Immer mehr „NSU 2.0“-Drohmails tauchen auf
FRANKFURT (dpa) - In der Affäre um rechtsextreme Drohmails sind weitere Fälle bekannt geworden. Der Anwalt Mehmet Daimagüler aus Nordrhein-Westfalen erhielt nach eigenen Angaben ebenfalls eine Nachricht mit der Kennung „NSU 2.0“. Daimagüler, der unter anderem Opfer im NSU-Prozess vertreten hatte, bestätigte den Eingang am Donnerstag auf Anfrage der Deutschen Presse-Agentur. Daimagüler sagte, er bekomme sehr oft rechtsextreme Drohmails – dies sei aber die erste mit dem Absender „NSU 2.0“gewesen.
Wie das ZDF am Donnerstag bestätigte, erhielt auch die TalkshowModeratorin Maybrit Illner eine entsprechende Mail, in der sie mit dem Tode bedroht wird. Betroffen von einer Drohmail ist nach HRInformationen auch die taz-Autorin Hengameh Yaghoobifarah.
Dass gerade engagierte und selbstbewusste
Frauen rechtsextremen Bedrohungen ausgesetzt sind, ist aus Expertensicht kein Zufall. „Es gibt in der rechtspopulistischen und rechtsextremen Wahrnehmung einen Grundfeind neben der liberalen Demokratie – und das ist die Frauenbewegung, die Frauenemanzipation“, sagt der Kasseler Politologe Wolfgang Schroeder. „Diese wird von vorneherein als Provokation erachtet.“Die Ablehnung von Emanzipation im rechten Spektrum sei nicht neu, aber: „In der öffentlichen Wahrnehmung wird der Rechtsextremismus und -populismus sehr stark verkürzt auf Rassismus und anti-elitäre Positionen.“
Wenige Tage nach dem Rücktritt von Hessens Landespolizeipräsident Udo Münch in der Drohmail-Affäre steht sein Nachfolger fest: Roland Ullmann wird den Posten übernehmen. Innenminister Peter Beuth muss sich voraussichtlich am Dienstag in einer Sondersitzung des Innenausschusses im hessischen Landtag zu der Drohmail-Affäre den Fragen der Abgeordneten stellen. SPD und Linke forderten, dass die Sondersitzung öffentlich ist und eine Übertragung per Livestream erfolgt.