Flüssiger durch Tuttlingen rollen
Neue Software könnte grüne Welle sowie Vorteile für Fußgänger und Busse bringen
Möglich machen soll das eine neue Software für den Verkehrsrechner.
TUTTLINGEN - Der neue Tuttlinger Verkehrsrechner ist seit Mai 2019 im Rathaus nebengebäude installiert. Der Rechner, der offiziell Lichtsignal steuerungs zentrale heißt, hat die Aufgabe, den Verkehr auf Tuttlingens Straßen flüssiger zu machen: auf Verkehrs stockungen zu reagieren, die Ampeln nacheinander auf „Grüne Welle“zu schalten und mehr. Wer bislang nichts von einer deutlichen Verbesserung bemerkt hat: Es könnte daran liegen, dass das Programm des Rechners veraltet ist und aus den 1990er-Jahren stammt. Jetzt wird nachgelegt. Die Stadtverwaltung kauft dafür eine neue Software für 130 000 Euro ein.
Rund 17 000 Einpendler hat Tuttlingen – da kommt es zwangsläufig zu Staus in den Stoßzeiten. Diese wird auch die neue Software nicht ausräumen können. Die Zuständigen im Rathaus erhoffen sich aber, dass durch die Investition vor allem die Hauptachsen Möhringer Straße und Zeughausstraße flüssiger laufen sowie die Grünzeiten für Fußgänger flexibler und benutzerfreundlicher gestaltet werden können. Zudem sollen Busse schneller vorankommen. Die Programme werden laut Stadtsprecher Arno Specht im Januar oder Februar 2021 geliefert. „Bis sie fertig installiert und gebrauchsfertig sind, wird es vermutlich März.“
Der neue Verkehrsrechner ist dann fast zwei Jahre im Dienst. In den rund 600000- Euro-Anschaffungskosten waren neben der Hardware auch die Software für die grundlegenden Funktionen enthalten – also die Steuerung der Ampelschaltungen nach einem vorgegebenen Muster. Dabei gibt es die Möglichkeit, für eine Kreuzung bis zu 32 verschiedene Programme zu hinterlegen. Seit Herbst 2019 laufe der Rechner auf dieser Basis – „und zwar störungsfrei“, wie es aus dem Rathaus heißt.
Doch der Rechner arbeitet auf Grundlage alter Daten. Dies funktioniert, sei aber nicht ideal, weil die heute typische Verkehrs situation teils nicht berücksichtigt werde. Deshalb wird die Steuerung mit Hilfe aktueller Verkehrsdaten nun mit der neuen Software verfeinert. „Diese Investition
war aber von Beginn an so eingeplant“, teilt Arno Specht mit.
Damit wird der Rechner künftig genauer auf unterschiedliche Verkehrssituationen reagieren und die Ampeln entsprechend der hinterlegten Programmierung schalten können. So soll vermieden werden, dass eine kaum befahrene Straße eine ewig lange Grünphase erhält, während sich nebendran ein langer Rückstau bildet. „All das wird künftig den Verkehrsfluss optimieren“, so Specht. In Bezug auf die Grüne Welle kann die Leitzentrale auch selbst zwischen den verschiedenen Programmen wählen, in Abhängigkeit der Verkehrsbelastung und der definierten Zeiten.
Nicht nur Autofahrer sollen davon profitieren, sondern vor allem der Öffentliche Personennahverkehr (ÖPNV). So werden Ampeln so geschaltet, dass der Bus nicht ständig ausgebremst werde. Mit der neuen
Software gilt zudem, dass der Rechner künftig genau weiß, wo sich welcher Bus gerade befindet – entsprechend erfolgt die Ampelschaltung. Diese Funktion gibt es auch für den Rettungsverkehr, denn auch auf seine Bedürfnisse können die Ampeln individuell eingestellt werden. Und: „Radfahrer und Fußgänger werden von längeren Grünphasen an Überwegen profitieren“, so die Stadt.
Wäre es nicht sinnvoller gewesen, diese Software gleich bei der Installation des Rechners im Mai 2019 anzuschaffen? „Nein“, teilt das Rathaus mit. „Zu einem früheren Zeitpunkt wäre dies nicht möglich gewesen, da zum Zeitpunkt der Inbetriebnahme noch keine aktuellen Daten als Grundlage vorhanden gewesen sind.“Dies sei erst jetzt der Fall, nachdem diese durch den neuen Rechner über gut ein dreiviertel Jahr erhoben und gespeichert wurden.
Die Dokumentation der Ampelphasen
erfolgt dabei in Echtzeit. Die Daten werden zehn Jahre lang gespeichert, auch für die Rekonstruktion von Unfällen. Die Stadt stellt der Staatsanwaltschaft die Daten auf Wunsch zur Verfügung.