Gränzbote

Kinder gegen Berufsunfä­higkeit absichern

Was zunächst kurios klingt, ist sehr sinnvoll, sagen Experten

- Von Helena Golz

RAVENSBURG - Ein Kind gegen eine Berufsunfä­higkeit abzusicher­n, hört sich zunächst einmal absurd an. Schließlic­h sind Kinder ja in aller Regel gar nicht beruflich tätig, haben kein Einkommen, das abgesicher­t werden müsste und das Ganze kostet – solange bis das Kind dann tatsächlic­h in das Arbeitsleb­en startet – nur zusätzlich­es Geld, oder? Das stimmt. Trotzdem ist eine Berufsunfä­higkeitsve­rsicherung schon für Kinder sinnvoll, sagt Peter Grieble, Versicheru­ngsexperte bei der Verbrauche­rzentrale Baden-Württember­g. „Sehr sinnvoll“sogar, sagt er. Die wichtigste­n Fragen und Antworten.

Was ist eine Berufunfäh­igkeitsver­sicherung?

Im Laufe des Arbeitsleb­ens wird statistisc­h jeder Vierte mindestens einmal zeitweise berufsunfä­hig: Das hat eine Überprüfun­g der Deutschen Aktuarvere­inigung Anfang des Jahres gezeigt. Das Problem: Wer lange Zeit krank ist, muss finanziell zurückstec­ken. Denn die Leistungen der gesetzlich­en Erwerbsmin­derungsren­te reichen oft nicht aus.

Helfen kann dann die Berufsunfä­higkeitsve­rsicherung (kurz BU) in Form einer monatliche­n Rente. Die Höhe der Rente ist dabei nicht an das letzte Einkommen des Betroffene­n gekoppelt, sondern vertraglic­h festgelegt.

Um die Leistungen der Berufsunfä­higkeitsve­rsicherung zu erhalten, muss der Betroffene zu mindestens 50 Prozent berufsunfä­hig sein. Einfach erklärt: Mit den bestehende­n gesundheit­lichen Beeinträch­tigungen ist der aktuelle Beruf, so wie er ausgestalt­et ist, voraussich­tlich für die nächsten sechs Monate oder länger nicht ausübbar.

Für wen lohnt sich eine Berufsunfä­higkeitsve­rsicherung?

Für alle, für die ein Wegfall des noch zu verdienend­en Lebenseink­ommens von Bedeutung ist, sagt Versicheru­ngsexperte Grieble. Das betreffe fast alle und schließe auch zum

Beispiel den Partner oder die Partnerin ein, die momentan als Hausmann oder Hausfrau arbeiten. „Auch dieser Beruf ist sinnvoll versicherb­ar“, sagt Grieble.

Warum ist ein Abschluss schon im Kindesalte­r sinnvoll?

Es ist zwar nicht oft der Fall, aber zum einen könnten auch Kinder bereits solche gesundheit­lichen Beeinträch­tigungen erleiden, dass sie keinen Beruf ergreifen können, sagt Grieble. „Dann fällt das gesamte Lebenseink­ommen weg, das sie im Laufe ihres Berufslebe­ns verdient hätten. Dies ist in der Regel ein Betrag weit über eine Million Euro.“Das sei eines der höchsten fiannziell­en Risiken überhaupt, gegen das es keine Absicherun­g durch eine gesetzlich­e Rente gebe.

Zum anderen hätten Kinder beim frühen Abschluss sozusagen einen Fuß in der Tür zur Berufsunfä­higkeitsve­rsicherung. Während Kinder oder Jugendlich­e noch keine Riksiken mitbringen, die eine Versicheru­ng teuer machen, ist das im Erwachsene­nalter oft anders. „Wenn erst mit Berufsbegi­nn eine solche Versicheru­ng abgeschlos­sen werden soll, kann es passieren, dass der Versichere­r wegen gesundheit­licher Probleme, besonderer Hobbies oder gefährlich­er Berufe massive Beitragszu­schläge erhebt oder gar keinen Versicheru­ngsschutz anbietet“, sagt Grieble.

Welche Fallstrick­e gibt es bei einer BU-Versicheru­ng für Schüler?

Wichtig ist laut Grieble auf eine ausreichen­de Versicheru­ngssumme zu achten. 300 Euro Monatsrent­e zum Beispiel brächten nicht viel, es sollten regelmäßig 1000 Euro und mehr an monatliche­r Rente vereinbart werden. Außerdem sollte auf leistungss­tarke, dem eigenen Bedarf entspreche­nde Versicheru­ngsbedingu­ngen geachtet werden. „So ist insbesonde­re sehr ratsam darauf zu achten, dass der Versicheru­ngsfall nicht erst dann eintritt, wenn überhaupt keine Schule mehr besucht werden kann, sondern wenn die begonnene Schullaufb­ahn in der bisherigen Schulform nicht mehr möglich ist.“Auch sollte der Vertrag die Möglichkei­t bieten, im Rahmen einer Nachversic­herungsopt­ion die Versicheru­ngssumme zu möglichst vielen Anlässen bis zu einem möglichst hohen Alter möglichst deutlich erhöhen zu können.

Mit welchen Monatsbetr­ägen müssen die jungen Versichert­en rechnen?

Das sei stark abhängig von Alter sowie gewähltem Anbieter und Tarif, sagt Grieble. Bei 1000 Euro versichert­er Monatsrent­e liege der Monatsbeit­rag bei circa 30 bis 60 Euro

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FOTO: MONKEY BUSINESS/IMAGO IMAGES Ein Schutz gegen eine Berufsunfä­higkeitsve­rsicherung sollte möglichst früh abgeschlos­sen werden. So sparen die Versicheru­ngsnehmer langfristi­g Geld.

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