„Tuttlingen von oben“in Sonderschau
Ausstellung im Fruchtkasten ist ab dem 24. Juli zu sehen - Einführung im Internet
TUTTLINGEN (pm) - „Tuttlingen von oben“heißt die nächste Ausstellung im Museum im Fruchtkasten. Sie zeigt Luftbilder aus den vergangenen gut 100 Jahren und öffnet am 25. Juli ihre Pforten. Da unter den derzeitigen Bedingungen eine Vernissage nicht möglich ist, gibt es eine Einführung im Internet zu erleben. Sie ist ab Freitag, 24. Juli, 19 Uhr unter www.museen-tuttlingen.de verfügbar.
Die in der Ausstellung gezeigten Luftbilder dokumentieren die bauliche Entwicklung der Stadt. Die ältesten Luftbilder entstanden am 15. Juli 1914, als das Luftschiff „Z VII“Tuttlingen überquerte. Es befand sich auf einer Fahrt von Friedrichshafen zu seinem Heimatflughafen Baden-Oos. Offensichtlich war ein Techniker an Bord, der aus Tuttlingen stammte, und über den die beiden Bilder zu Verwandten nach Tuttlingen gelangten. Diese Fotos dokumentieren den baulichen Zustand er Stadt kurz vor dem Ersten Weltkrieg. Das bedeutendste Bauprojekt, der Bau der Groß Bruck, ist gerade im Werden. Deutlich ist eine Notbrücke zu erkennen, die auf Höhe des heutigen Rathausstegs angelegt war, um den Verkehr während der Bauzeit der neuen Brücke umzuleiten.
Zu der Besatzung dieses Militärluftschiffs gehörte auch der Schorndorfer Paul Strähle (1893-1985). Nach dem Krieg erwarb er einige Militärflugzeuge und richtete eine private Linie für Post- und Passagierflüge ein. Von ihm stammen einige Fotos, die in den 1920er- und 1930er-Jahren entstanden und Tuttlingen, Möhringen und Nendingen zeigen.
Deutlich zu erkennen ist die Lage Tuttlingens in einem Tälerstern, der vor Millionen von Jahren geformt wurde, und der der Landschaft sein typisches Gesicht verleiht. Die Feldberg-Donau umfloss den Honberg und bildete einen Umlaufberg. Die Siedlung Tuttlingen wurde unter diesem Berg angelegt. Inzwischen hat sich die Bebauung um den Berg geschlungen und sich nahezu das gesamte Tal erobert.
Tuttlingen ist eine geplante Stadt mit großen Achsen und rechteckigen Quartieren. Nirgendwo kann man diese klare Struktur besser erkennen als aus der Luft, heißt es in einer Pressemitteilung zur Ausstellung. So wurde die Stadt nach dem Stadtbrand 1803 angelegt und später fortgeführt.
Bald entdeckte auch das Militär die Luftbildfotografie für sich. Fotos, die amerikanische Aufklärungsflugzeuge Ende Im Februar 1945 von Tuttlingen fertigten, sind deutliche Belege. Strategisch wichtige Punkte sind erfasst und bezeichnet. Für die
Nelkenkultur interessierten sich die Amerikaner ebenso wie für die großen Schuhfabriken und Instrumentenhersteller. Brücken, der Bahnhof und die Kreisverwaltung der NSDAP waren von großem strategischem Interesse und kamen als Bombardierungsziele in Betracht.
Gar mancher wird das Phänomen bereits kennen: Sobald man von der Erde abhebt, verändert sich die Perspektive. Es wird schwerer, Orte, Straßen oder Gebäude zuzuordnen. Zugleich erweitert sich auch der Horizont. Dieses Phänomen kann man an den Luftaufnahmen bestaunen.
Die Ausstellung ist ab Samstag,
25. Juli, im Hugo-Geißler-Saal des Fruchtkastens zu sehen und ist bis
13. Dezember immer samstags, sonntags, dienstags und donnerstags von 14 bis 17 Uhr geöffnet.