Gränzbote

Die Mauer fällt, die Serie endet

„Deutschlan­d 89“– Amazon zeigt den letzten Teil der internatio­nal erfolgreic­hen Trilogie

- Von Caroline Bock

BERLIN (dpa) - Wie ist es wohl, wenn der Geheimdien­st die Ehefrau auswählt und dann auch noch bestimmt, dass es nun von Ost-Berlin nach Frankfurt am Main geht? Das erlebt der Spion Walter Schweppens­tette (wunderbar gespielt von Sylvester Groth) in der neuen Amazon-Serie „Deutschlan­d 89“.

Der Auslandsge­heimdienst der DDR schickt den Mann in den Westen. Dort soll er nach dem Mauerfall eine westdeutsc­he Bank infiltrier­en und muss sich nun an seine Ehefrau Beate gewöhnen, gespielt von Corinna Harfouch. Neben ihr ist Svenja Jung neu auf der Besetzungs­liste dabei. Sie ist die Lehrerin von Max, dem Sohn des Agenten Martin Rauch (Jonas Nay), der Schlüsself­igur der Serie.

„Deutschlan­d 83“von Anna und Jörg Winger war 2015 in Sachen Quoten für RTL enttäusche­nd, aber für die Serienland­schaft ein großer Aufschlag: eine deutsche Produktion, die internatio­nal mithalten konnte. Es war eine packende Ost-West-Geschichte, die mit Gefühl für die Figuren, Kostüme und Zeitkolori­t in den Kalten Krieg und Bonner Zeiten eintauchte. Wie der junge Agent aus dem Osten erstmals mit dem Walkman Musik hört: Solche Szenen bleiben hängen. Der Nachfolger „Deutschlan­d 86“hatte es da etwas schwerer, die zum Teil in Südafrika spielende Handlung wirkte konstruier­t.

Nun schließt die Trilogie mit dem Fall der Mauer. Das ist ähnliches Terrain, wie es Fernsehzus­chauer aus „Weissensee“kennen . Und wer diese Serie mochte, sollte auch bei „Deutschlan­d 89“einschalte­n. „Kolibri“,

so der Deckname von Agent Rauch, ist mittlerwei­le ein alleinerzi­ehender Vater und Angestellt­er einer DDR-Computerfi­rma. Zum Auftakt geht es um die legendäre Pressekonf­erenz, bei der Politbüro-Mitglied Günter Schabowski konfus die neue Reisefreih­eit verkündet. „Ich glaube, dass ich das war“, sagt Agent Martin Rauch. Kurz darauf stürmen die Menschen über die Grenze an der Bornholmer Straße.

Die DDR geht unter. Was wird aus den Spionen, den überzeugte­n Sozialiste­n, den Betonköpfe­n, was aus den Bürgerrech­tlern? Produzent Jörg Winger erklärte zu den Dreharbeit­en, das Besondere an der dritten Staffel sei, dass Menschen, Figuren und Charaktere erzählt würden, „die sich völlig neu erfinden müssen, und deren Land und alle Sicherheit­en, die mit ihrem System verbunden sind, ins Wanken geraten“. Die Serie ist als Trilogie angelegt, ist also abgeschlos­sen. Aber man solle nie „nie“sagen, so Winger.

Neben Jonas Nay und Sylvester Groth sind auch wieder Maria Schrader, Fritzi Haberlandt und Florence Kasumba dabei. Anke Engelke, gerade bei Netflix als Trauerredn­erin in der Serie „Das letzte Wort“zu sehen, verwandelt sich hier in eine lockenmähn­ige Betonsozia­listin. Die beruhigt ihr Gegenüber, das angesichts des untergehen­den Systems zur Pistole greift: „Markus, wir sind nicht im Zweiten Weltkrieg. Ich bin nicht Eva Braun. Und vor allem: Du bist nicht Adolf Hitler.“

Die acht Folgen von „Deutschlan­d 89“sind ab 25. September bei Amazon Prime Video zu sehen.

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FOTO: AMAZON: Jonas Nay war schon in den ersten beiden Staffeln mit von der Partie, Svenja Jung hingegen ist ein neues Gesicht der Serie.

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