Kinder gegen Berufsunfähigkeit absichern
Was zunächst kurios klingt, ist sehr sinnvoll, sagen Experten
RAVENSBURG - Ein Kind gegen eine Berufsunfähigkeit abzusichern, hört sich zunächst einmal absurd an. Schließlich sind Kinder ja in aller Regel gar nicht beruflich tätig, haben kein Einkommen, das abgesichert werden müsste und das Ganze kostet – solange bis das Kind dann tatsächlich in das Arbeitsleben startet – nur zusätzliches Geld, oder? Das stimmt. Trotzdem ist eine Berufsunfähigkeitsversicherung schon für Kinder sinnvoll, sagt Peter Grieble, Versicherungsexperte bei der Verbraucherzentrale Baden-Württemberg. „Sehr sinnvoll“sogar, sagt er. Die wichtigsten Fragen und Antworten.
Was ist eine Berufunfähigkeitsversicherung?
Im Laufe des Arbeitslebens wird statistisch jeder Vierte mindestens einmal zeitweise berufsunfähig: Das hat eine Überprüfung der Deutschen Aktuarvereinigung Anfang des Jahres gezeigt. Das Problem: Wer lange Zeit krank ist, muss finanziell zurückstecken. Denn die Leistungen der gesetzlichen Erwerbsminderungsrente reichen oft nicht aus.
Helfen kann dann die Berufsunfähigkeitsversicherung (kurz BU) in Form einer monatlichen Rente. Die Höhe der Rente ist dabei nicht an das letzte Einkommen des Betroffenen gekoppelt, sondern vertraglich festgelegt.
Um die Leistungen der Berufsunfähigkeitsversicherung zu erhalten, muss der Betroffene zu mindestens 50 Prozent berufsunfähig sein. Einfach erklärt: Mit den bestehenden gesundheitlichen Beeinträchtigungen ist der aktuelle Beruf, so wie er ausgestaltet ist, voraussichtlich für die nächsten sechs Monate oder länger nicht ausübbar.
Für wen lohnt sich eine Berufsunfähigkeitsversicherung?
Für alle, für die ein Wegfall des noch zu verdienenden Lebenseinkommens von Bedeutung ist, sagt Versicherungsexperte Grieble. Das betreffe fast alle und schließe auch zum
Beispiel den Partner oder die Partnerin ein, die momentan als Hausmann oder Hausfrau arbeiten. „Auch dieser Beruf ist sinnvoll versicherbar“, sagt Grieble.
Warum ist ein Abschluss schon im Kindesalter sinnvoll?
Es ist zwar nicht oft der Fall, aber zum einen könnten auch Kinder bereits solche gesundheitlichen Beeinträchtigungen erleiden, dass sie keinen Beruf ergreifen können, sagt Grieble. „Dann fällt das gesamte Lebenseinkommen weg, das sie im Laufe ihres Berufslebens verdient hätten. Dies ist in der Regel ein Betrag weit über eine Million Euro.“Das sei eines der höchsten fiannziellen Risiken überhaupt, gegen das es keine Absicherung durch eine gesetzliche Rente gebe.
Zum anderen hätten Kinder beim frühen Abschluss sozusagen einen Fuß in der Tür zur Berufsunfähigkeitsversicherung. Während Kinder oder Jugendliche noch keine Riksiken mitbringen, die eine Versicherung teuer machen, ist das im Erwachsenenalter oft anders. „Wenn erst mit Berufsbeginn eine solche Versicherung abgeschlossen werden soll, kann es passieren, dass der Versicherer wegen gesundheitlicher Probleme, besonderer Hobbies oder gefährlicher Berufe massive Beitragszuschläge erhebt oder gar keinen Versicherungsschutz anbietet“, sagt Grieble.
Welche Fallstricke gibt es bei einer BU-Versicherung für Schüler?
Wichtig ist laut Grieble auf eine ausreichende Versicherungssumme zu achten. 300 Euro Monatsrente zum Beispiel brächten nicht viel, es sollten regelmäßig 1000 Euro und mehr an monatlicher Rente vereinbart werden. Außerdem sollte auf leistungsstarke, dem eigenen Bedarf entsprechende Versicherungsbedingungen geachtet werden. „So ist insbesondere sehr ratsam darauf zu achten, dass der Versicherungsfall nicht erst dann eintritt, wenn überhaupt keine Schule mehr besucht werden kann, sondern wenn die begonnene Schullaufbahn in der bisherigen Schulform nicht mehr möglich ist.“Auch sollte der Vertrag die Möglichkeit bieten, im Rahmen einer Nachversicherungsoption die Versicherungssumme zu möglichst vielen Anlässen bis zu einem möglichst hohen Alter möglichst deutlich erhöhen zu können.
Mit welchen Monatsbeträgen müssen die jungen Versicherten rechnen?
Das sei stark abhängig von Alter sowie gewähltem Anbieter und Tarif, sagt Grieble. Bei 1000 Euro versicherter Monatsrente liege der Monatsbeitrag bei circa 30 bis 60 Euro