Gränzbote

Logistik-Firmen rüsten sich für Impfstoff-Transport

Tuttlinger Firma Binder könnte mit Kühlschran­k zu sicherer Lagerung beitragen

- Von Matthias Jansen

TUTTLINGEN - Ein Impfstoff gegen das Coronaviru­s wird in Deutschlan­d voraussich­tlich im kommenden Jahr verfügbar sein. Zeitgleich mit der Entwicklun­g eines Mittels gegen die Lungenkran­kheit bereitet sich die Transportb­ranche darauf vor, das Serum schnellstm­öglich zu den Menschen zu bringen. Dabei könnte das Tuttlinger Unternehme­n Binder mitwirken.

Wie stabil oder empfindlic­h die Impfstoffd­osen sein werden, können die Experten bisher nicht abschätzen. Erfahrungs­werte gibt es nicht. Vermutet wird aber, dass Impfstoffe mit Messenger-RNA (MRNA), die im menschlich­en Körper Proteine produziere­n und damit die Impfantige­ne dort selbst herstellen lassen, kühl gelagert werden müssen – bei bis zu minus 86 Grad.

Dafür, sagt Anne Lenze – Unternehme­nssprecher­in von Binder, würden gerade an den Flughäfen neue Hallen gebaut. So hat das USamerikan­ische Logistikun­ternehmen UPS angefangen, Gebäude in der Größe eines Fußballfel­des zu errichten. Darin stehen dann die Kühlschrän­ke, in denen die Impfstoffe bis zum Transport gelagert werden.

Ob Binder ausgerechn­et in diesem Projekt beteiligt sein wird, ließ Lenze offen. Es habe schon einige Anfragen nach Kühlschrän­ken gegeben, sagt sie. Wer das ist? „Wir müssen unsere Kunden schützen. Ich kann nur so viel sagen, dass es sich bei den Anfragen um einen sehr bekannten Kunden handelt“, erklärt sie. Die Binder-Geräte wären, teilt Lenze mit, „gut geeignet, da die Wirksamkei­t des Impfstoffs bei der Temperatur von minus 86 Grad gesichert“sei. Dieser Wert sei eine „weltweit anerkannte Lagertempe­ratur“. Außerdem habe Binder schon in früheren Jahren Erfahrunge­n mit der Lagerung von Impfstoffe­n gehabt.

Laut der Weltgesund­heitsorgan­isation (WHO) wird an 170 Projekten weltweit an einem Impfstoff geforscht. Bei 26 Impfstoffe­n läuft bereits die Testung. In Deutschlan­d sind Biontech (Mainz), Curevac (Tübingen) und IDT Biologika (DessauRoss­lau) aussichtsr­eich dabei. Sie haben von der Bundesregi­erung die Zusage erhalten, dass sie in ihrer Arbeit durch ein Sonderprog­ramm mit 750 Millionen Euro finanziell unterstütz­t werden. Wahrschein­lich, so hatte sich Sabine Wicker, Vize-Vorsitzend­e der Ständigen Impfkommis­sion (Stiko) beim Robert-Koch-Institut, gegenüber anderen Medien geäußert, werde es in Deutschlan­d mehrere unterschie­dliche Impfstoffe gegen das Coronaviru­s geben.

Sorgen, dass der Impfstoff in der Lagerung Schaden – beispielsw­eise bei einem durch einen Stromausfa­ll bedingten Temperatur­anstieg– nehmen könnte, muss man sich nicht zwangsläuf­ig machen. Lenze erklärt zwar, dass auch die Bindergerä­te mit Strom betrieben würden. Es gebe aber die Möglichkei­t, einer CO2-Notkühlung, die batteriege­puffert sei. „Diese kann bei einem kurzfristi­gen Stromausfa­ll für 72 Stunden Abhilfe leisten“, sagt die Binder-Sprecherin. Generell müsse ein Lieferante­ndienstlei­ster, der Medikament­e lagere, Notfallplä­ne haben und über ein eigenes Notstromag­gregat verfügen.

Im Kampf gegen das Coronaviru­s war die Firma Binder mit ihren Geräten schon vielfach eingebunde­n (wir haben berichtet).

Nicht nur deshalb scheint das Unternehme­n gut durch die Krise gekommen zu sein. „Bei Binder gab es bisher keinen Tag Kurzarbeit. Im Gegenteil, wir haben genug zu tun und stellen auch nach wie vor Arbeitskrä­fte ein“, sagt Lenze. Der Hersteller von Klimaschrä­nken habe bisher einige Geräte verkauft. „Auch in der Impfstoffl­agerung erwarten wir eine gute Nachfrage.“

ANZEIGE

 ?? FOTO: ARC ?? Das Tuttlinger Unternehme­n Binder stellt Kühlschrän­ke für einen möglichen Corona-Impfstoff her.
FOTO: ARC Das Tuttlinger Unternehme­n Binder stellt Kühlschrän­ke für einen möglichen Corona-Impfstoff her.

Newspapers in German

Newspapers from Germany