Ernte im Süden besser als im Norden
Regionale Unterschiede bei der Getreideernte – Süden mit besseren Erträgen
STUTTGART (lsw) - Die Bauern im Südwesten gehen in diesem Jahr von einer durchschnittlichen Getreideernte aus. Zwar seien die Witterungsbedingungen schwierig, der Winter sehr mild und das Frühjahr trocken gewesen. Dennoch könne er Entwarnung geben, sagte der Präsident des Landesbauernverbandes, Joachim Rukwied, in Stuttgart. Gleichwohl dürften nicht alle Bauern glücklich sein mit ihren Getreideerträgen in den vergangenen Monaten. Die Ernte sei je nach Region sehr unterschiedlich ausgefallen, sagte Rukwied. Während es im Norden des Landes überwiegend trocken und heiß gewesen und die Ernte daher unterdurchschnittlich ausgefallen sei, habe im Süden ausreichend Regen zur jeweils richtigen Zeit für überdurchschnittliche Erträge gesorgt.
STUTTGART (lsw) - Im Vergleich zu anderen Regionen gehen die Bauern in Baden-Württemberg trotz teils widriger Umstände von einer insgesamt durchschnittlichen Ernte in diesem Jahr aus. Dass dem so ist, liegt vor allem am Süden des Bundeslandes, sagte eine Sprecherin des Landesbauernverbandes (LBV) der „Schwäbischen Zeitung“. Im Süden war die Ernte überdurchschnittlich hoch. Der Grund: Es habe hier immer zur richtigen Zeit geregnet.
Im gesamten Bundesland seien die Witterungsbedingungen schwierig, der Winter sehr mild und das Frühjahr arg trocken gewesen. Dennoch könne er Entwarnung geben, sagte der Präsident des LBV, Joachim Rukwied, am Montag in Stuttgart. „Der fehlende Regen im Frühjahr hat den Getreide- und Rapsbeständen regional weniger geschadet als zunächst befürchtet“, sagte er.
Laut Rukwied sei es im Norden des Landes wieder einmal überwiegend trocken und heiß gewesen und die Ernte daher unterdurchschnittlich ausgefallen. Insgesamt sei der vergangene Herbst zu nass, der Winter zu mild und das Frühjahr dann zu trocken gewesen.
Beim Winterweizen – mit einer Fläche von 203 800 Hektar (fast die Größe des Saarlands) die Hauptkultur in Baden-Württemberg – liegt das Ergebnis laut LBV nur leicht über dem Vorjahr. „Der Weizen hat eine gute Backqualität und teilweise niedrige Proteingehalte“, heißt es aus Verbandskreisen. Dagegen ging das Ernteergebnis bei der Wintergerste um acht Prozent im Vergleich zum Vorjahr zurück. Ein Grund: Spätfrost im Mai in Nord-Ost-Württemberg. „Minusgrade inmitten der Gerstenblüte beschädigten das Getreide, sodass die Ähren häufig keine Körner ausbildeten“, sagte Rukwied. Besonders stark betroffene Bestände der Wintergerste kamen deshalb frühzeitig ins Silo.
Zuletzt hatte Rukwied - und zwar als Präsident des Deutschen Bauernverbands – ein düsteres Bild für die Ernte gemalt: Bundesweit müssten viele Bauern in Deutschland ein drittes Jahr in Folge mit einer mäßigen Ernte leben. Vor allem das Wetter habe den Landwirten in vielen Regionen zu schaffen gemacht. Die Erntebilanz sei bundesweit unterdurchschnittlich, auch wenn sich die Pandemie nur gering auswirke.
So hatte Rukwied in der vergangenen Woche auch den Blick auf die Folgen der Erderwärmung gelenkt und betont: „Was wir als Landwirte feststellen müssen: Der Klimawandel manifestiert sich. Wir dreschen deutlich früher, wir haben nicht mehr die Stabilität der Ernteerträge, die wir vor 10, 15 Jahren noch hatten.“
Die Ernte hat laut Landesbauernverband zwar eine sehr gute Brauqualität, allerdings ließe sich die Braugerste nur mit deutlichen Preisabschlägen vermarkten. Sie werde kaum nachgefragt, denn es seien viele Gaststätten geschlossen, Großveranstaltungen würden abgesagt, hieß es.
Zufrieden sind die Bauern angesichts der ungewöhnlichen Umstände
auch mit den bisherigen Ergebnissen beim ökologischen Getreideanbau, wenngleich sich auch hier die Erträge nach Regionen stark unterscheiden. „Die Bestandsentwicklung war entscheidend abhängig vom Saattermin und dem anschließenden Wasserangebot“, teilte der LBV mit, der rund 36 000 Landwirte aus Baden-Württemberg vertritt. Die Ernteergebnisse der Kulturen werden laut Verband insgesamt aber als gut beschrieben, die Qualitäten können überzeugen. Erste Preisprognosen ließen auf stabile Preise schließen.
Stichwort Preise: Nach Angaben des Bauernpräsidenten wolle man „auch in Zukunft die Bevölkerung mit hochwertigen regionalen Lebensmitteln versorgen und gleichzeitig noch mehr für Umwelt-, Klimaschutz und Tierwohl leisten. Das geht aber nicht zum Nulltarif, sondern muss sich in einem höheren Preis für Lebensmittel abbilden“. Die Bauern im Land hätten zu Beginn der Corona-Krise viel Zuspruch und Wertschätzung für ihre Arbeit bekommen. Das hätten die Bürger auch mit ihrem Einkauf in den Hofläden, an den Automaten oder Verkaufsständen honoriert, sagte Rukwied. Wie wichtig die Landwirtschaft ist, hat die Politik in Krisenzeiten ebenfalls erkannt und den Wirtschaftszweig als systemrelevant eingestuft. „Wir freuen uns, dass unserer heimischen Landwirtschaft dieser Stellenwert eingeräumt wurde“, sagte Rukwied.
Weiterhin systemrelevant zu bleiben und die Arbeitsfähigkeit der landwirtschaftlichen Betriebe zu erhalten, gewährleiste nicht zuletzt die Sonderregelung für ausländische Saisonarbeitskräfte des Bundeslandwirtschaftsund Bundesinnenministeriums. „Die Apfelernte ist gestartet, allein die Obstbauern am Bodensee benötigen die Unterstützung von rund 8000 Saisonarbeitskräften“, erklärt Rukwied.
Die meisten Betriebe werden die offenen Stellen besetzen können. Die Arbeistkräfte kämen zumeist aus Rumänien oder Polen, sagte eine Sprecherin des Verbandes. Vor der Einreise müssten sie in ihren Heimatländern einen Coronatest machen. Vor allem auf die Wohnsituation werde strengstens geachtet. „Da haben einige Betriebe richtig Geld in die Hand genommen.“Neuankommende Gruppen würden immer separat untergebracht. „Unsere Bauernfamilien setzen alles daran, dass die strengen Hygieneregeln auf den Betrieben eingehalten werden, um ihre Saisonarbeiter, ihre Familien sowie ihr Umfeld zu schützen und ihre Ernten zu sichern.“
Zudem würden die meisten Saisonarbeitskräfte seit Jahrezehnten bei den gleichen Betrieben arbeiten und seien fest angestellt. Eine Situation wie bei einem großen Fleischbetrieb sei in der Landwirtschaft unmöglich, ist sich die Sprecherin sicher.