Gewalt gegen Lehrkräfte nimmt zu
BERLIN/STUTTGART - Schlagen, drohen, beleidigen – die Fälle körperlicher und verbaler Gewalt gegen Lehrkräfte haben nach Angaben des Verbands Bildung und Erziehung (VBE) bundesweit stark zugenommen. Der Verband stützt sich dabei auf das Ergebnis einer von ihm in Auftrag gegebenen Forsa-Studie unter Schulleitern, die am Donnerstag vorgestellt wurde. Die meisten körperlichen Angriffe meldeten die Grundschulen. 40 Prozent dieser Einrichtungen berichteten, dass es in den vergangenen fünf Jahren entsprechende Vorfälle gegeben haben. Zwei Jahre zuvor waren es 32 Prozent.
Der Vorsitzende des Bundeselternrats, Stephan Wassmuth, sagte, dass auch seinem Eindruck nach die Gewalt gegenüber Lehrkräften zunehme. Diese würden heute „oft leider nicht mehr die Respektspersonen gesehen, wie das früher der Fall war“, sagt er. Den Grund sieht er in einer allgemeinen Verrohung der Gesellschaft. Die Eltern hätten aber die Aufgabe, ihren Kindern klarzumachen, wie sie sich richtig verhalten sollen. „Man kann streiten und diskutieren, aber man darf nicht beleidigen oder gewalttätig werden.“Beleidigungen sowohl in der Schule als auch über das Internet werden am häufigsten von Haupt-, Real- und Gesamtschulen gemeldet. Friedlicher geht es an Gymnasien zu. Aber auch dort stieg die Zahl der Fälle von Gewalt.
Als Konsequenz fordert der VBE kleinere Lerngruppen sowie den verstärkten Einsatz von Sozialarbeitern und Psychologen. „Die beste Prävention ist ein Umfeld, in dem Konflikte vermieden werden“, sagte der Verbandsvorsitzende Udo Beckmann. Wenn dies aber nicht möglich sei, solle man wenigstens alles dafür tun, den Streit „möglichst professionell zu verarbeiten“. In Baden-Württemberg ist die Tendenz ähnlich wie im Bundesgebiet. 23 Prozent der Leitungskräfte gaben an, dass an ihrer Schule in den vergangenen fünf Jahren eine Lehrkraft körperlich angegangen wurde. Zwei Jahre zuvor waren es noch 16 Prozent. Die Zahlen aus der baden-württembergischen Kriminalstatistik sprechen eine ähnliche Sprache. 79 Fälle von Körperverletzung an Lehrkräften sind dort für 2019 dokumentiert, wobei auch Überfälle etwa auf dem Nachhauseweg mitgezählt werden.