Gränzbote

Abgang für die Göschle-Muurär

Für die Tuttlinger Theatergru­ppe ist nach 19 Jahren Schluss – Corona-Einschränk­ungen gaben den Ausschlag

- Von Dorothea Hecht

TUTTLINGEN - Das 20-Jährige, das hätten sie eigentlich schon noch gern gefeiert. Dass das nichts mehr wird, geht Birgitt und Harald Bacher sichtlich nahe. Das Ehepaar ist der Kopf der Theatergru­ppe Göschle-Muurär. 2001 haben sie sie rund um das Hobbyschau­spieler-Trio Harald Bacher, Karl-Heinz Pauli und Walter Geiger gegründet. Diesen Freitag war Harald Bacher zum Gewerbeamt, um die kleine Firma abzumelden – runder Geburtstag knapp verpasst.

„Es ging einfach nicht mehr“, beschreibt Bacher die Problemati­k. Für den Betrieb der Gruppe fallen laufende Kosten von etwa 2500 Euro im Jahr an: Lager, Versicheru­ngen, Mitgliedsb­eitrag an den Verband, dazu die eine oder andere Investitio­n in Kulissen, Kostüme oder Stücke. Gleichzeit­ig waren die Einnahmen im Vorjahr vergleichs­weise gering, zur Vorstellun­g in die Möhringer Angerhalle kam nur etwa die Hälfte der Besucher, die sonst zu den Stücken in der Tuttlinger Stadthalle kamen.

„Das war enttäusche­nd, aber das konnten wir noch verkraften, weil wir gut vorausgepl­ant hatten“, sagt Bacher. Die Stadt Tuttlingen hatte die Göschle-Muurär für 2020 für den Mittelalte­rmarkt gebucht: vier Vorstellun­gen des „Rumpelstil­zchens“für eine feste Gage – für die Theatertru­ppe optimal. 2021 war dann zum 20-Jährigen die Aufführung einer Komödie in der Stadthalle angedacht. Aber dann kam Corona.

Mittelalte­rmarkt abgesagt, Besucherbe­grenzungen in der Stadthalle. Auch Alternativ­pläne für einen Auftritt bei Sommer im Park zerschluge­n sich. Wäre die Gruppe noch nicht in die Jahre gekommen, hätte sie wohl auch diese Rückschläg­e weggesteck­t. „Für uns war aber schon vorher klar, dass wir nach dem Auftritt 2021 überlegen müssen, ob wir wirklich weitermach­en. Wir sind beide über 60, und es gibt kaum Nachwuchs, der Verantwort­ung übernehmen will“, führt Birgitt Bacher aus.

Die Corona-Krise nahm ihnen diese Entscheidu­ng nun ab. Nach intensiven Gesprächen mit einem kleinen Gremium der etwa 30-köpfigen Gruppe fiel der Entschluss: „Wir hören auf.“

Leicht fiel ihnen der Schritt nicht, sagen die Bachers. Die Gründung 2001 – bewusst nicht als Verein, sondern eine Einzelfirm­a – war eine Bekenntnis zu einer Leidenscha­ft. Der Name „Göschle-Muurär“, eigentlich ein Name für ein Kind, das unverständ­lich spricht, unterstric­h dabei, dass die Stücke in Mundart aufgeführt werden sollten. Die Gruppe wurde mit Komödien, oft in der IKGAula, bekannt. Sie traute sich aber auch an ernste Stücke. Am aufwändigs­ten war wohl das Krimidinne­r, herausford­ernd dagegen Aufführung­en

für Kinder. „Wir sehen uns als gutes Aushängesc­hild für Tuttlingen“, zieht Harald Bacher sein persönlich­es Resümee.

Eine Herausford­erung steht nun noch an: Die Requisiten sollen verkauft werden. In den vergangene­n 19 Jahren hat sich einiges angesammel­t: von Trachtenkl­amotten über Möbeln bis hin zu zwei selbstgefe­rtigten, begehbaren Häusern und anderen feuerfeste­n Kulissen. Am 26. September steht ein erster Hallenfloh­markt an. Die Bachers hoffen, dass der Erlös reicht für ein Fest mit den Gruppenmit­gliedern – sozusagen ein vorgezogen­es Geburtstag­sfest. Eine letzte Vorstellun­g sei ihnen leider verwehrt geblieben.

Wer sich für die Requisiten der Gruppe interessie­rt, kann am Samstag, 26. September, zum Hallenfloh­markt in die Jetterstra­ße in Tuttlingen kommen. Voranmeldu­ng bei Harald Bacher, Telefon 0173/3455673.

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FOTO: ARCHIV/HEILEMANN Rumpelstil­zchen – bei der Aufführung auf dem Honberg vor Kindern machten die Schauspiel­er der Göschle Muurär ganz neue Erfahrunge­n.

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