Ochsenhausen: Sieg trotz Pusteverbot
Die TTF glänzen beim 3:1 gegen Saarbrücken, die Fans zeigen Disziplin
OCHSENHAUSEN - Wie schwierig und scheinbar inkonsequent CoronaVerordnungen sein können, sieht man im Tischtennis. Der DTTB, zuständig für die ersten drei Ligen, entschied sich vor Wochen, auf die Doppel zu verzichten, weil im Duett ein 1,5-Meter-Abstand logischerweise nur schwer einzuhalten ist und sonst aus einem Nicht-Kontaktsport, als der das Tischtennis eingestuft wird, womöglich noch ein Kontaktsport werden würde. Die erste Klasse, die eigenständige Tischtennis-Bundesliga, wollte jedoch wieder zurück zu den finalen Paaren, die aus dem Einzelsport Tischtennis eigentlich erst einen Teamsport machen, nachdem sie bei den Play-offs im Sommer ausgesetzt waren. Und den 18 Landesverbänden war die Frage dank des Föderalismus freigestellt – acht verzichten auf das Doppel. Das führt zum Beispiel dazu, dass in Bayern in der Bundesliga und Kreisliga Doppel gespielt wird, in der Verbandsklasse aber nicht.
Ein Flickerlteppich und Wirrwar also, der beim Thema Zuschauer weitergeht. Das bayerische Bad Königshofen war am ersten Spieltag eine Art Hochsicherheitstrakt ohne Fans, in Bad Homburg dagegen war gut gefülltes Haus mit 220 Gästen. Die TTF Liebherr Ochsenhausen wiederum, die am Sonntag mit einem 3:1-Sieg gegen Meister 1. FC Saarbrücken bei der Neuauflage der Vorjahresfinals mehr als überzeugend in die Saison starteten, wurden ein kleines Opfer der Abstandsregeln. Vor drei Wochen hatte das Ordnungsamt 170 Zuschauer für die Hans-Liebherr-Sporthalle genehmigt, verkauft wurden aber nur 102, weil viele Fans Einzelkarten erstanden hatten. „Je mehr in Gruppen buchen, am besten zu zehnt, und nebeneinander sitzen, desto mehr passen in die Halle. Die Software rechnet pro Sitz rundum 1,5 Meter Abstand aus. Wenn viele einzeln sitzen, sind es entsprechend weniger Fans. Aber wir sind glücklich, überhaupt wieder zu spielen und Menschen dabei zu haben, davon leben wir. Geisterspiele wie im Finale in Frankfurt, die machen nicht wirklich glücklich“, sagte TTFChef Kristijan Pejinovic.
Organisatorisch lief alles perfekt. Die Fans hielten sich an die Abstände, trugen teils sogar auf den Plätzen Mundschutz, an der Hallentür stand in großen Buchstaben „Nur mit gültigem Ticket“, und die Wischjungen desinfizierten die Platten in den Pausen mit einer derartigen Akribie, dass sicher einmal gute Hausmänner aus ihnen werden dürften. Nur TTF-Neuzugang Kanak Jha und Saarbrückens Shang Kun wurden von der gestrengen Schiedsrichterin anfangs verbal durch die Maske verwarnt. Sie sollen das Pusten auf die Bälle vor dem Aufschlag, ein Ritual im Tischtennis, doch bitteschön unterlassen. Der Aerosole wegen. Auch die Spieler an der Bande trugen Mundschutz, die Liga habe sich freiwillig darauf geeinigt, sagte Pejinovic: „Wir Sportler sollten Vorbilder sein. Ärzte und Supermarktkassiererinnen tragen die Masken acht Stunden am Tag.“
Spielen ganz ohne Maske aber scheint schöner zu sein, das war dem TTF-Spitzenmann Hugo Calderano anzumerken, der beim 3:1 zum Auftakt gegen Darko Jorgic vor Spielfreude sprühte und Speed-Tischtennis zelebrierte. Kanak hatte es in seinem ersten TTF-Spiel gleich mit dem derzeit besten Bundesligaspieler zu tun, Shang Kun, und schlug sich beim 1:3 gegen den Finalhelden vom Juni manierlich. Wie gut Shang ist, der frühere chinesische Doppelmeister, zeigte er im finalen Match gegen Calderano, die mutmaßliche Nr. 2 der TTBL. Shang führte 13:11, 12:10 und wirkte einen Tick abgezockter (obwohl er gleich zu Beginn etwas hypersensibel ein paar Zuschauer aufforderte, leiser zu sein). Dann aber drehte Calderano auf, spielte brillantes Angriffstischtennis und drehte das Match noch: 12:10, 11:6, 12:10 hieß es am Ende mit einem kuriosen Ball beim Stand von 8:8, der von der unteren metallischen Netzbefestigung in Shangs Feld fiel – regelkonform. „So was passiert in 20 Jahren vielleicht einmal“, sagte Pejinovic. Shang protestierte, ließ sich aber von Trainer Slobodan Grujic eines Besseren belehren. Der ausgelassene Jubel Calderanos am Ende zeigte – es war eben doch eine Art Revanche für Frankfurt. „Natürlich war es das: Wir wollten zeigen, dass wir besser sind, und das haben wir auf unglaubliche Art geschafft. Wir haben zwei 0:2-Rückstände aufgeholt und Wahnsinnskampfgeist gezeigt, die Disziplin, die die Jungs auch im Training zeigen, ist überragend“, lobte Fu Yong nach seinem Debüt als Cheftrainer.
Denn: Auch Simon Gauzy hatte im Schlüsselspiel gegen Patrick Franziska ein 5:11, 9:11 in ein 11:6, 11:9, 11:7 gewandelt mit seinem extrem variablen, klugen kurzen Spiel. Auch von einem Fehlaufschlag zum 1:5 im fünften Satz und von einem Sturz, bei dem er sich den Fuß verdrehte, ließ sich der Franzose nicht aufhalten. „Papa?“, flüsterte sein 19 Monate junger Sohn auf der Tribüne besorgt, aber nach dem Sieg warf er dem Vater strahlend einen Handkuss zu. Das können auch Corona-Regeln nicht verbieten.
TTFO – Saarbrücken 3:1: Calderano – Jorgic 11:3, 11:8, 4:11, 11:5, Jha – Shang 9:11, 8:11, 11:6, 5:11, Gauzy – Franziska 5:11, 9:11, 11:6, 11:9, 11:7, Calderano – Shang 11:13, 10:12, 12:10, 11:6, 12:10.
DTM, 6. Station am Nürburgring, 1. Rennen: 1. Frijns (Niederlande) Audi Sport Team Abt Sportsline 59:51,551 Min., 2. Rast (Minden) Audi Sport Team Rosberg 0,660 Sek. zur., 3. Wittmann(Markt Erlbach) BMW Team RMG 1,573. – 2. Rennen: 1. Müller (Schweiz) Audi Sport Team Abt Sportsline 57:09,856, 2. Frijns 11,790, 3. Rast 19,526. – Stand (nach 12 von 18 Rennen): 1. Müller 242 Punkte, 2. Frijns 224, 3. Rast 195.
Männer in Rom (6,17 Mio. Euro), Achtelfinale: Koepfer (Furtwangen) – Musetti (Italien) 6:4, 6:0. – Viertelfinale: Djokovic (Serbien/1) – Koepfer 6:3, 4:6, 6:3.