit 2017 ist die Stadtverwaltung verstärkt dran, die Population einzudämmen – mit Erfolg. Man hat den Eindruck, dass weniger „Ratten der Lüfte“in Tuttlingen unterwegs sind,
Stemmer mit einem Taubenschlag lösen. „Dadurch, dass die Tauben dort regelmäßig gefüttert werden,
auch an dem einst beliebten Taubentreffpunkt Marktplatz. Gelungen ist das mit dem Fütterungsverbot (auch wenn ein paar ganz Unbelehrbare dem entgegenwirken) und dem Entzug von Nistplätzen, indem Hausbesitzer, deren Gebäude als Brutplätze genutzt werden, gezielt angesprochen wurden. Dennoch: Es gibt immer noch zu viele Tauben in der Stadt. Ein Taubenschlag ist deshalb eine gute Lösung, weil Kontrolle möglich ist. So können die gelegten Taubeneier durch Gips- oder Kunststoffattrappen ersetzt werden. Die Tauben brüten auf den künstlichen Eiern weiter. Dadurch werden die Bestände reduziert. Und wenn auch das nicht hilft: Bitte die Taubenpille einsetzen!
findet Ingeborg Wagner
G» gibt es für die Menschen, die im großen Stil füttern, keinen Anlass mehr, das zu tun“, erklärt er. Skeptisch
Tuttlingen hat kein Taubenproblem. In der Stadt haben einige Bürger ein Disziplinproblem: Was macht es so schwer, sich an die Regeln und Vorgaben zu halten? Das Füttern der Tauben ist nicht erlaubt. Punkt. Basta.
Da kann es doch nicht sein, dass sich einzelne Personen darüber hinwegsetzen und säckeweise Futter ausleeren. Allein die Tatsache, dass soviel – wahrscheinlich trockenes – Brot an eigentlich wild lebende Vögel verfüttert wird, sollte einen doch stutzig machen.
Als Vater mache ich selbst die Beobachtung, dass Leute anscheinend gerade gekauftes, noch verpacktes Toastbrot an Enten verfüttern. Das ist übrigens auch verboten, wie es Schilder selbst Leuten, die nicht lesen können, deutlich machen.
Aber was ist eigentlich das Problem?
darüber zeigte sich unter anderem Michael Seiberlich, Stadtrat der CDU: „Ich kann mir vorstellen, dass ein Taubenschlag die Tiere nur noch mehr anlockt und die Population auf diese Weise wächst“, sagt er. Das könne man laut Stemmer aber durch die Wegnahme der Eier kontrollieren.
Auch die bauliche Situation in Tuttlingen macht die Errichtung eines Taubenschlages nicht einfach: „Durch die Feuerschutzgassen, die nach dem Stadtbrand errichtet wurden, gibt es für die Tiere ideale Nistmöglichkeiten“, erklärt der OB. In Altstädten mit einer geschlossenen Bebauung hätten die Tauben diese Möglichkeiten nicht.
Außerdem sei so ein Taubenschlag auch nicht ganz billig: Alleine die Baukosten würden sich auf rund 20 000 Euro belaufen. Auch die Pflege eines solchen Schlages sei sehr zeitintensiv, denn die Tauben müssten täglich gefüttert und die Behausung gereinigt werden. „Wir können dafür keine neuen Leute einstellen“, erklärt Beck. Genau deshalb möchte Stemmer nun auch den Verein gründen, dessen Mitarbeiter die Aufgaben ehrenamtlich übernehmen würden.
„Der Wille, diesen Verein zu gründen, ist da“, betont Stemmer. Einige Ehrenamtliche, die die Schläge betreuen, seien bereits gefunden. Auch die Stadt will mit dem neu zu gründendem Verein zusammenarbeiten.
Haben wir zu viele Lebensmittel, sind sie zu preiswert, dass man kiloweise Essen auf Plätze oder Fußwege werfen kann? Oder mag man Brot, das einige Tage alt ist, nicht mehr selbst essen? Klar scheint: Es ist ein Luxusproblem. Das Essen wird von einigen im Überfluss nicht zur eigenen Ernährung gebraucht.
Mein Vorschlag: Bedachter einkaufen, überschüssige Lebensmittel frühzeitig abgeben oder gleich Geld spenden. Dann muss man das Brot auch nicht verfüttern. So ließe sich die Taubenpopulation übrigens auch klein halten. Und es müsste nicht für 20 000 Euro ein Taubenschlag gebaut werden. Das Geld ist anders besser angelegt.
„Die Tiere sind nervend“,
„Menschen fehlt es an Disziplin“, sagt Matthias Jansen
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