Gut leben in Fridingen
Mit einem Projekt möchte die Stadt ermitteln, was es dazu braucht.
FRIDINGEN - Was braucht es, um als Bürger in der Stadt Fridingen gut leben zu können? Nicht weniger als um diese einfache, aber durchaus vielschichtige Frage geht es beim Förderprogramm „Gemeinde- und Quartiersentwicklung 2020“. In dieses ist die Stadt erfolgreich aufgenommen worden, um das Projekt „Miteinander – aktiv umsorgt“auf den Weg zu bringen. Mit einer Bürgerbefragung soll der Bedarf für Angebote und Hilfsmöglichkeiten ermittelt werden. Dabei geht es um eine verbesserte Versorgung und Teilhabe von Senioren. Aber nicht nur.
Zwar spielt bei dem Projekt die Zielgruppe im Zuge der demografischen Entwicklung die Hauptrolle, doch die Datenerhebung mittels eines Fragebogens richtet sich an die gesamte Bevölkerung. So zielen die Fragen im ersten Abschnitt des zweiteiligen und neun Seiten starken Fragebogens auf Bürger ab 16 Jahren. Erst in einem zweiten Abschnitt stehen die Auskünfte von Menschen ab 40 im Fokus. „Das soll keine Bürgerbefragung nur für Senioren sein. Aber ich kann auch nicht einen 16-Jährigen heute fragen, wie er mit 80 Jahren leben möchte“, betonte Peter Beck, ehemaliger Geschäftsführer der Stiftung Vinzenzvon-Paul, der das Projekt begleitet.
Die sogenannte aktivierende Bürgerbefragung ist allerdings nur der Auftakt, der idealerweise in einem Bürgerbeteiligungsprozess gipfeln soll. Dieser wurde bereits im November 2018 und Mai 2019 in einem Workshop angeschoben, an dem neben der Verwaltung und Peter Beck auch sämtliche Akteure teilgenommen hatten, die beruflich oder ehrenamtlich in Berührung mit der Seniorenarbeit vor Ort kommen. In den Austauschgesprächen ging es um die Schwerpunktthemen, auf die sich im weiteren Verlauf des Projekts „Miteinander – aktiv umsorgt“konzentriert werden sollte.
Dank der überraschenden Aufnahme in das Förderprogramm kann der Bürgerbeteiligungsprozess nun aktiv angegangen werden. Auf 90 000 Euro werden die Kosten veranschlagt, 72 000 Euro fließen als Landeszuschuss in das Projekt. Dabei ist vom Rat die AGP Sozialforschung aus Freiburg, als Teil des Innovationsund Forschungsverbundes FIVE an der Evangelischen Hochschule, mit der Sozialstudie im Rahmen der Bürgerbefragung beauftragt.
So ist der anonyme Fragebogen in verschiedene Bausteine gegliedert, nach denen gefragt wird: Leben in der Stadt Fridingen, Mobilität und Alltagsversorgung, Wohnen, Familie und Soziales, neue (Wohn-)Angebote in Fridingen, Engagement, Fragen zur Person, Hilfe und Unterstützung im Alter sowie Wohnen im Alter und bei Pflegebedürftigkeit. In dem Fragenkatalog geht es beispielsweise um die Infrastruktur vor Ort: Einkaufsmöglichkeiten, Kinderbetreuung, Vereine, Kurzzeitpflege, Wohnen, medizinische Versorgung oder
Gastronomie. Neben dem Abklopfen, welche Versorgung denn in Fridingen vorhanden ist, zielt der Fragenkatalog im weiteren Verlauf dann auf die Nutzung vorhandener Angebote sowie die Wünsche nach nicht vorhandenen Einrichtungen. Schließlich münden die Fragen in den Bereich des ehrenamtlichen Engagements, was das schlussendliche Ziel des Bürgerbeteiligungsprozesses sein soll.
Somit ist die Bedarfsermittlung durch das Freiburger Institut nicht bloß eine Sammlung von Daten, die nach der Auswertung darlegt, was fehlt, sondern was gemacht werden muss, damit etwas nachhaltig entstehen kann. Was erwarte ich von meiner Stadt und was wünsche ich mir für meine Umgebung? Der Erwartungshaltung der Bürger wird durch die empirischen Untersuchungsergebnisse gegenübergestellt, was der Einzelne denn gewillt ist beizusteuern, um die Lebensqualität in Fridingen aufzuwerten und was es braucht, um neue Bedarfe zu decken und Bedürfnisse zu erfüllen. Das gewünschte Ergebnis steht im Grunde bereits fest: verstärktes bürgerschaftliches und ehrenamtliches Engagement.
Dabei nimmt das Thema Leben im Alter eine dominierende Rolle ein. „Es sollte für alle bedenkenswert sein: Das soziale Umfeld spielt eine große Rolle. Es gibt in Deutschland mittlerweile 300 verschiedene Wohnformen, die man sich vor 20 Jahren nicht vorgestellt hätte. In diesem Thema ist eine große Dynamik drin“, sagte Beck vor dem Gemeinderat. Altersgerechtes Wohnen, integrierte Pflege, aber auch Mehrgenerationenlösungen seien dabei nur einige wenige Beispiele, die je nach Bedarf und Eignung in Frage kämen. „Vor allem offene Angebote liegen im Trend. Der ländliche Raum lebt aber gerade vom Engagement der Bürgerschaft“, mahnte Beck, dass große Erwartungen an dieses Projekt auch in hohem Maße an die Mithilfe und Unterstützung der Bürger geknüpft sind.