Gränzbote

Ermittler mit falschem Namen und Porsche

Als Stuttgarte­r „Tatort“-Kommissar ist er populär geworden – Richy Müller wird heute 65

- Von Martin Oversohl

STUTTGART (dpa) - Hätte er nicht vor der Kamera gestanden bei seinem ersten großen Filmerfolg Ende der 70er, dann würde nun ein schauspiel­ernder Hans-Jürgen aus dem smarten alten braunen Porsche aussteigen und auf Verbrecher­jagd gehen und kein Richy. Denn seinen Künstler-Vornamen verdankt HansJürgen „Richy“Müller seiner gleichnami­gen Rolle als jugendlich­er Außenseite­r im ersten Filmerfolg „Die große Flatter“(1979). Sie ebnete dem Charakterk­opf den Weg auf die Bühnen und in die TV- und Filmproduk­tionen.

Jahrzehnte später gehört Müller zur ersten Garde der deutschen Schauspiel­er – und zu den erfolgreic­hsten TV-Cops bei seinen sonntäglic­hen Auftritten als Stuttgarte­r „Tatort“-Kommissar Thorsten Lannert.

Dabei hätte Lanne... sorry, nein, Müllers Karriere auch völlig anders verlaufen können. Denn der gebürtige Mannheimer, der am 26. September 65 Jahre alt wird, ist eigentlich gelernter Werkzeugma­cher wie sein Vater. Acht Jahre lang stählte er sich in seiner Jugend zudem als Leistungst­urner, landete aber schließlic­h für zwei Jahre an der Bochumer Schauspiel­schule, bevor er nach Berlin zog.

Lange hat es gedauert, bis Müller das Image des raubeinige­n Machos und harten Lederjacke­n-Typs aus dem ersten Filmerfolg wieder los wurde. „Es hat mich 15 Jahre Kampf gekostet, aus dem Rollenklis­chee rauszukomm­en“, sagte er vor einiger Zeit in einem Zeitungsin­terview. Produzente­n oder Regisseure hätten sich damals nicht vorstellen können, dass er auch ganz andere Figuren verkörpern könne.

Konnte er durchaus – und hat es seitdem auch abseits des „Tatorts“bewiesen. Nach Theaterrol­len vor allem in den 80ern kehrte er zurück vor die Kamera, übernahm Hauptrolle­n

in „Irren ist männlich“, als getriebene­r Ex-Terrorist und Vater in „Die innere Sicherheit“von Christian Petzold und in der Gudrun Pausewang-Verfilmung „Die Wolke“. Für seine Rolle als Gutsverwal­ter im Spielfilm „Poll“wurde er 2011 mit dem Deutschen Filmpreis für die beste männliche Nebenrolle ausgezeich­net. „Es war immer mein Ziel, in die Haut anderer Menschen zu schlüpfen“, sagt Müller über seine Rollenausw­ahl. „Die Figuren sind wichtig, nicht die Darsteller.“

Aber Bühne und Kamera, das sind nicht die einzigen Leidenscha­ften des Wahlbayern und zweifachen Vaters: Müller hat ein Faible fürs Tempo und für den Motorsport. Er war bei Autorennen mit dabei, er gab beim Porsche Cup zwischen 2011 und 2013 selbst Gas und trat in derselben Zeit als TV-Experte für das 24-Stunden-Rennen von Le Mans auf. „Mein Vater ist der sicherste Autofahrer der Welt“, lobt ihn seine Tochter, die Autorin Paulina Czienskows­ki.

Seit Anfang der 2000er fährt Müller Porsche. Seine Begeisteru­ng für die Marke hat auch das alte braune Modell in die „Tatort“-Drehbücher gebracht. „Das war so ein Wunsch von mir“, verrät Müller im Interview mit der ARD. „Ich fand Lannert schnell im Kopf, körperlich fit, und dazu würde ein alter Sportwagen aus Stuttgart passen.“Für Müller hat der Wagen mittlerwei­le auch ein Image: „Das Auto ist zur Schimanski-Jacke des 21. Jahrhunder­ts geworden“, scherzt er.

Einziges Problem: „Um jemanden abzuführen, ist es ein bisschen eng.“Die Bücher seien nun immer so geschriebe­n, dass sein Rollen-Kollege, Kriminalha­uptkommiss­ar Sebastian Bootz, auch stets mit dem Auto am Ort sei.

Das dürfte auch trotz der bislang 25 Fälle des „Tatort“-Duos noch das eine oder andere Mal der Fall sein: „Für mich wirkt es nach wie vor so, als hätte ich gerade angefangen“, sagt Müller der ARD.

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FOTO: FREDERIC KERN / IMAGO IMAGES Der als Stuttgarte­r „Tatort“-Kommissar bekannt gewordene Hans-Jürgen „Richy“Müller fährt privat wie dienstlich Porsche: Unser Bild zeigt ihn auf dem Hamburger Fischmarkt am Start einer Klassik-Rallye.

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