Empfang für die Triple-Sieger
Der Triple-Sieger FC Bayern zeigt nach dem 1:0 über Paris, dass er auch feiern kann
Direkt am Flughafen hat Bayerns Ministerpräsident Markus Söder die Spieler des FC Bayern München begrüßt. Die Mannschaft war nach dem Sieg in der Champions League, durch den das Triple perfekt wurde, am Montag von Portugal nach Deutschland zurückgeflogen. In der vorderen Reihe ist Torwart Manuel Neuer mit dem Pokal zu sehen, rechts neben ihm der Torschütze zum 1:0, Kingsley Coman.
LISSABON - Sie gaben alles, die Feierbiester. Eine Bühne war aufgebaut worden im Festsaal der Hotelanlage „Penha Longa“in Sintra, 30 Kilometer außerhalb von Lissabon. Alles hatte man in Rot gehalten im Teamhotel der Bayern, ihrer Bleibe seit zehn Tagen, seit Beginn der Mission ChampionsLeague-Titel in Portugals Hauptstadt. Die Triple-Helden machten die Nacht zum Tage. Eine Feier „ohne Sperrstunde“hatte Erfolgstrainer Hansi Flick, die Vaterfigur des Kaders, ausgerufen und erklärt: „Wenn man etwas gewinnt, muss man dementsprechend feiern.“Machten sie auch.
Natürlich ohne VIPs und Sponsoren, ohne Fans. Partys in Zeiten der Corona-Pandemie sind anders, aber nicht weniger emotional. Immer mittendrin: das Objekt der Begierde, das glänzende Silber aus den Kindheitsträumen: der Henkelpott. Vorstandsboss Karl-Heiz Rummenigge hielt ergriffen eine Ansprache: „Ich möchte nur Danke sagen – für das, was wir in den zehn Tagen erleben durften. Das war das größte Spektakel, das ich jemals erleben durfte – und ich bin schon lange im Geschäft. Ich habe selten einen verschworeneren Haufen erlebt als diese Truppe.“Zur Mannschaft gewandt: „Ich möchte mich bedanken
„Das war das größte Spektakel, das ich jemals erleben durfte.“
Bayern-Vorstandschef Karl-Heinz Rummenigge
bei Euch Burschen, ihr habt einen fantastischen Job gemacht.“
Rummenigge holte Flick mit den Worten „Du bist immer so ein bescheidener Mensch“auf die Bühne und raunte ihm mit einer Umarmung zu: „Du hast einen Wahnsinnsjob gemacht. Du kannst stolz darauf sein. Ich sage Danke – im Namen des gesamten Vereins.“Der Trainer ergriff das Mikro, bedankte sich beim Team wie beim Team hinter dem Team und rief: „Brazzo, komm' her!“Hasan Salihamidzic, mit Weste, Vollbart und Bierglas in der Hand umarmte den Coach, Arm in Arm stand man da. Dann sprach der Sportvorstand genüsslich, jede Silbe beinahe ungläubig betonend: „Champions-League-Sieger! „Ihr seid so eine geile Truppe, ich bin so stolz auf Euch, Jungs!“Und Flick schrie mit bereits heiserer Stimme: „Genießt den Aaaaabend!“Währenddessen packten ihn ein paar Spieler und ließen ihn tatkräftig hochleben.
Die Party hatte direkt mit Abpfiff des 1:0 gegen Paris St.-Germain auf dem Rasen begonnen. Während die alten Hasen um Thomas Müller, Jérôme Boateng, David Alaba und Kapitän Manuel Neuer ihr Wiedersehen mit dem Champions-League-Pokal nach sieben Jahren feierten, enterten Siegtorschütze Kingsley Coman & Co. die Bühne als Frischlinge. Das erste Mal geht am tiefsten unter die Haut. Zu sehen bei Top-Torjäger Robert Lewandowski, der nach vollbrachter Tat völlig ergriffen auf die Knie sank oder bei Joshua Kimmich, der seine Freudentränen nicht zurückhalten konnte. Völlig aufgelöst, völlig losgelöst. Aus einem Kindheitstraum wurde in Lissabon Realität. Das haut einen um. Mit den Siegermedaillen um den Hals warfen sich Kimmich und Kumpel Serge Gnabry rücklings auf den Rasen und blickten gen Himmel. Ins Glück. Mit David Alaba marschierten sie weit nach Schlusspfiff noch mal übers von Konfettischnipseln übersäte Feld, setzten sich barfuß und mit einer Flasche Siegertrunk ausgestattet in den Mittelkreis – und genossen. Später, als bereits die Flutlichter im „Estádio da Luz“, der Heimstätte von Benfica, ausgegangen waren, gesellte sich noch Flick auf einen Plausch hinzu.
Am „größten Tag meiner Karriere“sprach Kimmich später über den Teamgeist als Schlüssel zum Titel. „Es ist gar nicht wirklich zu beschreiben, was man empfindet, wenn man mit so einer Truppe auf dem Platz steht, wenn man mit Brüdern so einen Titel gewinnt. Das ist das Größte, was man erreichen kann.“Die Generation Bruder – ein Jahrgang, ein Triumph, eine großartige Perspektive. Seit Kinderund Jugendtagen kennen sich Kimmich, Gnabry, Leon Goretzka und Niklas Süle, alle aus dem Geburtsjahr 1995. In der Nationalelf gehört zu dieser Gruppe auch noch Leroy Sané, zwar geboren im Januar 1996, aber auch ein Mitglied der Brüderbande. Während die 95er-Gang in Lissabon ihren ersten Pott und ihr erstes Triple holte, machte sich 45-Millionen-Neuzugang Sané zu Hause fit für die nächste Saison. Ach ja: Auch Siegtorschütze Coman ist erst 24. Was für ein Fundus an Extraklasse. Beängstigend gut – für die Gegner. „Da wächst etwas zusammen, auf das sich Fußballdeutschland freuen kann“, meinte Gnabry schon vor einem Jahr. Und Goretzka, ebenfalls seit 2018 bei Bayern, sagte kürzlich: „Ich bin mir ziemlich sicher, dass meine beste Zeit gerade erst anfängt.“
Da ist was zusammengewachsen. Und wächst und wächst. „Ganz Bayern ist stolz“, sagte Ministerpräsident Markus Söder, nachdem die Mannschaft am Nachmittag nach München heimgekehrt war. Kimmich gab ihm recht: „Wir haben ein geiles Gefühl der Unbesiegbarkeit entwickelt.“