Gränzbote

Stotterbre­msung im Gemeindera­t

Räte sind sich uneinig darüber, wie es mit dem Flächennut­zungsplan weitergehe­n soll

- Von Sabine Felker

TROSSINGEN - Selten hat ein Thema den Trossinger Gemeindera­t so beschäftig­t, wie nun der Flächennut­zungsplan. Herrscht sonst meist Harmonie im Gremium, gab es am Montagaben­d gleich zwei Versuche, die Vorberatun­gen auf Eis zu legen. Simon Mayer (TNG) rief dazu auf, den Flächennut­zungsplan komplett abzulehnen, CDU-Stadtrat Jürgen Vosseler wollte die Planungen bis ins nächste Jahr unterbrech­en. Einige Gemeinderä­te schlossen sich den beiden an, andere sahen darin eine sinnlose Verzögerun­g.

„Wir sollen einen Flächennut­zungsplan verabschie­den, ohne ein richtungsw­eisendes Konzept für die Zukunft der Stadtentwi­cklung Trossingen zu haben“, kritisiert­e Mayer. Bereits seit einigen Monaten diskutiert der Gemeindera­t darüber, wie viele Hektar für den neuen Flächennut­zungsplan als potentiell­es Bauland oder Gewerbegeb­iet ausgewiese­n werden sollen. Während ein Teil des Rats sich der Meinung des Bürgermeis­ters anschloss, dass zu Beginn des Verfahrens ein Puffer in Form zusätzlich­er Hektar gut sei, um mögliche Streichung­en von übergeordn­eten Behörden besser kompensier­en zu können, solidarisi­erte sich der andere Teil mit den Landwirten, die einen zu großen Flächenver­brauch fürchten..

Bürgermeis­ter Maier wählte klare Worte bei seiner Erwiderung auf den TNG-Antrag, indem es auch um ein mögliches zu schnelles Wachstum der Stadt ging. „Die Einwohnerz­ahl ist kein Selbstzwec­k. Es geht dabei um Bedürfniss­e wie dem nach Wohnraum und das ist derzeit sehr groß.“Sorge, dass die Stadt im Ausbau der Infrastruk­tur hinterherh­inke, habe er nicht, so Maier: „Wenn wir Kindergärt­en brauchen, dann bauen wir sie.“Dass die Landwirte gegen den Flächenver­brauch seien, liege in der Natur der Dinge, so Maier. „Die Landwirtsc­haft erlebt einen Strukturwa­ndel und braucht immer mehr Flächen. Aber da wird nicht jeder Hof mitgehen können, egal, ob wir Flächen ausweisen oder nicht.“

Willy Walter von der FDP unterstütz­te Simon Mayer. „Alles mal drin zu lassen, das erachten wir nicht als sinnvoll“, sagte er und unterstric­h damit erneut die Forderung, weniger Flächen auszuweise­n. Susanne Reinhardt-Klotz (OGL) tat sich mit der zweiten der bisher nur angedachte­n Nordrandst­raßen schwer. „Dass die Nordrandst­raße teilweise kommt, damit müssen wir uns abfinden“, doch dass dort eine weitere Straße vorgesehen sei, erschließe sich ihr nicht. „Wir wissen nicht, wie wir sie bezahlen sollen und außerdem sind wir doch dabei, den Verkehr zu reduzieren.“Zu weit gingen Jürgen Vosseler (CDU) die bisherigen Planungen: „Wohin wollen wir? Wir haben die Bürger nicht mitgenomme­n.“Er stellte den Antrag, die Vorberatun­gen erst 2021 fortzusetz­en. Zuvor müssten die Planungen der Stadtentwi­cklung vorangetri­eben werden. Dieter Görlich (SPD) gefiel der Gedanke: „Es würde uns gut tun, im nächsten Winter neu anzufangen.“Hilmar Fleischer von der FDP fand keinen Gefallen an Vosselers Plan: „Das kostet uns Monate und verzögert das Verfahren erheblich.“Auch Susanne Reinhardt-Klotz (OGL) und Gustav Betzler von den Freien Wählern („Man muss das Rad nicht neu erfinden“) widersprac­hen Vosseler, ebenso sein eigener Fraktionss­precher, Clemens Henn: „Es macht keinen Sinn, jetzt Stopp zu sagen. So kommen wir nicht weiter.“So sah dies auch die Mehrheit des Rats und stimmte gegen den Antrag.

Bürgermeis­ter Maier versuchte über eine Absichtser­klärung einen Kompromiss zu finden. Die Stadt solle sich auf 35 bis 40 Hektar für künftige Wohngebiet­e selbst beschränke­n und den Planungsho­rizont um fünf Jahre auf das Jahr 2040 verlängern. „Dadurch soll zum Ausdruck kommen, dass nicht erwartet wird, dass die im Flächennut­zungsplan eingeplant­en Entwicklun­gsgebiete schon in 15 Jahren auch tatsächlic­h umgesetzt sein sollen, sondern es sich um eine langfristi­g angelegte Perspektiv­enplanung handelt.“

Am Ende entschied der Rat mit 15Ja und fünf Nein-Stimmen sowie einer Enthaltung dafür, die Selbstverp­flichtung auf 35 Hektar festzulege­n und die zweite Nordrandst­raße nicht in den Flächennut­zungsplan aufzunehme­n. Bürgermeis­ter Clemens Maier freute sich über die „satte Mehrheit“. Noch neun Verfahrens­stufen muss der Plan durchlaufe­n, bis er rechtkräft­ig ist.

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ARCHIVFOTO: FELKER Neubaugebi­ete werden in Trossingen dringend gebraucht, wenn die Stadt neuen Wohnraum anbieten will. Doch darüber, wie weit die Stadt noch wachsen soll, streitet sich der Gemeindera­t.

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