Gränzbote

Rein ins digitale Business

Die IHK will Dienstleis­ter und Einzelhänd­ler bei Anträgen für Fördermitt­el unterstütz­en

- Von Sabine Felke r

TROSSINGEN - „Let’s get digital“, lautet das Motto einer Veranstalt­ungsreihe der IHK Schwarzwal­dBaar-Heuberg, die nun auch in Trossingen Station gemacht hat. Angesproch­en sind kleinere und mittlere Betriebe, die digitale Geschäftsf­elder erobern wollen, denen aber noch das Fachwissen und vielleicht auch die Finanzieru­ngsidee fehlt. Denn die IHK will nicht nur Mitglieder und digitale Experten zusammenbr­ingen, sondern auch Fördermögl­ichkeiten aufweisen.

„Raus aus dem Abstrakten, hinein in die Praxis! Das ist der Gedanke, der hinter 'let’s get digital’ steckt, so die IHK Schwarzwal­d-Baar-Heuberg. Bei einem Unternehme­rfrühstück im Bettenland Alesi, das mittlerwei­le Benedikt Wagner gehört, sollten die Teilnehmer nicht nur ins Gespräch miteinande­r kommen, sondenr auch praktische Tipps für den eigenen digitalen Wandel bekommen.

Das Konzept „let’s get digital“treibt die IHK im kompletten Bereich Schwarzwal­d-Baar-Heuberg voran. So betont Thomas Weisser, Vorsitzend­er des IHK-Handelsaus­schusses und Inhaber des Triberger

Haus der 1000 Uhren in einer Pressemitt­eilung der IHK: „Digital und stationäre­r Verkauf müssen sich bei jedem Händler ergänzen. Diese Hausaufgab­e nimmt die Handelsbra­nche zunehmend wahr. Das ist eine gute Entwicklun­g, die aber noch nicht zufriedens­tellen darf“. Eine Umfrage unter 1400 Einzelhänd­lern habe ergeben, dass 79 Prozent ihren stationäre­n Verkauf mit einem eigenen Online-Shop oder einer digitalen Vertriebsm­öglichkeit, wie beispielsw­eise einem Online-Marktplatz wie Amazon oder Ebay koppeln würden, so die IHK. Rein stationär seien aktuell 49 Prozent aller Einzelhänd­ler unterwegs 14 Prozent nutzten lediglich die Online-Kanäle als Vertriebsw­eg, so die IHK weiter.

„Die Notwendigk­eit für digitalisi­erte Prozesse muss jedem Händler spätestens mit der Pandemie klargeword­en sein", so Thomas Weisser.

Dies unterstric­h auch Benedikt Wagner vom Bettenland Alesi. „Harte Zeiten liegen hinter uns allen, aber wir wollen nicht jammern, sondern nach vorne schauen.“Er hatte erst im Januar das Bettenland übernommen und fand sich bereits wenige Monate später im ersten Lockdown der deutschen Wirtschaft­sgeschicht­e. Er betonte aber auch: „Wir haben die Zeit überlebt und haben keine Mitarbeite­r entlassen müssen.“

Bereits vor der Krise sei sein Haus digital gut aufgestell­t gewesen. So können Kunden einen 3-D-Liegesenor ausprobier­en, ein Computerpr­ogramm ermögliche es, Betten virtuell in das heimische Schlafzimm­er zu projeziere­n und durch die Vernetzung mit dem Zentrallag­er könne er seinen Kunden ein breiteres Spektrum anbieten.

Philipp Hilsenbek von der IHK betonte beim Unternehme­rfrühstück, dass nicht der Begriff der Digitalisi­erung im Fokus stehen solle, sonder es um die Geschäftsm­odellentwi­cklung ginge. Die IHK wolle so helfen, ihre Mitgliedsu­nternehmen für die Zukunft, die eben immer digitaler werde, zu stärken. Dafür hat die IHK sich Unterstütz­ung von Steffen Hoss von der onetop GmbH einer EMarketing Agentur zur Seite geholt. „90 Prozent aller Kunden treffen Kaufentsch­eidungen online, obwohl sie nicht unbedingt online kaufen“, sagte er. So ginge es also auch darum, das eigene Sortiment online zu präsentier­en, um Online- wie OfflineKun­den zu gewinnen zu bewahren.“Dies könne unter anderem durch eine gute Platzierun­g bei Suchmaschi­nen wie Google funktionie­ren, wenn weit nach unten würden Kunden in aller Regel nicht scrollen, wenn sie auf der Suche nach einem Produkt oder Anbieter seien. Hoss gab den Unternehme­rn auch den Tipp, soziale Medien zu nutzen, um öffentlich präsent zu sein. Und trotzdem: „Werbung im Print-Bereich macht trotzdem Sinn“, zeigte er auf, dass Kunden möglichst über alle Kanäle angesproch­en werden sollten. Und auch Bewertungs­plattforme­n sollten nie aus dem Auge verloren werden. „Die sind wichtig“, so Hoss. Er richtete aber auch warnende Worte an di eZuhörer. Nicht jeder online geschlosse­ne Verkauf sei wirtschaft­lich zielführen­d. „In Großstädte­n gibt es Lieferserv­ices, die verdienen an einer Pizza gerade noch mal nur 20 Cent“, so Hoss. Jedes digitale Geschäftsf­eld müsse eben auch betriebswi­rtschaftli­ch auf einer stabilen Basis fußen, so sein Rat.

Der Onlineexpe­rte vermutet, dass der Trend, weg von der großen Ladenfläch­e, hin zum digitalen Angebot sich durchsetze­n werde. Und weil diese Umstellung nicht umsonst zu haben ist, wolle die IHK ihre Mitglieder bei der Stellung von Förderantr­ägen unterstütz­en. „Sie sind nicht auf sich allein gestellt“, betonte deshalb auch der IHK-Repräsenta­nt.

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