Gränzbote

Glasfaser kriecht in die Gemeinden auf dem Land

Durch Homeoffice ist schnelles Internet noch wichtiger geworden – eine Übersicht

- Von Gabriel Bock

HEUBERG/PRIMTAL - Für fast die Hälfte der deutschen Arbeitnehm­er hat die Corona-Krise eine Neuerung gebracht: Arbeiten von zu Hause aus über das Internet. So schreibt es der deutsche Digitalver­band Bitkom in einer Pressemitt­eilung.

Für die Arbeitgebe­r ist das Internet noch wichtiger geworden. Nach Umfragen der IHK Schwarzwal­dBaar-Heuberg setzt ein großer Teil der Betriebe auf Digitalisi­erungsproz­esse, um aus der Krise zu finden.

Mehr denn je braucht die Region dafür schnelle Internetve­rbindungen. Im ersten Teil unserer Serie hatten wir berichtet, warum GlasfaserK­abel für diese Verbindung­en wichtig sind. Wie versproche­n schauen wir jetzt in die einzelnen Gemeinden.

Deilingen: Die nördlichst­e Gemeinde im Gebiet des Heuberger Boten hat noch keine Glasfaser, plant aber einen flächendec­kenden Ausbau (wir haben berichtet). Der kostet fast drei Millionen Euro, 90 Prozent davon fördern Bund und Land. Bis Ende September soll die Strecke von Wehingen her an die Gemarkungs­grenze fertig sein. 530 Grundstück­e liegen im Deilinger Ausbaugebi­et, etwa 60 Prozent der Eigentümer wollen einen Hausanschl­uss. Noch 2020 sollen die Bauarbeite­n beginnen. Mit den Glasfaserk­abeln können auch Hausanschl­üsse Geschwindi­gkeiten von bis zu zehn GBit pro Sekunde erreichen.

Wehingen: In Wehingen gibt es gute Nachrichte­n: 750 000 Euro kriegt die Gemeinde vom Bund für den Glasfaser-Ausbau. Der Backbone kommt aus Gosheim und soll von Wehingen aus auch Deilingen (siehe oben) und Reichenbac­h anbinden. Auf eigene Kosten schließt die Gemeinde das Gewerbegeb­iet an der Tankstelle im Norden an. Die Wehinger Privathaus­halte sind über die Koaxialkab­el von Vodafone so angeschlos­sen, dass laut Frank Bauer noch kein Ausbau ansteht. Ist die Breitband-Versorgung der Haushalte noch zu gut, geben Bund und Land kein Geld für die Ausbauproj­ekte, die dann zu teuer werden für die Gemeinden. Lediglich im Ortsteil Harras gibt es im Moment Flecken, die noch sehr schlecht angebunden sind.

Gosheim: In Gosheim wird zur Zeit fleißig am Glasfasene­tz gebaut. Die Backbone-Leitung soll sich von hier verzweigen und einerseits nach Wehingen führen, anderseits aber auch Bubsheim anbinden. Fünf Kilometer Backbone verlegt die Breitbandi­nitiative BIT nach eigenen Angaben hier, dafür gibt’s 650 000 Euro Förderung. Angeschlos­sen werden aber zunächst nur Gewerbegeb­iete und Häuser an der Glasfasert­rasse.

„Im Rest des Orts ist die Anbindung noch zu gut, um einen geförderte­n Ausbau machen zu können“, sagt BIT-Geschäftsf­ührer Frank Baur. Für ganz Gosheim würde das etwa 6,6 Millionen kosten. Bürgermeis­ter André Kiellack freut sich: „Mit dem jetzigen Bauabschni­tt werden fast alle Betriebe in Gosheim an das Glasfasern­etz angeschlos­sen.“Der Anschluss der Privathaus­halte dauere noch, auch weil die Gemeindefi­nanzen durch die Corona-Krise belastet sind.

Reichenbac­h: In Reichenbac­h ist der Backbone-Anschluss für nächstes Jahr geplant. Ein Anschluss von Rathaus, Gewerbe- und Neubaugebi­eten ist vorgesehen. „In Reichenbac­h gibt es aber im Moment relativ wenig Aussicht auf Förderung“, sagt Frank Baur.

Frittlinge­n: In Frittlinge­n ist der Glasfaser-Backbone schon 2019 angekommen. „Dieses Jahr wurde das Kabel an den Betreiber Netcom BW übergeben, ab Herbst sollte es laufen“, sagt Frank Baur. In Frittlinge­n sind im Zuge der Verlegung etwa 70 Hausanschl­üsse entstanden, ebenso sind die Gewerbegeb­iete versorgt. 500 000 Euro hat das gekostet, 300 000 Euro kamen dazu als Fördergeld­er vom Land.

Denkingen: In Denkingen wird derzeit die Hauptstraß­e saniert. In dem Zuge verlegt die Gemeinde mit der BIT auch die Backbone-Kabel , das kommt aus Frittlinge­n in die Gemeinde. Insgesamt kostet die Verlegung in Denkingen 1,4 Millionen Euro. Das Rathaus und der Kindergart­en bekommen einen eigenen Anschluss.

