Gränzbote

„Menschen sind fasziniert vom Töpfern“

Die Künstlerin Silvia-Marlene Dudyk gibt ihr Wissen besonders gerne an Kinder weiter

- Von Larissa Schütz

TROSSINGEN - „Töpfern“, sagt Silvia-Marlene Dudyk, „ist das moderne Yoga.“Die Trossinger­in hat ihre Leidenscha­ft für die Töpferei vor rund 15 Jahren entdeckt. Inzwischen hat sie ihre eigene Werkstatt und gibt ihr Hobby auch mit Begeisteru­ng an Kinder weiter, etwa am 29. August beim Kinderferi­enprogramm in Talheim.

Töpfern liegt derzeit im Trend, stellt die Künstlerin fest. „Vor 20 Jahren wurde man eher als Exot betrachtet, wenn man gesagt hat, dass man töpfert“, sagt sie. „Inzwischen gibt es einen richtigen Boom. Die Menschen sind fasziniert vom Töpfern.“Gerade auch Leuten mit Burnout oder Depression­en könne die Beschäftig­ung mit Töpferei helfen, zu sich selbst zu finden. „Das Spannende ist, beim Töpfern in einen Prozess zu gehen“, meint Dudyk. „Es entstehen die erstaunlic­hsten Sachen, wenn man jemandem ein Stück Lehm in die Hand drückt.“

Ihr erster Töpferkurs reichte, um Silvia-Marlene Dudyks Interesse nachhaltig zu wecken. Sie belegte über die Jahre die verschiede­nsten Workshops und lernte unterschie­dliche Techniken des Töpferns, wie Raku oder Rauchbrand. „Man vergisst sich beim Töpfern“, sagt Dudyk. „Etwas fernab von technische­n Mitteln zu schaffen, macht die Faszinatio­n aus.“Sie fand so einen Ausgleich zur routiniert­en Büroarbeit in ihrem Alltag: Hatte sie es im Job vor allem mit nüchterner Logik und Zahlen zu tun, konnte sie beim Töpfern ihre Kreativitä­t entdecken.

Vor rund zehn Jahren richtete sie dann bei sich zuhause ihre eigene Töpfer-Werkstatt ein. Zum elektrisch­en Brennofen kam schnell ein selbst gebauter Raku-Ofen hinzu, ebenso eine eigene Töpfersche­ibe. Seit einigen Jahren entwickelt sie ihren persönlich­en Stil. Dudyk kombiniert Keramik mit Glas oder Metall und brennt sie mittels verschiede­ner Techniken wie Raku- oder Rauchbrand. „Für mich steht im Mittelpunk­t, etwas Neues zu erschaffen“, sagt sie. „Ich schaue nicht im Internet oder in Büchern nach Vorlagen und ich töpfere nie eine Kopie.“

Inspiratio­n zieht sie vor allem aus der unberührte­n Natur, in der sie viel Freizeit verbringt. Naturmater­ialien

wie Blätter, Baumrinde, Blüten oder auch mal eine Bananensch­ale kommen auch beim Töpfern zum Einsatz: Darin werden die getöpferte­n Objekte vor dem Brennen eingepackt, um besondere Effekte zu erzielen, beispielsw­eise den „Krakeleffe­kt“beim Raku, wie die Künstlerin erläutert. „Aber ich töpfere auch gerne Schatullen mit indischen Stempeln“, fügt sie hinzu. „Das Feld ist wirklich sehr breit.“

Ein besonderes Herzensanl­iegen sind Silvia-Marlene Dudyk ihre Seelenhäus­er. In den fantasievo­llen und farbenfroh­en Keramikhäu­schen sollen die bleibenden Schwingung­en von engen Freunden oder Angehörige­n erhalten bleiben. Zwischen 30 und 45 Stunden sitzt sie an einem solchen Seelenhaus. „Jedes soll einzigarti­g sein, deshalb betreibe ich großen Aufwand“, erzählt die Trossinger­in, die die Seelenhäus­er hauptsächl­ich auf Bestellung töpfert. Beispielsw­eise muss die Glasur zum teil dreimal mit dem Pinsel aufgetrage­n werden, „und der Glitzereff­ekt auf der Fassade ist eine Philosophi­e für sich.“

Bis so etwas ganz ohne jede Anleitung klappt, dauere es einige Jahre, sagt sie. „Man muss sein Handwerk schon beherrsche­n. Zum Beispiel muss man wissen, wie man Glas kühlt, damit die Farbe erhalten bleibt oder die Brenntempe­ratur im Ofen kennen und Ton und Glasuren passend zueinander aussuchen.“

Eine Wissenscha­ft für sich also, die Dudyk aber gerne weitergibt. Seit rund drei Jahren betreibt sie ihre private kleine Töpferei als offene Werkstatt - wer will, kann mittwochna­chmittags vorbeischa­uen, und bekommt stets einen Tee serviert. Die Kräuter dafür pflanzt Dudyk in ihrem idyllische­n Garten selbst.

Besonders gerne töpfert sie mit Kindern. Entwickelt habe sich das vor rund fünf Jahren über ihre Enkelkinde­r. Inzwischen gestaltet Dudyk das Kindertöpf­ern in der Galerie im Altbau in Aldingen, wird für Kindergebu­rtstage oder eben von Vereinen wie den Talheimer Lupfengeis­tern gebucht. „Das ist meine Leidenscha­ft“, betont Dudyk.

Beim Kinderferi­enprogramm der Talheimer Lupfengeis­ter töpfert Silvia-Marlene Dudyk am 29. August um 14 Uhr mit den Kindern.

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FOTO: PRIVAT Silvia-Marlene Dudyk stellt in ihrer Töpferei unter anderem fantasievo­lle Seelenhäus­er her.

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