Glasfaser kriecht in die Gemeinden auf dem Land
Durch Homeoffice ist schnelles Internet noch wichtiger geworden – eine Übersicht
HEUBERG/PRIMTAL - Für fast die Hälfte der deutschen Arbeitnehmer hat die Corona-Krise eine Neuerung gebracht: Arbeiten von zu Hause aus über das Internet. So schreibt es der deutsche Digitalverband Bitkom in einer Pressemitteilung.
Für die Arbeitgeber ist das Internet noch wichtiger geworden. Nach Umfragen der IHK SchwarzwaldBaar-Heuberg setzt ein großer Teil der Betriebe auf Digitalisierungsprozesse, um aus der Krise zu finden.
Mehr denn je braucht die Region dafür schnelle Internetverbindungen. Im ersten Teil unserer Serie hatten wir berichtet, warum GlasfaserKabel für diese Verbindungen wichtig sind. Wie versprochen schauen wir jetzt in die einzelnen Gemeinden.
Deilingen: Die nördlichste Gemeinde im Gebiet des Heuberger Boten hat noch keine Glasfaser, plant aber einen flächendeckenden Ausbau (wir haben berichtet). Der kostet fast drei Millionen Euro, 90 Prozent davon fördern Bund und Land. Bis Ende September soll die Strecke von Wehingen her an die Gemarkungsgrenze fertig sein. 530 Grundstücke liegen im Deilinger Ausbaugebiet, etwa 60 Prozent der Eigentümer wollen einen Hausanschluss. Noch 2020 sollen die Bauarbeiten beginnen. Mit den Glasfaserkabeln können auch Hausanschlüsse Geschwindigkeiten von bis zu zehn GBit pro Sekunde erreichen.
Wehingen: In Wehingen gibt es gute Nachrichten: 750 000 Euro kriegt die Gemeinde vom Bund für den Glasfaser-Ausbau. Der Backbone kommt aus Gosheim und soll von Wehingen aus auch Deilingen (siehe oben) und Reichenbach anbinden. Auf eigene Kosten schließt die Gemeinde das Gewerbegebiet an der Tankstelle im Norden an. Die Wehinger Privathaushalte sind über die Koaxialkabel von Vodafone so angeschlossen, dass laut Frank Bauer noch kein Ausbau ansteht. Ist die Breitband-Versorgung der Haushalte noch zu gut, geben Bund und Land kein Geld für die Ausbauprojekte, die dann zu teuer werden für die Gemeinden. Lediglich im Ortsteil Harras gibt es im Moment Flecken, die noch sehr schlecht angebunden sind.
Gosheim: In Gosheim wird zur Zeit fleißig am Glasfasenetz gebaut. Die Backbone-Leitung soll sich von hier verzweigen und einerseits nach Wehingen führen, anderseits aber auch Bubsheim anbinden. Fünf Kilometer Backbone verlegt die Breitbandinitiative BIT nach eigenen Angaben hier, dafür gibt’s 650 000 Euro Förderung. Angeschlossen werden aber zunächst nur Gewerbegebiete und Häuser an der Glasfasertrasse.
„Im Rest des Orts ist die Anbindung noch zu gut, um einen geförderten Ausbau machen zu können“, sagt BIT-Geschäftsführer Frank Baur. Für ganz Gosheim würde das etwa 6,6 Millionen kosten. Bürgermeister André Kiellack freut sich: „Mit dem jetzigen Bauabschnitt werden fast alle Betriebe in Gosheim an das Glasfasernetz angeschlossen.“Der Anschluss der Privathaushalte dauere noch, auch weil die Gemeindefinanzen durch die Corona-Krise belastet sind.
Reichenbach: In Reichenbach ist der Backbone-Anschluss für nächstes Jahr geplant. Ein Anschluss von Rathaus, Gewerbe- und Neubaugebieten ist vorgesehen. „In Reichenbach gibt es aber im Moment relativ wenig Aussicht auf Förderung“, sagt Frank Baur.
Frittlingen: In Frittlingen ist der Glasfaser-Backbone schon 2019 angekommen. „Dieses Jahr wurde das Kabel an den Betreiber Netcom BW übergeben, ab Herbst sollte es laufen“, sagt Frank Baur. In Frittlingen sind im Zuge der Verlegung etwa 70 Hausanschlüsse entstanden, ebenso sind die Gewerbegebiete versorgt. 500 000 Euro hat das gekostet, 300 000 Euro kamen dazu als Fördergelder vom Land.
Denkingen: In Denkingen wird derzeit die Hauptstraße saniert. In dem Zuge verlegt die Gemeinde mit der BIT auch die Backbone-Kabel , das kommt aus Frittlingen in die Gemeinde. Insgesamt kostet die Verlegung in Denkingen 1,4 Millionen Euro. Das Rathaus und der Kindergarten bekommen einen eigenen Anschluss.
