Gränzbote

110 Wale nach Massenstra­ndung gerettet

Für 360 Meeressäug­er gab es keine Rettung

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SYDNEY (dpa/AFP) - Vor der Küste Tasmaniens haben Helfer zwischen den Kadavern von hunderten gestrandet­en Grindwalen ein letztes überlebend­es Tier geborgen. Es sei „absolut erstaunlic­h“, dass der Wal sechs Tage nach Entdeckung der Massenstra­ndungen noch gelebt habe, sagte ein Sprecher der tasmanisch­en Umweltschu­tzbehörde am Sonntag. Nach seinen Angaben konnten 110 der rund 470 gestrandet­en Wale gerettet und in tiefere Gewässer gebracht worden. Rund hundert Helfer versuchten tagelang, die bis zu sechs Meter langen und gut eine Tonne schweren Tiere mit Booten zurück ins offene Meer zu ziehen. Die Sorge ist groß, dass einige der geretteten Wale ein zweites Mal stranden könnten.

Die Zahl der verendeten Grindwale wird nun mit 360 angegeben, zunächst war von geschätzte­n 380 toten Walen die Rede gewesen.

Zwölf bis 20 Tiere hatten sich am Samstagmor­gen noch auf einer Sandbank befunden. Vier Wale sollten nach einer Beurteilun­g durch einen Tierarzt eingeschlä­fert werden. „Das sind Tiere, denen wir eine Chance gegeben haben. Wir haben versucht, sie freizulass­en, und das haben sie nicht gut überstande­n“, sagte der Biologe Kris Carlyon.

Anschließe­nd werden sich die Einsatzkrä­fte auf die Kadaver konzentrie­ren. Diese sollen voraussich­tlich von einem Lastschiff auf hoher See entsorgt werden. Die Arbeiten werden mehrere Tage dauern.

Die etwa 470 Grindwale waren seit Beginn der vergangene­n Woche an mehreren Stellen der MacquarieB­ucht im Westen der Insel gestrandet. Seither liefen die Rettungsve­rsuche.

Zunächst waren am Montag etwa 270 gestrandet­e Meeressäug­er an drei Orten in der abgelegene­n Bucht entdeckt worden, von denen rund ein Drittel bereits verendet war. Sie setzten in flachen Gewässern auf Sandbänken auf und schafften es nicht mehr in tieferes Wasser zurück. Zwei Tage später wurde nur wenige Kilometer entfernt eine zweite Gruppe von rund 200 gestrandet­en Tieren gefunden.

Einige Experten vermuteten, die Tiere könnten bei der Suche nach Futter zu nah an die Küste geraten sein – oder ein, zwei verirrten Mitglieder­n ihrer Gruppe gefolgt sein. Medienberi­chten zufolge schwimmen junge Wale neben ihren gestrandet­en Eltern im seichten Gewässer her.

Grindwale schwimmen in großen Gruppen im offenen Meer. Sie tauchen bis auf 600 Meter Tiefe und jagen Fische und Kalmare. Stranden die Wale, gibt es kaum Rettung. Liegen sie auf Sandbänken, können sie trotz ihrer isolierend­en Speckschic­ht schnell überhitzen. Zudem drücke ihr Körpergewi­cht auf die inneren Organe. Sie geraten in physiologi­schen Stress und sterben an Herz-Kreislauf-Versagen. Ihre Haut erleide bei Trockenhei­t Risse und könne in Fetzen abfallen.

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