Kritik an Reformplänen zur Priesterausbildung
BONN/TÜBINGEN (dpa/KNA) - Die katholische Kirche in Deutschland will ihre künftigen Priester an deutlich weniger Universitäten ausbilden als bisher. Ein Arbeitspapier der Deutschen Bischofskonferenz (DBK) sieht für die Hauptstudienphase nur noch die Unis in München, Münster und Mainz vor. Eine Entscheidung über die Standorte sei aber noch nicht gefallen, teilte der Ständige Rat der DBK in Bonn mit.
Die Kirche reagiert damit auf den starken Rückgang der Zahl der Priesteramtskandidaten in Deutschland. Die katholisch-theologischen Fakultäten zeigten sich besorgt: Die Mitteilung der Bischöfe führe „zu Spekulationen über die Zukunft der Fakultäten für Katholische Theologie in Deutschland“, erklärte die Tübinger Professorin Johanna Rahner. „Denn in der Regel ist die Existenz dieser Fakultäten an staatlichen Hochschulen an die institutionelle Priesterausbildung gebunden.“An vielen Universitäten spiele die Theologie eine wichtige Rolle auch in der Zusammenarbeit mit anderen Fächern, betonte die Vorsitzende des Katholisch-Theologischen Fakultätentags.
Die Autoren des Arbeitspapiers begründen ihre Pläne damit, dass „hinreichend große Lerngruppen“nötig seien, sowie „akademische Orte, die eine gemeinsame Ausbildung aller pastoralen Dienste gestatten“. Der Vorschlag mündet daher in einer „Gewichtung der Ausbildungsstandorte“, die eine „bestmögliche Ausbildung der künftigen Priester ermöglichen soll“. Auch die Ausbildung der Gemeinde- und Pastoralreferentinnen und Pastoralreferenten sowie der Ständigen Diakone solle dabei berücksichtigt werden.
Früher hatte – mit Ausnahme der ostdeutschen Bistümer – fast jedes Bistum ein eigenes Priesterseminar. Angesichts der zurückgehenden Zahl der Priesteranwärter hatten sich zuletzt bereits mehrere Bistümer zusammengetan, um Priesteranwärter gemeinsam auszubilden.
Die Zahl der Priesterweihen in der katholischen Kirche in Deutschland hat sich seit Jahren auf einem niedrigen Niveau eingependelt: 2018 waren es insgesamt 60 in den 27 Bistümern, in den Jahren davor waren 74, 77 und 58 Neupriester geweiht worden.