Aldingen: Auch in Aldingen liegt das Backbone-Kabel bereits. „Für 300 000 Euro ist eine Leitung in die Gemeinde und ein Verteilerhäuschen entstanden“, erklärt Bürgermeister Ralf Fahrländer. In Aldingen wurden auch die Gewerbe angeschlossen, auch hier ist die Versorgung
durch die Koaxialkabel von Vodafone so gut, dass noch keine Förderung eines Ausbaus in Sicht wäre.
Aixheim: Schwieriger sieht es im Ortsteil Aixheim aus. Hier liegt noch kein Backbone. „Für den müssen wir erst noch ein kurzes Teilstück von Aldingen her legen und einen Verteiler bauen“, sagt Baur. Die Gemeinde habe allerdings signalisiert, dass der
Ausbau noch nicht so dringend sei. Auch in Aixheim sei über das Koaxialkabel für einen guten Anschluss gesorgt.
Spaichingen: Die Stadt ist durch die privaten Netzversorger relativ gut angeschlossen. „Das ist der beste Markt im Primtal, da ist die Not nicht so groß“, sagt Baur. Trotzdem möchte die BIT 2021 eine Backbone-Leitung von Durchhausen über Gunningen und Hausen nach Spaichingen legen. Die Schulen sollen möglichst bald einen Anschluss bekommen. Nach dem Wechsel auf dem Bürgermeisterposten sei aber auch ein Wechsel bei den Glasfaser-Strategien denkbar.
Hausen: In Hausen kommt der Backbone wahrscheinlich 2021 mit dem Kabel aus Durchhausen Richtung
Spaichingen. Eine Not besteht im Ort aber laut Frank Baur nicht, schließlich sei der Ort schon gut versorgt. Für den weiteren Ausbau warte man noch auf Förderung.
Balgheim: In Balgheim liegt zwar schon ein Backbone-Kabel, das Dürbheim und Rietheim verbindet. In die Gemeinde liegt noch kein Kabel. Frank Baur sagt: „Bisher hat die Verwaltung da noch keine Dringlichkeit signalisiert, dass das bald sein muss.“Allerdings wolle er sich noch mit dem neuen Bürgermeister Nathanael Schwarz darüber austauschen.
Dürbheim: In Dürbheim wird das Backbone-Kabel im Moment gebaut. Die Fertigstellung erwartet Baur im August. Dürbheim gibt dafür etwa 300 000 Euro aus, vom Land kommen weitere 200 000 Euro. Angeschlossen werden in Dürbheim zunächst auch die Gewerbe- und Neubaugebiete.
Mahlstetten: In Mahlstetten ist Glasfaser noch Zukunftsmusik. Zwar liegen schon Leerrohre der Netcom von Böttingen her, verlegt wird aber erst später. „Für die Gemeinde ist das auch finanziell schwierig.“Trotz Förderung kostet kein Projekt der BIT unter 300 000 Euro. In Mahlstetten wird sich nach Bauers Einschätzung erst 2021 oder 2022 etwas tun.
Böttingen: Laut Frank Baur will Böttingen beim Glasfaser etwas tun, ist aber auf Förderungen angewiesen, um den Ausbau finanziell stemmen zu können. „In Böttingen fehlen uns auch nur noch 1000 Meter“, sagt der BIT-Geschäftsführer. Etwa 650 000 Euro würde dieser Ausbau kosten. Die Privathaushalte seien aber im Moment auch gut von Vodafone versorgt.
Bubsheim: „Die Gemeinde Bubsheim ist schon lange am Thema Glasfaser interessiert. Im Ort seien bereits Kabel verlegt und auch einiges an Hausanschlüssen da. Der Backbone kommt jetzt aus Richtung Gosheim und soll dann über Egesheim nach Königsheim führen. Bei der Verlegung hat die BIT aber noch Schwierigkeiten, weil auf dem Heuberg viele Naturschutzflächen im Weg des Kabels sind. Ein Verteilerhäuschen fehlt in Bubsheim noch.
Egesheim: Zwischen Bubsheim und Egesheim verlegt die BIT die Kabel gemeinsam mit der Netze BW, die hier Stromleitungen in die Erde legt. Hier habe die Abstimmung einige Zeit in Anspruch genommen, jetzt gehe es noch darum, abzuklären, ob auch alle Grundstücke für den Ausbau vorhanden sind. 2021 starte dann der Ausbau in Egesheim in Eigenregie.
Königsheim: In Königsheim liegt schon ein Backbone-Kabel, dem allerdings noch ein Anschluss ans Netz fehlt. Die Leitung will die BIT 2021 von Egesheim her verlegen. Allerdings habe die Telekom in Königsheim VDSL (eine Technik, bei der die alten Kupferkabel auf kurze Distanzen schneller werden, die allerdings nicht die Leistung von Glasfaser erreicht) installiert, deshalb sei die Not nicht groß.