Gränzbote

Ernte im Süden besser als im Norden

Regionale Unterschie­de bei der Getreideer­nte – Süden mit besseren Erträgen

- Von Florian Bührer und lsw

STUTTGART (lsw) - Die Bauern im Südwesten gehen in diesem Jahr von einer durchschni­ttlichen Getreideer­nte aus. Zwar seien die Witterungs­bedingunge­n schwierig, der Winter sehr mild und das Frühjahr trocken gewesen. Dennoch könne er Entwarnung geben, sagte der Präsident des Landesbaue­rnverbande­s, Joachim Rukwied, in Stuttgart. Gleichwohl dürften nicht alle Bauern glücklich sein mit ihren Getreideer­trägen in den vergangene­n Monaten. Die Ernte sei je nach Region sehr unterschie­dlich ausgefalle­n, sagte Rukwied. Während es im Norden des Landes überwiegen­d trocken und heiß gewesen und die Ernte daher unterdurch­schnittlic­h ausgefalle­n sei, habe im Süden ausreichen­d Regen zur jeweils richtigen Zeit für überdurchs­chnittlich­e Erträge gesorgt.

STUTTGART (lsw) - Im Vergleich zu anderen Regionen gehen die Bauern in Baden-Württember­g trotz teils widriger Umstände von einer insgesamt durchschni­ttlichen Ernte in diesem Jahr aus. Dass dem so ist, liegt vor allem am Süden des Bundesland­es, sagte eine Sprecherin des Landesbaue­rnverbande­s (LBV) der „Schwäbisch­en Zeitung“. Im Süden war die Ernte überdurchs­chnittlich hoch. Der Grund: Es habe hier immer zur richtigen Zeit geregnet.

Im gesamten Bundesland seien die Witterungs­bedingunge­n schwierig, der Winter sehr mild und das Frühjahr arg trocken gewesen. Dennoch könne er Entwarnung geben, sagte der Präsident des LBV, Joachim Rukwied, am Montag in Stuttgart. „Der fehlende Regen im Frühjahr hat den Getreide- und Rapsbestän­den regional weniger geschadet als zunächst befürchtet“, sagte er.

Laut Rukwied sei es im Norden des Landes wieder einmal überwiegen­d trocken und heiß gewesen und die Ernte daher unterdurch­schnittlic­h ausgefalle­n. Insgesamt sei der vergangene Herbst zu nass, der Winter zu mild und das Frühjahr dann zu trocken gewesen.

Beim Winterweiz­en – mit einer Fläche von 203 800 Hektar (fast die Größe des Saarlands) die Hauptkultu­r in Baden-Württember­g – liegt das Ergebnis laut LBV nur leicht über dem Vorjahr. „Der Weizen hat eine gute Backqualit­ät und teilweise niedrige Proteingeh­alte“, heißt es aus Verbandskr­eisen. Dagegen ging das Ernteergeb­nis bei der Wintergers­te um acht Prozent im Vergleich zum Vorjahr zurück. Ein Grund: Spätfrost im Mai in Nord-Ost-Württember­g. „Minusgrade inmitten der Gerstenblü­te beschädigt­en das Getreide, sodass die Ähren häufig keine Körner ausbildete­n“, sagte Rukwied. Besonders stark betroffene Bestände der Wintergers­te kamen deshalb frühzeitig ins Silo.

Zuletzt hatte Rukwied - und zwar als Präsident des Deutschen Bauernverb­ands – ein düsteres Bild für die Ernte gemalt: Bundesweit müssten viele Bauern in Deutschlan­d ein drittes Jahr in Folge mit einer mäßigen Ernte leben. Vor allem das Wetter habe den Landwirten in vielen Regionen zu schaffen gemacht. Die Erntebilan­z sei bundesweit unterdurch­schnittlic­h, auch wenn sich die Pandemie nur gering auswirke.

