Abgang für die Göschle-Muurär
Für die Tuttlinger Theatergruppe ist nach 19 Jahren Schluss – Corona-Einschränkungen gaben den Ausschlag
TUTTLINGEN - Das 20-Jährige, das hätten sie eigentlich schon noch gern gefeiert. Dass das nichts mehr wird, geht Birgitt und Harald Bacher sichtlich nahe. Das Ehepaar ist der Kopf der Theatergruppe Göschle-Muurär. 2001 haben sie sie rund um das Hobbyschauspieler-Trio Harald Bacher, Karl-Heinz Pauli und Walter Geiger gegründet. Diesen Freitag war Harald Bacher zum Gewerbeamt, um die kleine Firma abzumelden – runder Geburtstag knapp verpasst.
„Es ging einfach nicht mehr“, beschreibt Bacher die Problematik. Für den Betrieb der Gruppe fallen laufende Kosten von etwa 2500 Euro im Jahr an: Lager, Versicherungen, Mitgliedsbeitrag an den Verband, dazu die eine oder andere Investition in Kulissen, Kostüme oder Stücke. Gleichzeitig waren die Einnahmen im Vorjahr vergleichsweise gering, zur Vorstellung in die Möhringer Angerhalle kam nur etwa die Hälfte der Besucher, die sonst zu den Stücken in der Tuttlinger Stadthalle kamen.
„Das war enttäuschend, aber das konnten wir noch verkraften, weil wir gut vorausgeplant hatten“, sagt Bacher. Die Stadt Tuttlingen hatte die Göschle-Muurär für 2020 für den Mittelaltermarkt gebucht: vier Vorstellungen des „Rumpelstilzchens“für eine feste Gage – für die Theatertruppe optimal. 2021 war dann zum 20-Jährigen die Aufführung einer Komödie in der Stadthalle angedacht. Aber dann kam Corona.
Mittelaltermarkt abgesagt, Besucherbegrenzungen in der Stadthalle. Auch Alternativpläne für einen Auftritt bei Sommer im Park zerschlugen sich. Wäre die Gruppe noch nicht in die Jahre gekommen, hätte sie wohl auch diese Rückschläge weggesteckt. „Für uns war aber schon vorher klar, dass wir nach dem Auftritt 2021 überlegen müssen, ob wir wirklich weitermachen. Wir sind beide über 60, und es gibt kaum Nachwuchs, der Verantwortung übernehmen will“, führt Birgitt Bacher aus.
Die Corona-Krise nahm ihnen diese Entscheidung nun ab. Nach intensiven Gesprächen mit einem kleinen Gremium der etwa 30-köpfigen Gruppe fiel der Entschluss: „Wir hören auf.“
Leicht fiel ihnen der Schritt nicht, sagen die Bachers. Die Gründung 2001 – bewusst nicht als Verein, sondern eine Einzelfirma – war eine Bekenntnis zu einer Leidenschaft. Der Name „Göschle-Muurär“, eigentlich ein Name für ein Kind, das unverständlich spricht, unterstrich dabei, dass die Stücke in Mundart aufgeführt werden sollten. Die Gruppe wurde mit Komödien, oft in der IKGAula, bekannt. Sie traute sich aber auch an ernste Stücke. Am aufwändigsten war wohl das Krimidinner, herausfordernd dagegen Aufführungen
für Kinder. „Wir sehen uns als gutes Aushängeschild für Tuttlingen“, zieht Harald Bacher sein persönliches Resümee.
Eine Herausforderung steht nun noch an: Die Requisiten sollen verkauft werden. In den vergangenen 19 Jahren hat sich einiges angesammelt: von Trachtenklamotten über Möbeln bis hin zu zwei selbstgefertigten, begehbaren Häusern und anderen feuerfesten Kulissen. Am 26. September steht ein erster Hallenflohmarkt an. Die Bachers hoffen, dass der Erlös reicht für ein Fest mit den Gruppenmitgliedern – sozusagen ein vorgezogenes Geburtstagsfest. Eine letzte Vorstellung sei ihnen leider verwehrt geblieben.
Wer sich für die Requisiten der Gruppe interessiert, kann am Samstag, 26. September, zum Hallenflohmarkt in die Jetterstraße in Tuttlingen kommen. Voranmeldung bei Harald Bacher, Telefon 0173/3455673.