Gränzbote

Maskenpfli­cht wird weitgehend eingehalte­n

Ordnungsdi­enst und Polizei stellen wenig Verstöße fest – Missachtun­g der Vorgabe ärgert einige Tuttlinger dennoch

- Von Matthias Jansen

TUTTLINGEN - Durchweg stadtbildp­rägend sind sie nicht mehr. Selbst in Bereichen, in denen ein Mund-NasenSchut­z noch getragen werden muss, wird die Bedeckung der Atemwege schon mal weggelasse­n. Friedhelm Schmale, der sich mit einem Leserbrief an die Redaktion wendet, schreibt stellvertr­etend für einige Tuttlinger: „Die Maskenpfli­cht wird so gut wie ignoriert.“Die Verwaltung und die Polizei haben allerdings andere Erfahrunge­n gemacht.

Beim Tuttlinger Krämermark­t, meint Schmale, habe im dichten Gedränge niemand eine Maske getragen. „Die Händler nicht und die Kundschaft erst recht nicht“, moniert er. Gleiches trifft auch auf Cafés und Restaurant­s, wo die Getränke und Speisen ohne textile Sicherheit zum Tisch gebracht werden – oder den Öffentlich­en Personenna­hverkehr (ÖPNV) zu. Schmale berichtet, dass seine Frau mit der Bahn jeden Tag zur Arbeit fahren würde. „Sie weiß, was da abgeht oder nicht.“

Was ihn wohl noch mehr stört, als die Tatsache, dass der Mund-NasenSchut­z weggelasse­n wird, ist der fehlende Nachdruck, der den Vorgaben verliehen wird. Schmales Frau habe nicht ein einziges Mal einen Polizisten auf einem Bahnhof gesehen, der die Maskenpfli­cht kontrollie­rt hätte. Gleiches gelte für den Kommunalen Ordnungsdi­enst (KOD) der Stadt Tuttlingen, den Schmale nur als „Schimäre“– ein Fabelwesen der griechisch­en Mythologie, was später sprachlich mit einem Trugbild gleichgese­tzt wurde – bezeichnet. „Sonst hätte man ihn irgendwann einmal gesehen.“

Diese Vermutung ist sicher nicht zutreffend. Wer häufiger in der Innenstadt unterwegs ist, sieht, dass der KOD durchaus präsent ist. Ein intensiver­es Einschreit­en gegen das Nichteinha­lten der Maskenpfli­cht werde durch die personelle Kapazität bedingt, sagt Stadtsprec­her Arno Specht auf Nachfrage unserer Zeitung. „Diese ist derzeit aber aufgrund von Krankheits­fällen leider nicht gegeben“, meint er. Insgesamt werde das Weglassen der Gesichtsbe­kleidung vom KOD nur bedingt wahrgenomm­en. „Bei den durchgefüh­rten Kontrollen wurden sehr wenige Verstöße festgestel­lt, größtentei­ls werden die Vorgaben eingehalte­n und die Personen halten sich an die Regelungen“, sagt Specht. Eine Missachtun­g ziehe im Regelfall ein Bußgeld von 70 Euro nach sich.

Der Stadtsprec­her legt in diesem Zusammenha­ng Wert darauf, dass die „Kontrolle der Maskenpfli­cht nicht alleine Sache der Kommunen ist“. Zusammen mit Einsätzen der Polizei würde sich die Durchsetzu­ng der Vorgaben ergänzen. Auch Schmale sieht die Ordnungshü­ter in der Pflicht. „In

ANZEIGE meinem Verständni­s ist das die alltäglich­e Aufgabe der Polizei. Dafür ist Polizei doch da und nicht nur mal für einen Tag“, kritisiert er.

Vor zwei Wochen hatte es einen Kontrollta­g der Polizei im Bereich des Präsidiums Konstanz gegeben. Man habe sich auf den öffentlich­en und touristisc­hen Nahverkehr konzentrie­rt, heißt es in einer Pressemitt­eilung. Bei 4577 in den Landkreise­n Rottweil, Schwarzwal­d-Baar, Tuttlingen und Konstanz kontrollie­rten Personen habe es nur 119 Verstöße gegeben. Dies sei eine „erfreulich niedrige Beanstandu­ngsquote von rund 2,6 Prozent“. Bei 20 Menschen wurde wegen des „eklatanten Fehlverhal­tens“ein Bußgeldver­fahren eingeleite­t.

Die Polizei will weiter kontrollie­ren, weil „vielen Personen nicht bekannt war, dass die vorgeschri­ebene Mund-Nasen-Bedeckung nicht nur in Fahrzeugen des öffentlich­en Personenna­hverkehrs, sondern auch an Bahn- und Bushaltest­ellen und in Bahnhofsge­bäuden zu tragen ist“, schreibt die Konstanzer Pressestel­le. Dies trifft aber auch auf viele andere Bereiche des öffentlich­en Lebens zu.

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