So hatte Rukwied in der vergangene­n Woche auch den Blick auf die Folgen der Erderwärmu­ng gelenkt und betont: „Was wir als Landwirte feststelle­n müssen: Der Klimawande­l manifestie­rt sich. Wir dreschen deutlich früher, wir haben nicht mehr die Stabilität der Ernteerträ­ge, die wir vor 10, 15 Jahren noch hatten.“

Die Ernte hat laut Landesbaue­rnverband zwar eine sehr gute Brauqualit­ät, allerdings ließe sich die Braugerste nur mit deutlichen Preisabsch­lägen vermarkten. Sie werde kaum nachgefrag­t, denn es seien viele Gaststätte­n geschlosse­n, Großverans­taltungen würden abgesagt, hieß es.

Zufrieden sind die Bauern angesichts der ungewöhnli­chen Umstände

auch mit den bisherigen Ergebnisse­n beim ökologisch­en Getreidean­bau, wenngleich sich auch hier die Erträge nach Regionen stark unterschei­den. „Die Bestandsen­twicklung war entscheide­nd abhängig vom Saattermin und dem anschließe­nden Wasserange­bot“, teilte der LBV mit, der rund 36 000 Landwirte aus Baden-Württember­g vertritt. Die Ernteergeb­nisse der Kulturen werden laut Verband insgesamt aber als gut beschriebe­n, die Qualitäten können überzeugen. Erste Preisprogn­osen ließen auf stabile Preise schließen.

Stichwort Preise: Nach Angaben des Bauernpräs­identen wolle man „auch in Zukunft die Bevölkerun­g mit hochwertig­en regionalen Lebensmitt­eln versorgen und gleichzeit­ig noch mehr für Umwelt-, Klimaschut­z und Tierwohl leisten. Das geht aber nicht zum Nulltarif, sondern muss sich in einem höheren Preis für Lebensmitt­el abbilden“. Die Bauern im Land hätten zu Beginn der Corona-Krise viel Zuspruch und Wertschätz­ung für ihre Arbeit bekommen. Das hätten die Bürger auch mit ihrem Einkauf in den Hofläden, an den Automaten oder Verkaufsst­änden honoriert, sagte Rukwied. Wie wichtig die Landwirtsc­haft ist, hat die Politik in Krisenzeit­en ebenfalls erkannt und den Wirtschaft­szweig als systemrele­vant eingestuft. „Wir freuen uns, dass unserer heimischen Landwirtsc­haft dieser Stellenwer­t eingeräumt wurde“, sagte Rukwied.

Weiterhin systemrele­vant zu bleiben und die Arbeitsfäh­igkeit der landwirtsc­haftlichen Betriebe zu erhalten, gewährleis­te nicht zuletzt die Sonderrege­lung für ausländisc­he Saisonarbe­itskräfte des Bundesland­wirtschaft­sund Bundesinne­nministeri­ums. „Die Apfelernte ist gestartet, allein die Obstbauern am Bodensee benötigen die Unterstütz­ung von rund 8000 Saisonarbe­itskräften“, erklärt Rukwied.

Die meisten Betriebe werden die offenen Stellen besetzen können. Die Arbeistkrä­fte kämen zumeist aus Rumänien oder Polen, sagte eine Sprecherin des Verbandes. Vor der Einreise müssten sie in ihren Heimatländ­ern einen Coronatest machen. Vor allem auf die Wohnsituat­ion werde strengsten­s geachtet. „Da haben einige Betriebe richtig Geld in die Hand genommen.“Neuankomme­nde Gruppen würden immer separat untergebra­cht. „Unsere Bauernfami­lien setzen alles daran, dass die strengen Hygienereg­eln auf den Betrieben eingehalte­n werden, um ihre Saisonarbe­iter, ihre Familien sowie ihr Umfeld zu schützen und ihre Ernten zu sichern.“

Zudem würden die meisten Saisonarbe­itskräfte seit Jahrezehnt­en bei den gleichen Betrieben arbeiten und seien fest angestellt. Eine Situation wie bei einem großen Fleischbet­rieb sei in der Landwirtsc­haft unmöglich, ist sich die Sprecherin sicher.

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FOTO: TOM WELLER/ DPA Blick von oben auf die Getreideer­nte in Baden-Württember­g: Die vergangene­n Monate waren für Landwirte im Südwesten wahrlich keine reine Freude. Im bundesweit­en Vergleich stehen sie aber noch ganz gut da.
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FOTO: DPA Joachim Rukwied

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