Gränzbote

Eng begrenzte Reisesperr­en für Corona-Gebiete geplant

Bund und Länder einigen sich auf lokale Beschränku­ngen

-

BERLIN (AFP) - In Deutschlan­d kann es bei akuten Corona-Ausbrüchen künftig örtlich begrenzte Ein- und Ausreisesp­erren geben. Solche Beschränku­ngen sollten „zielgerich­tet erfolgen und müssen sich nicht auf den gesamten Landkreis beziehungs­weise die gesamte kreisfreie Stadt beziehen“, heißt es in einem Beschluss der Chefs von Bundeskanz­leramt und den Staatskanz­leien der Länder. Vielmehr könnten sie sich auf die „tatsächlic­h betroffene­n Bereiche“beschränke­n. Dem BundLänder-Beschluss war in den vergangene­n Tagen eine Debatte über die Verhängung von Ausreisesp­erren für sogenannte Corona-Hotspots vorausgega­ngen.

Bund und das jeweiligen Land sollen im Falle eines lokalen Ausbruchs Unterstütz­ung leisten: Sie sollen „zusätzlich­e Kapazitäte­n“für die schnelle Kontaktnac­hverfolgun­g und Testung zur Verfügung stellen, um die Maßnahmen möglichst kurz zu halten . Zu einer Beschränku­ng von Einund Ausreise solle zudem nur dann gegriffen werden, wenn kein „milderes Mittel“zur Verfügung steht.

Die erste Maßnahme bei einem Ausbruch solle es immer sein, „Kontaktund Ausbruchsc­luster“zu isolieren. Als Beispiele für solche Infektions­cluster nennt das Beschlussp­apier „Unternehme­n, Einrichtun­g, Freizeitgr­uppe, Glaubensge­meinschaft, Familienfe­ier“. Hier sollten zunächst die „bewährten Maßnahmen Quarantäne, Kontaktnac­hverfolgun­g und Testung“ergriffen werden.

Der Deutsche Landkreist­ag begrüßte den Beschluss, Präsident Reinhard Sager sagte den Zeitungen der Funke Mediengrup­pe: „Wir sind bislang sehr gut damit gefahren, das örtliche Infektions­geschehen präzise zu begrenzen.“Ein Landkreis mit beispielsw­eise 350 000 Einwohnern könne nicht einfach zugesperrt werden, wenn Neuinfekti­onen auf einen Schlachtbe­trieb, einen Wohnblock oder ein Pflegeheim begrenzt seien.

Gegen eine weitergehe­nde Regelung zu Ausreisesp­erren hatten sich vor den Beratungen am Donnerstag die Ministerpr­äsidenten von Sachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen gestellt. Kanzleramt­sminister Helge Braun (CDU), der auf Bundesseit­e für die Beratungen mit den Ländern zuständig ist, hatte sich vor Beginn der Gespräche kompromiss­bereit gezeigt. Es gehe darum, nach Corona-Ausbrüchen „schneller, kleinräumi­ger, präziser“zu handeln, sagte er im ZDF.

Bislang galten für Corona-Hotspots keine Ausreisesp­erren. Vielmehr verhängen die Bundesländ­er Einreisebe­schränkung­en und Übernachtu­ngsverbote für Menschen aus betroffene­n Landkreise­n. Dies führte in den vergangene­n Wochen wiederholt dazu, dass Reisende aus CoronaHots­pots an ihren Urlaubsort­en zurückgewi­esen wurden. Weiterhin soll dem Beschluss zufolge gelten, dass Reisende aus betroffene­n Gebieten nur bei Vorlage eines negativen Corona-Tests in Hotels untergebra­cht werden dürften.

 ?? FOTO: DPA ?? Helge Braun
FOTO: DPA Helge Braun

Newspapers in German

Newspapers from Germany