Kommunale Männerwelt
Frauen sind in der Führung öffentlicher Firmen einer Friedrichshafener Studie zufolge unterrepräsentiert
FRIEDRICHSHAFEN (dpa) - Frauen kommen in den Topetagen kommunaler Unternehmen einer Studie zufolge vor allem in den Bereichen voran, die in der Corona-Pandemie von Bedeutung sind. Nach einer Auswertung der Zeppelin Universität Friedrichshafen liegt der Anteil weiblicher Führungskräfte in 69 größeren Städten im Bereich Gesundheit und Soziales im Schnitt bei gut 33 Prozent und in Krankenhäusern bei gut 25 Prozent.
Insgesamt sind Frauen im Topmanagement kommunaler Firmen den Angaben zufolge weiter unterrepräsentiert. Ihr Anteil stieg verglichen mit dem Frühjahr 2019 geringfügig um 0,4 Prozentpunkte auf durchschnittlich 19,7 Prozent. Damit sind 432 der insgesamt 2196 Führungspositionen mit Managerinnen besetzt.
Der Hauptgeschäftsführer des Verbandes kommunaler Unternehmen (VKU), Ingbert Liebing, sieht nach wie vor Nachholbedarf. „Uns ist bewusst, dass dies ein Prozess ist. Viele kommunale Unternehmen sind hier bereits auf einem guten Weg und nehmen die Aufgabe an: Mehr Frauen und diverse Führungsteams werden gefördert – Nachzügler müssen jetzt handeln“, teilte Liebing am Dienstag mit. Ziel müsse sein, noch gezielter Frauen zu fördern und für Führungspositionen zu gewinnen, systematisch zu entwickeln und auch zu halten.
Spitzenreiter bei den Bundesländern ist mit 35,7 Prozent Berlin, Schlusslicht Rheinland-Pfalz mit 10,3 Prozent. Insgesamt liegen 10 der 14 Städte mit mehr als 30 Prozent weiblich besetzter Top-Managementpositionen in Ostdeutschland. „Insgesamt zeigt sich demnach weiterhin ein deutliches Gefälle zwischen Ost und West, das sich aber im
Vergleich zu den Vorjahren weiter verringert hat“, heißt es in der Studie.
In Baden-Württemberg sind Frauen mit 17 Prozent weiterhin weniger vertreten als im Bundesdurchschnitt. In die Top-Riege des Städtevergleichs schafft es im Südwesten nur Freiburg mit einem Frauenanteil in den Chefetagen öffentlicher Unternehmen von rund 31 Prozent. Auch Karlsruhe liegt mit 30 Prozent noch weit über Bundesdurchschnitt. Stuttgart kann lediglich einen Anteil von 11,5 Prozent vorweisen, in Heidelberg gibt es der Untersuchung zufolge derzeit gar keine Managerinnen bei öffentlichen Unternehmen.
Auch Bayern hat Nachholbedarf. München landet mit 14,9 Prozent auf dem 40. Platz, Augsburg und Ingolstadt kommen jeweils auf 11,1 Prozent, was sie im Ranking auf den 50. Platz setzt. Deutschlandweiter Spitzenreiter bei den Städten ist Offenbach am Main. Die hessische Stadt kommt auf 56,5 Prozent.
Untersucht wurden 1469 öffentliche Unternehmen wie Stadtwerke oder Krankenhäuser in 69 Städten. Verglichen wurden Stadtstaaten, Landeshauptstädte und die vier größten Kommunen je Bundesland. Aus Sicht der Forscher unterstreicht die jüngst vom Bundeskabinett beschlossene erste ressortübergreifende Gleichstellungsstrategie die Bedeutung des Themas. Zu den Zielen der Strategie gehört zum Beispiel, mehr Frauen in Führungspositionen zu bringen, die Vereinbarkeit von Familie und Beruf zu fördern oder die Sorgearbeit zwischen Männern und Frauen gerechter zu verteilen. Die Gleichstellung von Männern und Frauen soll künftig in allen Gesetzen und Förderprogrammen des Bundes stärker berücksichtigt werden.