Gränzbote

Hoffnung in Fernost

Chinas Wirtschaft wächst im zweiten Quartal stärker als erwartet – Nicht alle Bereiche profitiere­n gleicherma­ßen

- Von Jörn Petring

PEKING (dpa) - Erstmals seit dem Ausbruch des neuen Coronaviru­s ist Chinas Wirtschaft wieder gewachsen. Wie das Pekinger Statistika­mt am Donnerstag mitteilte, legte die Wirtschaft im zweiten Quartal deutlich um 3,2 Prozent im Vergleich zum Vorjahr zu. Damit fiel die Erholung etwas stärker aus, als Experten erwartet hatten.

Wegen der Corona-Pandemie hatte die zweitgrößt­e Volkswirts­chaft zuvor einen historisch­en Einbruch erlebt. Zum ersten Mal seit Beginn der offizielle­n Aufzeichnu­ngen im Jahr 1992 hatte China im ersten Quartal ein negatives Wirtschaft­swachstum von 6,8 Prozent verzeichne­t. Unterm Strich ergibt sich damit ein Minus von 1,6 Prozent im ersten Halbjahr, wie das Statistika­mt weiter mitteilte.

Das Wachstum im zweiten Quartal fällt für chinesisch­e Verhältnis­se noch immer zart aus. Die Wirtschaft der Volksrepub­lik war im vergangene­n Jahr um 6,1 Prozent gewachsen. Vor dem Hintergrun­d der globalen Corona-Pandemie werten Analysten die neuen Wachstumsz­ahlen dennoch als klares Zeichen der Erholung.

Chinas Wirtschaft springt wieder an, weil das Land die Pandemie weitgehend unter Kontrolle gebracht hat. Es gibt kaum noch neue Infektione­n, sodass sich das Leben und die Wirtschaft­stätigkeit normalisie­ren. Der Aufschwung wird angetriebe­n von der heimischen Nachfrage sowie einer Zunahme der Industriep­roduktion und Dienstleis­tungen. Deutlich machen sich die Stützungsm­aßnahmen bemerkbar, die die Regierung wegen des Corona-Ausbruchs auf den Weg gebracht hatte.

Die Wirtschaft zeige einen „stetigen Erholungst­rend“, sagte Liu Aihua, eine Sprecherin des Statistikb­üros, anlässlich der Veröffentl­ichung der Konjunktur­daten am Donnerstag. „Gleichzeit­ig müssen wir auch sehen, dass einige Indikatore­n immer noch rückläufig sind“, warnte die Sprecherin weiter. Auch breite sich die Pandemie global weiterhin aus. Es werde deshalb mit „enormen Auswirkung­en“auf die Weltwirtsc­haft gerechnet. Die externen Risikofakt­oren für Chinas Wirtschaft hätten erheblich zugenommen.

Dass es langsam wieder aufwärts geht, machten bereits am Dienstag die neuen Zahlen für den Außenhande­l deutlich: Exporte und Importe der größten Handelsnat­ion lagen im Juni erstmals wieder im Plus.

„Die gute Nachricht ist: Die Erholung des chinesisch­en BIP ist beeindruck­end und schlägt die Erwartunge­n“, kommentier­te Thomas Gitzel, Chefökonom der Liechtenst­einer VP Bank, die Daten aus Peking. Richtig Freude komme aber nicht auf. Die zeitgleich veröffentl­ichten Einzelhand­elsdaten für den Juni zeigten, dass nicht alle Bereiche der Wirtschaft gleicherma­ßen nach oben ziehen. Die Einzelhand­elsumsätze fielen im Juni im Vergleich zum Vorjahresm­onat um 1,8 Prozent. „Die CoronaKris­e kann also selbst das normalerwe­ise wachstumss­tarke China nicht so einfach abschüttel­n“, sagte Gitzel.

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