Höhenflüge mit einem Vorarlberger Meisterduo
Aaron Pilsan und Kian Soltani begeistern bei der Schubertiade in Hohenems
HOHENEMS - Endlich wieder LiveKonzerte, endlich wieder Schubertiade: Nachdem die Konzertwochen in Schwarzenberg coronabedingt abgesagt wurden, finden die Julikonzerte mit jungen Künstlern im Markus-Sittikus-Saal in Hohenems statt. Da das stets ausverkaufte „Heimspiel“des Cellisten Kian Soltani und des Pianisten Aaron Pilsan auch unter den geltenden Abstandsregeln stattfinden sollte, musizierte das Vorarlberger Dreamteam sein Programm an zwei Tagen: Große Kammermusik voller Energie und in symbiotischer Verbindung – die Freude der Musiker, wieder auf einer Bühne zu spielen, war mindestens ebenso groß wie die Freude des Publikums, diese wieder live zu erleben. Musik braucht Publikum, das ist nach diesen langen Wochen der Stille und der Streamingangebote deutlich geworden. Mit Maskenpflicht im Foyer und Abstand in den Reihen ist auch hier alles geregelt.
Masken hat sich der russische Komponist Igor Strawinsky in seiner „Suite italienne“, aus dem Ballett „Pulcinella“zusammengestellt, auch aufgesetzt: Der Geist der Commedia dell’arte sprudelt durch diese Sommermusik im alten Stil, in der „Serenata“lauscht man dank Kian Soltanis prächtigem Celloton der schwärmerisch sehnsüchtigen Ballade eines Baritons, während die duftigen Klänge der Gitarre im Klavier eingefangen sind. Mit Witz und Biss machen die Künstler, die seit acht Jahren zusammen musizieren, sich diese Musik zu eigen.
Die Selbstverständlichkeit und Gleichberechtigung in ihrem Zusammenspiel zeigen sich noch mehr in Beethovens fünfter und letzter Sonate op. 102/2. Kernstück ist der so ausdrucksreiche Mittelsatz, in den sie sich mit großer Ruhe und Innigkeit versenken, in dem sie still werden, bevor sie das riesige Gebäude der Schlussfuge errichten: Was manchmal spröde klingt, verwandeln sie in spielerisch akzentuierte Leichtigkeit. Großer Jubel bereits zur Pause!
Kurz und treffend moderieren die beiden Musiker auch ihr Programm, schaffen Verbindungen zwischen Strawinsky und Beethoven oder zwischen Schostakowitsch und Piazzolla. Auf diese Weise eingestimmt, taucht man in die so kontrastreiche und intensive Cello-Sonate von Schostakowitsch aus den 1930er-Jahren ein, erlebt große Emotionen zwischen romantischem Aufschwung, fahler Elegie und bissigem Rundtanz.
Aaron Pilsan und Kian Soltani sind Meister der Farben, der warmen Fülle und grellen Tonwiederholungen, wühlen im Schmerz und freuen sich an der Ironie. Und in Astor Piazzollas „Le Grand Tango“lassen sie sich davontragen vom unendlichen Flow des Rhythmus und dieser konzertanten Verwandlung argentinischer Volksmusik. Zum Ausatmen nach diesem süffigen Stück verabschieden sich die Künstler mit Schuberts „Du bist die Ruh“.
Die Schubertiade Hohenems wird bis Sonntag mit Liederabenden fortgesetzt. Hierfür gibt es noch Karten: www.schubertiade.at