Plötzlich eine gute Partie
Aston Martin hat sich in kurzer Zeit zur als attraktive Option für Vettel entwickelt
BUDAPEST (SID/dpa) - Neid muss man sich verdienen, heißt es. Und einige Teams in der Formel 1 schauen gerade durchaus missgünstig auf den Rivalen Racing Point, der bald Aston Martin heißen wird. Die neue Geschwindigkeit dieses pinken Autos brachte dem Rennstall einerseits einen offiziellen Protest der Konkurrenz ein – und eröffnet andererseits ziemlich plötzlich die Chance, Sebastian Vettel zu verpflichten.
„Jeder spricht gerade über Racing Point“, sagte der Hesse vor dem Großen Preis von Ungarn (Sonntag, 15.10 Uhr/RTL und Sky), „in den ersten beiden Rennen waren sie beeindruckend. Sie haben ein gutes Auto für dieses Jahr und damit gute Möglichkeiten, sich für nächstes Jahr noch zu verbessern.“Am Donnerstag bestätigte der viermalige Weltmeister zumindest „lose Gespräche“mit den Verantwortlichen des künftigen Aston-Martin-Teams.
Nicht nur die Bild-Zeitung berichtet, dass Vettel nach seinem Abschied von Ferrari am Jahresende zu Aston Martin wechseln könnte – und das ist durchaus bemerkenswert: Noch vor wenigen Wochen hätte ein solcher Wechsel wie ein Akt der Verzweiflung gewirkt, um irgendwie in der Formel 1 zu bleiben. Mittlerweile scheint die Option durchaus attraktiv.
Und das liegt nicht nur daran, dass im kommenden Jahr Aston Martin auf dem Auto steht und in Lawrence Stroll ein Milliardär die Geschicke als Mehrheitseigner lenkt.
Der Rennstall ist plötzlich auch sportlich ein Faktor in der Formel 1. Bei den beiden Auftaktrennen in Spielberg wurde deutlich, wie schnell die Racing Points wirklich sind.
Als Konkurrent dürfe man sich so langsam Sorgen machen, sagte etwa Red-Bull-Teamchef Christian Horner und schob einen ziemlich einleuchtenden Grund gleich nach: „Sie waren im Rennen teilweise schneller als der Mercedes.“
Schneller als der Branchenführer also, an dem sich Ferrari und Red Bull seit Jahren die Zähne ausbeißen. Sergio Perez, den Vettel im neuen Jahr ersetzen könnte, sei „vom 16. Startplatz wie ein heißes Messer durch die Butter nach vorne geglüht“, sagte Red-Bull-Motorsportberater Helmut Marko bei RTL: „In diesem Auto scheint sehr, sehr viel Potenzial zu stecken.“
Geschafft hat Racing Point das mit einem umstrittenen Konzept: Das Team aus Silverstone hat ziemlich offensichtlich den WeltmeisterMercedes von 2019 nachgebaut. Nun ist es in der Formel 1 nicht ungewöhnlich, erfolgreiche Konzepte abzukupfern, die Frage ist bloß, wie genau das geschieht: Nur anhand von Bildern? Oder wurden Informationen ausgetauscht? Letzteres ist in Bezug auf bestimmte Teile verboten.
Das Renault-Werksteam legte daher beim Weltverband Protest ein, nun wird untersucht, ob bei der Entstehung des RP20 alles mit rechten Dingen zuging. Racing Point allerdings gibt sich sehr selbstbewusst, gut möglich, dass der Protest letztlich abgewiesen wird.