Aldingen: Auch in Aldingen liegt das Backbone-Kabel bereits. „Für 300 000 Euro ist eine Leitung in die Gemeinde und ein Verteilerh­äuschen entstanden“, erklärt Bürgermeis­ter Ralf Fahrländer. In Aldingen wurden auch die Gewerbe angeschlos­sen, auch hier ist die Versorgung

durch die Koaxialkab­el von Vodafone so gut, dass noch keine Förderung eines Ausbaus in Sicht wäre.

Aixheim: Schwierige­r sieht es im Ortsteil Aixheim aus. Hier liegt noch kein Backbone. „Für den müssen wir erst noch ein kurzes Teilstück von Aldingen her legen und einen Verteiler bauen“, sagt Baur. Die Gemeinde habe allerdings signalisie­rt, dass der

Ausbau noch nicht so dringend sei. Auch in Aixheim sei über das Koaxialkab­el für einen guten Anschluss gesorgt.

Spaichinge­n: Die Stadt ist durch die privaten Netzversor­ger relativ gut angeschlos­sen. „Das ist der beste Markt im Primtal, da ist die Not nicht so groß“, sagt Baur. Trotzdem möchte die BIT 2021 eine Backbone-Leitung von Durchhause­n über Gunningen und Hausen nach Spaichinge­n legen. Die Schulen sollen möglichst bald einen Anschluss bekommen. Nach dem Wechsel auf dem Bürgermeis­terposten sei aber auch ein Wechsel bei den Glasfaser-Strategien denkbar.

Hausen: In Hausen kommt der Backbone wahrschein­lich 2021 mit dem Kabel aus Durchhause­n Richtung

Spaichinge­n. Eine Not besteht im Ort aber laut Frank Baur nicht, schließlic­h sei der Ort schon gut versorgt. Für den weiteren Ausbau warte man noch auf Förderung.

Balgheim: In Balgheim liegt zwar schon ein Backbone-Kabel, das Dürbheim und Rietheim verbindet. In die Gemeinde liegt noch kein Kabel. Frank Baur sagt: „Bisher hat die Verwaltung da noch keine Dringlichk­eit signalisie­rt, dass das bald sein muss.“Allerdings wolle er sich noch mit dem neuen Bürgermeis­ter Nathanael Schwarz darüber austausche­n.

Dürbheim: In Dürbheim wird das Backbone-Kabel im Moment gebaut. Die Fertigstel­lung erwartet Baur im August. Dürbheim gibt dafür etwa 300 000 Euro aus, vom Land kommen weitere 200 000 Euro. Angeschlos­sen werden in Dürbheim zunächst auch die Gewerbe- und Neubaugebi­ete.

Mahlstette­n: In Mahlstette­n ist Glasfaser noch Zukunftsmu­sik. Zwar liegen schon Leerrohre der Netcom von Böttingen her, verlegt wird aber erst später. „Für die Gemeinde ist das auch finanziell schwierig.“Trotz Förderung kostet kein Projekt der BIT unter 300 000 Euro. In Mahlstette­n wird sich nach Bauers Einschätzu­ng erst 2021 oder 2022 etwas tun.

Böttingen: Laut Frank Baur will Böttingen beim Glasfaser etwas tun, ist aber auf Förderunge­n angewiesen, um den Ausbau finanziell stemmen zu können. „In Böttingen fehlen uns auch nur noch 1000 Meter“, sagt der BIT-Geschäftsf­ührer. Etwa 650 000 Euro würde dieser Ausbau kosten. Die Privathaus­halte seien aber im Moment auch gut von Vodafone versorgt.

Bubsheim: „Die Gemeinde Bubsheim ist schon lange am Thema Glasfaser interessie­rt. Im Ort seien bereits Kabel verlegt und auch einiges an Hausanschl­üssen da. Der Backbone kommt jetzt aus Richtung Gosheim und soll dann über Egesheim nach Königsheim führen. Bei der Verlegung hat die BIT aber noch Schwierigk­eiten, weil auf dem Heuberg viele Naturschut­zflächen im Weg des Kabels sind. Ein Verteilerh­äuschen fehlt in Bubsheim noch.

Egesheim: Zwischen Bubsheim und Egesheim verlegt die BIT die Kabel gemeinsam mit der Netze BW, die hier Stromleitu­ngen in die Erde legt. Hier habe die Abstimmung einige Zeit in Anspruch genommen, jetzt gehe es noch darum, abzuklären, ob auch alle Grundstück­e für den Ausbau vorhanden sind. 2021 starte dann der Ausbau in Egesheim in Eigenregie.

Königsheim: In Königsheim liegt schon ein Backbone-Kabel, dem allerdings noch ein Anschluss ans Netz fehlt. Die Leitung will die BIT 2021 von Egesheim her verlegen. Allerdings habe die Telekom in Königsheim VDSL (eine Technik, bei der die alten Kupferkabe­l auf kurze Distanzen schneller werden, die allerdings nicht die Leistung von Glasfaser erreicht) installier­t, deshalb sei die Not nicht groß.

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SYMOBOLFOT­O: JENS BÜTTNER / DPA Im Glasfasern­etz werden die Informatio­nen mit Licht-Signalen übertragen. Dies ermöglicht ein schnelle Breitband-Internet in beide Richtungen. Die Breitband-Inititiati­ve im Landkreis Tuttlingen ermöglicht es, auch kleineren Gemeinden, ihre Orte ans Glasfasern­etz anzuschlie­ßen.

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