Trinkwasser im Kreis ist ausgezeichnet
Drei Prozent der Proben werden beanstandet – Flüssigkeits-Nachschub bereitet Sorgen
TUTTLINGEN - Wasser ist für den Menschen lebenswichtig. Bereits ein Flüssigkeitsverlust von drei Prozent kann die körperliche und geistige Leistungsfähigkeit beeinträchtigen. Im Landkreis Tuttlingen ist das Trinkwasser weiter verfügbar und von ausgezeichneter Qualität. Das geht aus einem Bericht des Gesundheitsamtes hervor. Die Trockenheit der vergangenen Jahre ist aber schon spürbar.
„Die Wassermenge bereitet uns Sorgen“, sagte Erster Landesbeamter, Stefan Helbig, in der Sitzung des Gesundheits- und Sozialausschuss des Kreistags. Die Pegelstände in den Brunnen seien gesunken. „Wenn es so weiter geht, müssen sich viele Gemeinden Gedanken machen“, kommentiert er den Trinkwasserbericht. Einzelne Regenfälle wie zuletzt würden nicht wirklich helfen. „Das hat keinen Einfluss auf das Grundwasser“, erklärte Helbig, der sich einen „feuchten Herbst und Winter“wünschte.
Mit Rietheim-Weilheim, Wurmlingen, Fridingen an der Donau, Mahlstetten und Reichenbach gibt es fünf Kommunen, die sich bei der Trinkwassergewinnung ausschließlich auf eigene Vorkommen stützen können. Elf der 35 Städte und Gemeinden im Landkreis erhalten ihr Wasser in einer gemischten Versorgung.
Insgesamt 18 regionale Eigenvorkommen sowie 30 Eigen- und Einzelversorgungen stellen die Wasserversorgung dabei sicher.
Die übrigen Orte werden fremdversorgt. Zu den überregionalen Versorgern zählen die Bodensee-Wasserversorgung sowie die Zweckverbände Unteres Aitrachtal, Baarwasserversorgung, Hohenberggruppe, Wasserverband Heuberg rechts der Donau und Wasserversorgung Oberer Neckar. Mit 99,9 Prozent hat fast die gesamte Bevölkerung des Kreises einen Anschluss an die öffentliche Wasserversorgung.
Wie lange verlässlich Wasser aus dem Hahn fließt, ist nicht klar. Die Entscheidung der Bodensee-Wasserversorgung, keine neuen Gemeinden mehr an sein Netz anzuschließen, deutet aber schon an, dass es mit dem Rohstoff Wasser – seit 2010 ist der Zugang zu sauberem Trinkwasser ein Menschenrecht – knapp werden kann. Auch wenn Bernd Mager, Dezernent für Arbeit und Soziales beim Kreis, betont, dass einige Kommunen Brunnen stillgelegt hätten, die man wieder aktivieren könne.
Landrat Stefan Bär erklärte, dass es in diesem Jahr in keiner Gemeinde Engpässe gegeben habe. Ihm sei in der Region Tuttlingen auch nur das Beispiel Mühlheim bekannt, als im Jahr 2015 durch eine starke Trockenheit das Wasser der Waltersteinquelle knapp wurde. Mit dem Bau eines neuen Hochbehälters, einer Ultrafiltrationsanlage und einer Wasserleitung nach Nendingen hatte sich die Stadt an der Donau ein weiteres Standbein geschaffen. „In jeder Gemeinde mit Eigenwasser wertet man die Daten aus, macht sich Gedanken und lotet Möglichkeiten aus“, erklärte Bär.
Ungeachtet der Menge ist die Qualität des Wassers im Kreisgebiet ausgezeichnet. Von den mehr als 500 Proben des aufbereiteten Wassers wurden nur drei Prozent bemängelt. Und dies, obwohl die geologische Situation nicht optimal ist. Das Karstgestein der Schwäbischen Alb setze der Versickerung nur einen geringen Widerstand entgegen. Von daher sei die natürliche Filterwirkung des Bodens eher gering, heißt es in dem Trinkwasserbericht. Beim Rohwasser wurden noch rund 40 Prozent der Proben beanstandet.
Das Trinkwasser muss deshalb aber aufbereitet werden, weil es „frei von Krankheitserregern, genusstauglich und rein“sein muss. Das schreibt die Trinkwasserverordnung vor. Die Qualität der Aufbereitung wird durch regelmäßige Wasseranalysen – die Frequenz hängt von der produzierten oder abgegebenen Wassermenge ab und steigt an – überprüft. In die Aufbereitung des Trinkwassers ist in den vergangenen Jahren im Kreis aber investiert worden. Mehr als 15 Millionen Euro wurden seit 2010 für die Sicherung einer optimalen Trinkwasserqualität ausgegeben.
Dies wirkt sich aber nur bedingt auf den Preis, der sich aus Grundgebühr und Verbrauchsgebühr zusammensetzt, aus. Bei der Grundgebühr lag der Kreis (3,53 Euro im Monat) im Jahr 2019 unter dem Landesdurchschnitt (3,94). Die höchste Grundgebühr war in Renquishausen mit 11 Euro, die niedrigste in Talheim mit 44 Cent zu entrichten. Der Verbrauchspreis war im vergangenen Jahr in der Region (2,43 Euro) durchschnittlich höher als im übrigen Baden-Württemberg (2,20 Euro). Der Kubikmeter Wasser war in Wurmlingen mit 1,50 Euro am günstigsten. Am meisten zahlte der Verbraucher in Gunningen mit 3,53 Euro pro Kubikmeter.
Der Verbrauch ist seit 2010 wieder gestiegen. Im Jahr 2016 benötigte jeder Landkreis-Bewohner im Durchschnitt 104 Liter im Jahr für Ernährung, Hygiene oder das Wäsche waschen. Damit lag die Region aber 13,5 Prozent unter den Landeswerten. Neuere Werte gibt es bisher nicht. Laut der Kreisverwaltung wird der Wasserverbrauch von den Statistischen Ämtern nur alle drei Jahre erhoben. Die Veröffentlichung der Daten für 2019 erfolge voraussichtlich im Frühjahr 2021. Deutlich ansteigen sollte der Wert allerdings nicht.