Maskenpflicht wird weitgehend eingehalten
Ordnungsdienst und Polizei stellen wenig Verstöße fest – Missachtung der Vorgabe ärgert einige Tuttlinger dennoch
TUTTLINGEN - Durchweg stadtbildprägend sind sie nicht mehr. Selbst in Bereichen, in denen ein Mund-NasenSchutz noch getragen werden muss, wird die Bedeckung der Atemwege schon mal weggelassen. Friedhelm Schmale, der sich mit einem Leserbrief an die Redaktion wendet, schreibt stellvertretend für einige Tuttlinger: „Die Maskenpflicht wird so gut wie ignoriert.“Die Verwaltung und die Polizei haben allerdings andere Erfahrungen gemacht.
Beim Tuttlinger Krämermarkt, meint Schmale, habe im dichten Gedränge niemand eine Maske getragen. „Die Händler nicht und die Kundschaft erst recht nicht“, moniert er. Gleiches trifft auch auf Cafés und Restaurants, wo die Getränke und Speisen ohne textile Sicherheit zum Tisch gebracht werden – oder den Öffentlichen Personennahverkehr (ÖPNV) zu. Schmale berichtet, dass seine Frau mit der Bahn jeden Tag zur Arbeit fahren würde. „Sie weiß, was da abgeht oder nicht.“
Was ihn wohl noch mehr stört, als die Tatsache, dass der Mund-NasenSchutz weggelassen wird, ist der fehlende Nachdruck, der den Vorgaben verliehen wird. Schmales Frau habe nicht ein einziges Mal einen Polizisten auf einem Bahnhof gesehen, der die Maskenpflicht kontrolliert hätte. Gleiches gelte für den Kommunalen Ordnungsdienst (KOD) der Stadt Tuttlingen, den Schmale nur als „Schimäre“– ein Fabelwesen der griechischen Mythologie, was später sprachlich mit einem Trugbild gleichgesetzt wurde – bezeichnet. „Sonst hätte man ihn irgendwann einmal gesehen.“
Diese Vermutung ist sicher nicht zutreffend. Wer häufiger in der Innenstadt unterwegs ist, sieht, dass der KOD durchaus präsent ist. Ein intensiveres Einschreiten gegen das Nichteinhalten der Maskenpflicht werde durch die personelle Kapazität bedingt, sagt Stadtsprecher Arno Specht auf Nachfrage unserer Zeitung. „Diese ist derzeit aber aufgrund von Krankheitsfällen leider nicht gegeben“, meint er. Insgesamt werde das Weglassen der Gesichtsbekleidung vom KOD nur bedingt wahrgenommen. „Bei den durchgeführten Kontrollen wurden sehr wenige Verstöße festgestellt, größtenteils werden die Vorgaben eingehalten und die Personen halten sich an die Regelungen“, sagt Specht. Eine Missachtung ziehe im Regelfall ein Bußgeld von 70 Euro nach sich.
Der Stadtsprecher legt in diesem Zusammenhang Wert darauf, dass die „Kontrolle der Maskenpflicht nicht alleine Sache der Kommunen ist“. Zusammen mit Einsätzen der Polizei würde sich die Durchsetzung der Vorgaben ergänzen. Auch Schmale sieht die Ordnungshüter in der Pflicht. „In
ANZEIGE meinem Verständnis ist das die alltägliche Aufgabe der Polizei. Dafür ist Polizei doch da und nicht nur mal für einen Tag“, kritisiert er.
Vor zwei Wochen hatte es einen Kontrolltag der Polizei im Bereich des Präsidiums Konstanz gegeben. Man habe sich auf den öffentlichen und touristischen Nahverkehr konzentriert, heißt es in einer Pressemitteilung. Bei 4577 in den Landkreisen Rottweil, Schwarzwald-Baar, Tuttlingen und Konstanz kontrollierten Personen habe es nur 119 Verstöße gegeben. Dies sei eine „erfreulich niedrige Beanstandungsquote von rund 2,6 Prozent“. Bei 20 Menschen wurde wegen des „eklatanten Fehlverhaltens“ein Bußgeldverfahren eingeleitet.
Die Polizei will weiter kontrollieren, weil „vielen Personen nicht bekannt war, dass die vorgeschriebene Mund-Nasen-Bedeckung nicht nur in Fahrzeugen des öffentlichen Personennahverkehrs, sondern auch an Bahn- und Bushaltestellen und in Bahnhofsgebäuden zu tragen ist“, schreibt die Konstanzer Pressestelle. Dies trifft aber auch auf viele andere Bereiche des öffentlichen Lebens zu.