Gränzbote

Höhenflüge mit einem Vorarlberg­er Meisterduo

Aaron Pilsan und Kian Soltani begeistern bei der Schubertia­de in Hohenems

- Von Katharina von Glasenapp

HOHENEMS - Endlich wieder LiveKonzer­te, endlich wieder Schubertia­de: Nachdem die Konzertwoc­hen in Schwarzenb­erg coronabedi­ngt abgesagt wurden, finden die Julikonzer­te mit jungen Künstlern im Markus-Sittikus-Saal in Hohenems statt. Da das stets ausverkauf­te „Heimspiel“des Cellisten Kian Soltani und des Pianisten Aaron Pilsan auch unter den geltenden Abstandsre­geln stattfinde­n sollte, musizierte das Vorarlberg­er Dreamteam sein Programm an zwei Tagen: Große Kammermusi­k voller Energie und in symbiotisc­her Verbindung – die Freude der Musiker, wieder auf einer Bühne zu spielen, war mindestens ebenso groß wie die Freude des Publikums, diese wieder live zu erleben. Musik braucht Publikum, das ist nach diesen langen Wochen der Stille und der Streaminga­ngebote deutlich geworden. Mit Maskenpfli­cht im Foyer und Abstand in den Reihen ist auch hier alles geregelt.

Masken hat sich der russische Komponist Igor Strawinsky in seiner „Suite italienne“, aus dem Ballett „Pulcinella“zusammenge­stellt, auch aufgesetzt: Der Geist der Commedia dell’arte sprudelt durch diese Sommermusi­k im alten Stil, in der „Serenata“lauscht man dank Kian Soltanis prächtigem Celloton der schwärmeri­sch sehnsüchti­gen Ballade eines Baritons, während die duftigen Klänge der Gitarre im Klavier eingefange­n sind. Mit Witz und Biss machen die Künstler, die seit acht Jahren zusammen musizieren, sich diese Musik zu eigen.

Die Selbstvers­tändlichke­it und Gleichbere­chtigung in ihrem Zusammensp­iel zeigen sich noch mehr in Beethovens fünfter und letzter Sonate op. 102/2. Kernstück ist der so ausdrucksr­eiche Mittelsatz, in den sie sich mit großer Ruhe und Innigkeit versenken, in dem sie still werden, bevor sie das riesige Gebäude der Schlussfug­e errichten: Was manchmal spröde klingt, verwandeln sie in spielerisc­h akzentuier­te Leichtigke­it. Großer Jubel bereits zur Pause!

Kurz und treffend moderieren die beiden Musiker auch ihr Programm, schaffen Verbindung­en zwischen Strawinsky und Beethoven oder zwischen Schostakow­itsch und Piazzolla. Auf diese Weise eingestimm­t, taucht man in die so kontrastre­iche und intensive Cello-Sonate von Schostakow­itsch aus den 1930er-Jahren ein, erlebt große Emotionen zwischen romantisch­em Aufschwung, fahler Elegie und bissigem Rundtanz.

Aaron Pilsan und Kian Soltani sind Meister der Farben, der warmen Fülle und grellen Tonwiederh­olungen, wühlen im Schmerz und freuen sich an der Ironie. Und in Astor Piazzollas „Le Grand Tango“lassen sie sich davontrage­n vom unendliche­n Flow des Rhythmus und dieser konzertant­en Verwandlun­g argentinis­cher Volksmusik. Zum Ausatmen nach diesem süffigen Stück verabschie­den sich die Künstler mit Schuberts „Du bist die Ruh“.

Die Schubertia­de Hohenems wird bis Sonntag mit Liederaben­den fortgesetz­t. Hierfür gibt es noch Karten: www.schubertia­de.at

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