Das Risiko ist zu groß
Damit, dass der Martinimarkt nun doch stattfinden soll, hatten die Spaichinger Einzelhändler nicht gerechnet. Schließlich war die geplante Absage nachvollziehbar – ziehen doch bei dieser größten Veranstaltung der Stadt im Jahreskalender stets zigtausende Menschen über die Hauptstraße. Und wer einmal dabei war, weiß, wie eng an eng es da zuweilen zugeht.
Umso unerwarteter nun die Entscheidung der Stadt, den Markt am 8. November doch aufzuziehen. Wenn auch mit geändertem Konzept, mit weniger Ständen, keinem Alkohol, keinen Sitzgelegenheiten. Alles schön und gut – aber auch unter diesen veränderten Vorzeichen werden sich die Besucher drängen auf der Hauptstraße. Der derzeit geforderte Mindestabstand von anderthalb Metern wird nie und nimmer einzuhalten sein. Und eine Maskenpflicht für solche Veranstaltungen im Freien gibt es bisher nicht – das Tragen des Mund-NasenSchutzes könnte ja auch das Einkaufserlebnis schmälern.
Seit einigen Wochen gibt es einen bedenklichen Trend in der Republik, in dem Kommerz über Gesundheit gestellt wird. Bilder voller Gaststätten, ungehemmt draußen ohne Schutzmasken Feiernder und dicht an dicht stehender Fußballfans ohne Maske bei Drittligaspielen erschrecken jeden, der auf ein Restmaß an Vernunft bei den Mitbürgern gehofft hatte. Selbst wenn für den Martinimarkt eine Maskenpflicht
erlassen würde, obgleich dann sicher weniger Leute kämen – viele würden diese ignorieren. Wir kennen diese Bilder zur Genüge aus den Nachrichten. Da könnte die Stadt noch so viele Sheriffs aufbieten, um die Lage zu kontrollieren. Hinzu kommt, dass der planerische Aufwand, die ganzen Vorbereitungen umsonst gewesen sein können, wenn bis November wieder andere Regeln gelten. Und davon ist fast auszugehen, weil die Ansteckungszahlen im Herbst wegen der Lockerungen weiter in die Höhe gehen dürften. Die Austragung auch eines abgespeckten Martinimarkts würde ein Risiko darstellen für die Gesundheit der Besucher. Stellt sich die Frage, ob es das wert ist. Die Antwort lautet: nein.
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