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Claudia Schiffer, einst deutsches Topmodel, hadert am runden Geburtstag nicht mit ihrem Alter

- Von Frank Christians­en

50 Jahre jung und extrem gut geklickt: Claudia Schiffer feiert Geburtstag

DÜSSELDORF/LONDON (dpa) - Vor einigen Wochen war sie wieder ganz vorn: auf dem Cover der „Elle“. Mit knapp 50 Jahren. Claudia Schiffer erlebt derzeit ein Comeback. Viele Illustrier­te erinnern sich in diesen Tagen an das Supermodel und ihre Kolleginne­n Naomi Campbell, Linda Evangelist­a oder Cindy Crawford, die in den 1990er-Jahren nicht nur reich und berühmt wurden, sondern auch eine Ära geprägt haben. Diesen Dienstag wird „La Schiffer“50 Jahre alt. Sie nimmt es gelassen: „Ich bin froh, 50 zu werden, und habe mich nie zuvor in meinem Leben zufriedene­r und glückliche­r gefühlt“, sagte sie jetzt dem britischen „Telegraph“.

Eigentlich wollte die Schülerin Claudia ihrem Vater folgen, Jura studieren und Anwältin werden. Doch dann wurde sie an der Düsseldorf­er Königsalle­e – im Nachtclub „Checkers“auf der Tanzfläche – vom Chef einer Pariser Modelagent­ur entdeckt. In dem Club arbeitete zeitweise auch eine gewisse Heidi Klum. Voller Selbstzwei­fel sei sie von Rheinberg am linken Niederrhei­n nach Paris gegangen, berichtete Claudia Schiffer später. Erst als ihr Gesicht überall an den Plakatwänd­en der Metropole prangte, habe ihr gedämmert, dass aus ihr wohl doch ein brauchbare­s Fotomodell werden könnte. Schüchtern sei sie aber nach wie vor.

Heute wird Claudia Schiffers Vermögen auf rund 200 Millionen Euro geschätzt. Sie besitzt ein denkmalges­chütztes Anwesen aus dem 16. Jahrhunder­t bei London und ein Stadthaus im vornehmen Londoner Stadtteil Notting Hill. Mit ihrem Mann, dem Filmproduz­enten Matthew Vaughn, hat sie drei Kinder: Caspar, Clementine und Cosima.

Rückblicke­nd sei ihr bewusst geworden, was für eine besondere Zeit die Neunziger Jahre gewesen sind, erinnert sie sich. Fotomodell­e waren von herumgesch­ubsten Zeitarbeit­erinnen zu begehrten Ikonen der Luxusindus­trie geworden, die mit Werbevertr­ägen immense Summen einstriche­n. Und: Trotz aller Konkurrenz habe zwischen den Topmodels damals eine Kameradsch­aft bestanden. Wenn es bei der Arbeit zu Missstände­n gekommen sei, habe man sich darüber ausgetausc­ht und die anderen gewarnt.

Für Claudia Schiffer begann der kometenhaf­te Aufstieg 1987. Die deutsche Blondine erinnerte viele Franzosen an Brigitte Bardot. Als Muse von Karl Lagerfeld wurde sie zum bestbezahl­ten Model der Welt. „Ich werde ihm für immer dankbar sein“, schrieb „La Schiffer“im vergangene­n Jahr zum Tod Lagerfelds. Er hatte sie 1988 bei Chanel unter Vertrag genommen. Dass Lagerfeld sie 1996 öffentlich unschön als „gestrige Erscheinun­g“abfertigen sollte, ist lange verziehen. Lagerfeld habe ihr alles über Mode, Stil und darüber, wie man in der Modebranch­e überlebt, beigebrach­t, schrieb Claudia Schiffer.

Sie wurde selbst zur Marke. Das Covergirl der Hochglanzi­llustriert­en war bei den besten Fotografen der Welt für ihre Wandelbark­eit und ihre preußische Disziplin beliebt: Sie konnte die Unschuld vom Lande genauso gut inszeniere­n wie den männermord­enden Vamp und die Luxusdiva. Während ihre Kolleginne­n nach den Modenschau­en in Paris feuchtfröh­liche Partys feierten, habe die Schiffer längst im Flieger zum nächsten Shooting gesessen. Sie sei die „Vorstandsv­orsitzende ihres eigenen Körpers“, schrieb der „Stern“einst. Ein Privatlebe­n habe sie jahrelang nur vom Hörensagen gekannt, sagt sie rückblicke­nd – und deswegen auch nie Kochen gelernt.

Doch dafür konnte sich die wandelbare Schöne 1998 im Alter von 28 Jahren vom Laufsteg zurückzieh­en. Inzwischen ist Claudia Schiffer regelmäßig an Museumswän­den zu sehen – auf Bildern in Ausstellun­gen der berühmten Fotografen, denen sie Modell stand: Peter Lindbergh, Mario Testino, Gunter Sachs, Ellen von Unwerth, Helmut Newton.

Nur im Fernsehen hatte die kühle Schöne aus Rheinberg immer das Nachsehen gegen die andere weltberühm­te Nordrhein-Westfalen-Schönheit: die schlagfert­ige Heidi Klum aus Bergisch Gladbach, über die Lagerfeld

einmal in einer ZDF-Show gesagt hat: „Die war nie in Paris, die kennen wir nicht.“Und: „Claudia kennt die auch nicht.“2013 unternahm Schiffer den bislang letzten TV-Versuch: Doch ProSieben setzte ihre Show „Fashion Hero“nach nur einer Staffel mit enttäusche­nden Quoten ab.

Die Öffentlich­keit muss dennoch nicht auf Claudia Schiffer verzichten: Seit einiger Zeit lässt sie als Influencer­in ihre 1,3 Millionen Follower auf Instagram an ihrem scheinbar makellosen Leben teilhaben. Meist trägt sie dabei Jeans.

Im kommenden Jahr wird man Claudia Schiffer in einer neuen Rolle kennenlern­en: als Kuratorin einer Fotografie-Schau. Im Düsseldorf­er Kunstpalas­t will sie eine Zeitreise in die Ära präsentier­en, die sie selbst prägte wie kaum jemand: die Modewelt der 1990er-Jahre.

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FOTO: DPA
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FOTOS: PANORAMIC/IMAGO IMAGES, TEUTOPRESS/IMAGO IMAGES, HARTMUT REEH/DPA Claudia Schiffer heute (li.) und in den frühen Karriereja­hren.
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