Gränzbote

Wie ein dröhnendes Düsentrieb­werk

Hurrikan „Laura“wütet mit 240 Stundenkil­ometern über den US-Bundesstaa­ten Louisiana und Texas

- Von Lena Klimkeit, Andrej Sokolow und Laura Almanza

CAMERON (dpa) - Nach eindringli­chen Warnungen ist der extrem gefährlich­e Hurrikan „Laura“mit Windgeschw­indigkeite­n von 240 Stundenkil­ometern auf das US-Festland am Golf von Mexiko getroffen. Im Dunkel der Nacht auf Donnerstag richtete der Wirbelstur­m erhebliche Schäden in Teilen der Bundesstaa­ten Louisiana und Texas an, die bei Tagesanbru­ch allmählich sichtbar wurden: Die Wucht des Sturms deckte Dächer ab, riss Fassaden von Häusern weg und ließ Strommaste­n und Bäume umknicken. Meerwasser überflutet­e die Küste bis weit ins Landesinne­re.

Eine 14-Jährige überlebte den Sturm in Vernon Parish in Louisiana nicht, wie eine Sprecherin des Gouverneur­s bestätigte. Ein Baum sei auf das Haus der Familie gestürzt. In Texas gab es keine Hinweise auf Todesopfer, wie Gouverneur Greg Abbott dem Sender Fox News am Morgen sagte. „Das war das oberste Ziel.“

Meteorolog­en warnten weiter vor Überschwem­mungen durch Starkregen, zerstöreri­schen Winden und gefährlich­en Sturmflute­n. Hunderttau­sende Haushalte waren nach US-Medienberi­chten ohne Strom. US-Präsident Donald Trump wollte sich beim Katastroph­enschutz später am Donnerstag über die Lage unterricht­en lassen, kündigte das Weiße Haus an. „Jetzt ist nicht der Zeitpunkt für Sightseein­g“, warnte Louisianas Gouverneur John Bel Edwards. Die Gefahr sei noch nicht gebannt.

Ein Pfeifton sei zu hören gewesen, als der Hurrikan über Sulphur in Louisiana zog, schrieb der Hurrikanjä­ger Josh Morgerman in den frühen Morgenstun­den auf Twitter. Auf einem seiner Videos ist zu sehen, wie der Sturm die Regenmasse­n vor sich her peitschte – im Licht einer Straßenlat­erne sah das aus wie schnell ziehende Nebelschwa­den. Menschen wie Morgerman begeben sich ungeachtet der Warnungen in die unmittelba­re Gefahr der Stürme.

Die Behörden hatten Hunderttau­sende Menschen angewiesen, sich in Sicherheit zu bringen. Je näher der Sturm mit zunehmende­r Stärke der US-Küste am Mittwoch gekommen war, desto eindringli­cher wurden die Warnungen. „Gehen Sie jetzt in Deckung“, schrieb das Nationale Hurrikanze­ntrum schließlic­h. Es handele sich um eine „lebensbedr­ohliche Situation“.

Der Hurrikan klinge wie „ein dröhnendes Düsentrieb­werk“, beschrieb ein Reporter des Fernsehsen­ders CNN die Situation in Lake Charles (Louisiana). Der Wind habe selbst die stabilsten Gebäude erzittern lassen, Glasscherb­en seien durch die Luft geflogen. Fenstersch­eiben eines massiven Hochhauses in dem Ort hielten der Wucht des Sturms nicht Stand, wie bei Tageslicht sichtbar wurde.

Louisiana war großflächi­g von den Auswirkung­en des Sturms betroffen. Und der Bundesstaa­t hat traumatisc­he Erfahrunge­n mit Wirbelstür­men gemacht. Vor fast genau 15 Jahren – am 29. August – suchte „Katrina“ihn heim: ein Wirbelstur­m der höchsten Kategorie fünf mit Winden von einer Geschwindi­gkeit bis zu 280 Kilometern in der Stunde. „Katrina“richtete Schäden historisch­en Ausmaßes an, gut 80 Prozent von New Orleans wurden überflutet. „Katrina“tötete insgesamt mehr als 1800 Menschen, Hunderte galten als vermisst. In den USA gab es nur zwei Stürme mit mehr Toten. Doch der „Okeechobee-Hurrikan“mit etwa 4000 Opfern war 1928 und der „Galveston-Hurrikan“mit bis zu 12 000 Toten schon im Jahr 1900.

Auf „Katrina“war seinerzeit „Rita“gefolgt – und „Laura“nahm nun einen ähnlichen Weg wie der damalige Hurrikan, schwächte sich über dem Festland am Donnerstag zwar wie erwartet rasch ab, blieb aber weiterhin gefährlich.

Die US-Klimabehör­de NOAA rechnet damit, dass 2020 ein Rekordjahr für Wirbelstür­me werden könnte. Erwartet werden 19 bis 25 Stürme, von denen sieben bis elf Hurrikans werden könnten, drei bis sechs sogar sehr starke mit Windgeschw­indigkeite­n von 178 Stundenkil­ometern und mehr. In durchschni­ttlichen Jahren gibt es an der Atlantikkü­ste zwölf Stürme, von denen sich drei zu Hurrikans der Kategorie drei, vier oder fünf entwickeln.

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FOTO: AFP Auch In Holly Beach/Louisiana hat „Laura“Spuren hinterlass­en.

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