Berufungsgericht lehnt Beschwerde im Fall Kalinka ab
PARIS (lon) - Der Lindauer Arzt Dieter Krombach, der wegen des Mordes an seiner Stieftochter Kalinka in Frankreich mehr als zehn Jahre Haft abgesessen hatte, bleibt auf freiem Fuß. Ein Pariser Berufungsgericht lehnte am Donnerstag die Beschwerde von Kalinkas Vater André Bamberski gegen die Freilassung Krombachs ab. Die Berufung Bamberskis sei gegenstandslos, hieß es aus Gerichtskreisen. Krombach habe seine Strafe bereits verbüßt.
Der Arzt saß seit 2009 in Frankreich in Haft. Ursprünglich war der heute 85- Jährige zu 15 Jahren Gefängnis verurteilt worden, hatte aber wie alle Häftlinge, die sich nichts zuschulden kommen lassen, eine automatische Strafminderung erhalten.
Krombach war 2011 von einem Pariser Gericht für schuldig befunden worden, seine Stieftochter Kalinka in seinem Haus in Lindau getötet zu haben. Die 14-Jährige wurde tot in ihrem Bett gefunden, nachdem ihr Stiefvater ihr eine Spritze gegeben hatte. Die deutsche Justiz stellte das Verfahren 1987 aus Mangeln an Beweisen ein.
In Frankreich wurde Krombach zunächst 1995 in Abwesenheit zu 15 Jahren Haft verurteilt, doch die deutschen Behörden lieferten den Arzt nicht aus. Als das Verbrechen zu verjähren drohte, ließ Bamberski Krombach 2009 nach Frankreich entführen. 2011 kam es dort in Anwesenheit des Angeklagten zu einem erneuten Prozess, bei dem die Richter es als erwiesen ansahen, dass der Arzt seiner Stieftochter nicht nur die tödliche Spritze verabreichte, sondern sie auch vergewaltigen wollte.