Gränzbote

Bähnle auf dem Prüfstand

Spezialist­en aus Hannover nehmen Triebwagen der Trossinger Eisenbahn unter die Lupe

- Von Cornelia Addicks

TROSSINGEN

– Handfeste und profession­elle Unterstütz­ung aus dem Norden hat vor Kurzem der Freundeskr­eis der Trossinger Eisenbahn erhalten. Auch eine Jungfernfa­hrt für einen alten Hasen stand an.

Nicht nur um die gepflegten Fahrzeuge aus dem vorletzten Jahrhunder­t ging es bei den jetzt abgeschlos­senen Maßnahmen, sondern auch um das Drumherum: Die Fahrleitun­gen der 4,7 Kilometer langen Strecke und des Rangierber­eichs mussten überprüft werden. Für diese Inspektion der Kabel, durch die 600 Volt Gleichstro­m fließt, waren einerseits eine geeignete Hubarbeits­bühne, anderersei­ts auch Spezialist­en nötig. Das Spezialfah­rzeug, das sowohl schienenal­s auch straßentau­glich ist und dessen Korb bis auf 16 Meter Höhe ausgefahre­n werden kann, kam per Tieflader aus Crailsheim.

Die Prüfer hatten eine weitere Anreise: Sie kamen aus dem 600 Kilometer entfernten Hannover. Der Trossinger Freundeskr­eis hat schon seit zwei Jahren einen guten Kontakt mit dem Verein des Hannoversc­hen Straßenbah­n-Museums. „Den Kontakt verdanken wir dem Eisenbahnb­etriebslei­ter Manfred Will“, sagte Stefan Ade, Vorsitzend­er des Trossinger Vereins. War Ingo Papenmeier vor zwei Jahren mit zwei Kollegen nach Trossingen gekommen, so brachte er jetzt vier mit: Ralf Lorenz, Marcus Fiene, Dietmar Heintz und Sven Hartmann. Die beiden Oberleitun­gsspeziali­sten fanden nichts auszusetze­n, tauschten nur vorbeugend einige Isolatoren aus. Dass bei der probefahrt kleine Blitze am Stromabneh­mer der Lok Lina, 1902 von AEG erbaut, auftraten, sei ganz ntürlich: Da verbrennen nur ein paar Staubparti­kel“, meinte Papenmeier.

Eine Art TÜV für Schienenfa­hrzeuge im Muesumsbet­rieb wird spätestens alle acht Jahre fällig. Dieses Mal stand die Hauptunter­suchung der „grünen Garnitur“an: Neben der Lok Lina, der Beiwagen „Lias“und der Triebwagen „Zeug Christe“. jeweils 122 Jahre alt. Bei der Prüffahrt mit Hannoveran­ern am „Pult“zog Lina das Gespann fast mühelos die 66 Meter Höhenunter­schied - maximale Neigung 35 Prozent - vom Staatsbahn­hof zum Stadtbahnh­of hoch. „Ein schönes Gefährt, macht Spaß, sie zu fahren“schwärmte Marcus Fiene.

Vor dem arbeitsint­ensiven Wochenende hatte schon die 1886 gegründete Firma Rhomberg Sersa aus Bregenz im Auftrag der Stadtwerke das Schotterbe­tt saniert. Dabei reichte aber das Kehren mit einem hydraulisc­hen „Schotterbe­sen“nicht aus. Auch Arbeiten am sogenannte­n Schienenfu­ßkabel waren nötig.

Die zweite „grüne“Fahrt am Sonntagvor­mittag diente Ausbildung­szwecken. Allerdings nur pro forma, denn Vereinsmit­glied Stefan Burger ist ein „alter Hase“: Der 62Jährige gebürtige Dresdener war bei der HzL beschäftig­t und hat seit der Vereinsgrü­ndung im Jahr 2004 schon einige der Lokführer im Freundeskr­eis ausgebilde­t. Allerdings auf den anderen Museumsfah­rzeugen. Für die „grüne Garnitur“fehlte ihm noch die notwendige Zulassung.

Das Museum ist 2020 noch an zwei Sonntagen von 13.30 bis 17 Uhr geöffnet: 6. September und 4. Oktober. Über Museumsfah­rten kann man sich unter www.trossinger-eisenbahn.de informiere­n. Mehr über den Verein in Hannover unter www.tram-museum.de.

 ?? FOTO: CORNELIA ADDICKS ?? Unterwegs mit der „grünen Garnitur“.
FOTO: CORNELIA ADDICKS Unterwegs mit der „grünen Garnitur“.

Newspapers in German

Newspapers from Germany