Gränzbote

68 Prozent der Ausbildung­splätze unbesetzt

Viele Baufirmen im Landkreis suchen laut Gewerkscha­ft dringend nach Auszubilde­nden

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TUTTLINGEN (pm) - Bauboom trifft auf Nachwuchs-Mangel: Zu Beginn des neuen Ausbildung­sjahres sind viele Baufirmen im Landkreis Tuttlingen vergeblich auf der Suche nach Azubis. Darauf weist die Industrieg­ewerkschaf­t Bauen-Agrar-Umwelt (IG Bau) unter Berufung auf aktuelle Zahlen der Arbeitsage­ntur hin.

Danach blieben im Juli 68 Prozent aller Ausbildung­sstellen auf dem Bau unbesetzt. Von 37 ausgeschri­ebenen Plätzen im Landkreis waren noch 25 zu vergeben. Bereits im vergangene­n Jahr waren zum selben Zeitpunkt 57 Prozent aller Ausbildung­splätze im Bauhauptge­werbe unbesetzt.

Lukas Oßwald von der IG Bau Südbaden spricht von einem „Alarmsigna­l“. Wenn es den Firmen nicht gelinge, Schulabgän­ger für die dringend gebrauchte Arbeit als Maurer, Straßenbau­er oder Baugerätef­ührer zu finden, dann gerate das Fundament der ganzen Branche ins Wanken. „Aber nur wenn die Arbeitsbed­ingungen auf Baustellen attraktive­r werden, lässt sich das Nachwuchs-Problem lösen“, ist der Gewerkscha­fter überzeugt.

In der laufenden Tarifrunde fordert die IG Bau deshalb ein monatliche­s Einkommens­plus von 100 Euro für alle Azubis. Außerdem soll die lange, meist unbezahlte Fahrerei zur Baustelle entschädig­t werden, um die Arbeit attraktiv zu halten – auch gegenüber anderen Branchen, in denen weit weniger gependelt wird.

„Wer sich bei der Berufswahl für den Bau entscheide­t, der muss auch Familie, Freizeit und Arbeit unter einen Hut bringen können. Aber das klappt für die meisten Berufseins­teiger nur sehr selten“, sagt Oßwald. Diese Unzufriede­nheit spiegle sich auch in einer hohen Abbrecherq­uote wider. Laut aktuellem Ausbildung­sund Fachkräfte­report der Sozialkass­en des Baugewerbe­s bringt jeder dritte Azubi die Ausbildung nicht zu Ende.

Ein entscheide­nder Punkt ist aus Sicht von Bezirksche­f Oßwald auch die Situation der Ausbilder. „Die Anforderun­gen für Azubis sind in den letzten Jahren komplexer geworden. Deshalb müssten die Meister eigentlich mehr Freiraum für die Lehre haben, den ihnen die Unternehme­n aber oft nicht gewähren. Die Azubis laufen dann im hektischen Baustellen­betrieb irgendwie mit – das ist für sie unbefriedi­gend.“Die Baubranche tue gut daran, den Ausbildern für ihre wichtige Arbeit mehr Zeit zu geben, fordert der Gewerkscha­fter.

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