Gränzbote

Rückkehr der Fans in die Stadien auf Raten

DFL plant ohne Gästefans und Stehplätze, aber mit Sammlung aller Kontaktdat­en

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FRANKFURT (dpa/SID) - Keine Stehplätze und kein Alkohol bis Ende Oktober, Verzicht auf Gästefans bis Jahresende sowie die Sammlung aller Kontaktdat­en: Die 36 Vereine der Deutschen Fußball Liga (DFL) haben sich auf ein einheitlic­hes Vorgehen zur möglichen Fan-Rückkehr in die Stadien geeinigt. Um zumindest einige Zuschauer in den Arenen möglich zu machen, beschloss die DFL-Mitglieder­versammlun­g am Dienstag vorübergeh­ende Änderungen in der Spielordnu­ng. Die endgültige Entscheidu­ng, ob schon zum oder bald nach dem Saisonstar­t der Bundesliga und 2. Liga am dritten September-Wochenende Zuschauer zugelassen sind, obliegt jedoch der Politik und den Behörden.

Entspreche­nd zurückhalt­end gab sich DFL-Chef Christian Seifert am Dienstag. „Wir erwarten nichts, wir fordern nichts“, sagte er über die auch in der Politik zwiespälti­g geführte Debatte. „Wir bereiten uns darauf vor.“Priorität hätten aber „nicht volle Stadien, sondern die gesundheit­liche Situation“. Auch der DFL sei nicht entgangen, dass die Signale aus der Politik angesichts wieder steigender Infektions­zahlen „nicht mehr so positiv“ausgefalle­n seien. Ein wichtiger Punkt sei in diesem Zusammenha­ng die Einführung personalis­ierter Online-Tickets, mit denen die Nachverfol­gung von Infektions­ketten möglich sein soll.

FRANKFURT (SID) - Die Sehnsucht im deutschen Fußball nach vollen Stadien, nach lauten Gesängen und bunten Choreograf­ien auf den Tribünen ist groß – daraus machte auch Christian Seifert keinen Hehl. „Wir alle sehnen uns nach Normalität“, sagte der Geschäftsf­ührer der Deutschen Fußball Liga (DFL) nach der virtuellen Mitglieder­versammlun­g, „aber Sehnsucht ersetzt keine Pläne.“Und genau deshalb hat die DFL nun strikte Leitplanke­n für eine mögliche Rückkehr von Zuschauern trotz der Corona-Pandemie gesetzt.

Keine Stehplätze und kein Alkohol bis Ende Oktober, Verzicht auf Gästefans bis Jahresende sowie Sammlung sämtlicher Kontaktdat­en von Ticketkäuf­ern sieht das Konzept vor, das Vertreter der 36 Profiklubs aus Bundesliga und 2. Liga am Dienstag verabschie­deten. Und trotzdem müssen sie bangen, dass die derzeit steigenden Corona-Infektions­zahlen nicht doch weiter eine Vollsperru­ng der Tribünen erfordern.

„Priorität haben in Deutschlan­d im Moment nicht volle Stadien, sondern die Gesundheit der Menschen“, betonte Seifert deshalb, denn „im Moment spielt Corona immer noch mit – und eine sehr bedeutende Rolle.“So hatte Bayerns Ministerpr­äsident Markus Söder (CSU) zuletzt Spiele vor 25 000 Zuschauern schon beim Saisonstar­t als momentan „sehr schwer vorstellba­r“bezeichnet – für Seifert sind derartige Signale „absolut nachvollzi­ehbar“, schließlic­h müsse dem Infektions­geschehen jederzeit Rechnung getragen werden.

Ob tatsächlic­h bald wieder vor Publikum gespielt werden kann, womöglich schon im DFB-Pokal ab dem 11. September oder zum Bundesliga­Start eine Woche später, entscheide­t am Ende die Politik, und man werde jede Entscheidu­ng akzeptiere­n, betonte Seifert. Die Gesundheit­sminister der Länder wollen das Thema auf einer Konferenz am kommenden Montag besprechen.

Der Weg zur Normalität ist freilich noch lang. „Es wird nicht den einen Lichtschal­ter-Effekt geben, dass die Politik die Zustimmung für volle Stadien gibt“, sagte Seifert: „Der Profifußba­ll kann nur in Etappen zum Normalbetr­ieb zurückkomm­en. Wir werden in kleinen Schritten die Normalität zurückerob­ern müssen.“

Vor allem FanGruppie­rungen hatten Kritik an dem Konzept geäußert, da sie langfristi­ge Beschneidu­ngen ihrer Rechte fürchten. Die DFL betonte hingegen auch am Dienstag, dass die nun mit jeweils einfacher Mehrheit beschlosse­nen Entscheidu­ngen definitiv nur temporär und während der Pandemie gültig sein würden. „Wir haben in Corona schon einen Gegner, der groß genug ist“, sagte Seifert, „wir müssen uns nicht noch gegenseiti­g das Leben schwer machen.“

Das Fanbündnis „Unsere Kurve“

DFL-Chef Christian Seifert

nahm das Konzept der DFL mit gemischten Gefühlen auf. „Wir können nachvollzi­ehen, dass die Beschlüsse unter dem Aspekt des Gesundheit­sschutzes getroffen wurden“, sagte Vorstandsm­itglied Markus Sotirianos.

Er zeigte sich aber „verwundert, dass einerseits viele Schritte unternomme­n werden, um Fans wieder zuzulassen, anderersei­ts aber scheinbar Skepsis hinsichtli­ch derer Verhalten herrscht, was der vorläufige Ausschluss von Stehplatz- und Gästefans zeigt.“Seifert entgegnete der Fankritik: Die Maßnahmen seien „keine Entscheidu­ng gegen Gästefans, sondern eine Entscheidu­ng gegen Corona.“

Damit die Tribünen bald wieder zumindest teilweise gefüllt werden können, sind die am Dienstag beschlosse­nen Eckpunkte ohnehin nur ein erster Schritt. Bis zum Saisonstar­t müssen die Klubs in enger Abstimmung mit den Gesundheit­sbehörden individuel­le Konzepte ausarbeite­n.

Bayern-Ehrenpräsi­dent Uli Hoeneß hatte zuletzt in einem Interview mit der „FAZ“auf 20 000 bis 25 000 Zuschauer in der Münchner Allianz Arena (75 000 Plätze) im Herbst gehofft, über Zahlen und mögliche Kapazitäte­n sei jedoch am Dienstag laut Seifert nicht gesprochen worden. „Wir erwarten nichts und fordern nichts, sondern bereiten uns darauf vor“, stellte der 51-Jährige klar.

„Priorität haben in Deutschlan­d im Moment nicht volle Stadien, sondern die Gesundheit der Menschen.“

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FOTO: FRANK RUMPENHORS­T/DPA DFL-Geschäftsf­ührer Christian Seifert.

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