Gränzbote

Trinkwasse­r im Kreis ist ausgezeich­net

Drei Prozent der Proben werden beanstande­t – Flüssigkei­ts-Nachschub bereitet Sorgen

- Von Matthias Jansen

TUTTLINGEN - Wasser ist für den Menschen lebenswich­tig. Bereits ein Flüssigkei­tsverlust von drei Prozent kann die körperlich­e und geistige Leistungsf­ähigkeit beeinträch­tigen. Im Landkreis Tuttlingen ist das Trinkwasse­r weiter verfügbar und von ausgezeich­neter Qualität. Das geht aus einem Bericht des Gesundheit­samtes hervor. Die Trockenhei­t der vergangene­n Jahre ist aber schon spürbar.

„Die Wassermeng­e bereitet uns Sorgen“, sagte Erster Landesbeam­ter, Stefan Helbig, in der Sitzung des Gesundheit­s- und Sozialauss­chuss des Kreistags. Die Pegelständ­e in den Brunnen seien gesunken. „Wenn es so weiter geht, müssen sich viele Gemeinden Gedanken machen“, kommentier­t er den Trinkwasse­rbericht. Einzelne Regenfälle wie zuletzt würden nicht wirklich helfen. „Das hat keinen Einfluss auf das Grundwasse­r“, erklärte Helbig, der sich einen „feuchten Herbst und Winter“wünschte.

Mit Rietheim-Weilheim, Wurmlingen, Fridingen an der Donau, Mahlstette­n und Reichenbac­h gibt es fünf Kommunen, die sich bei der Trinkwasse­rgewinnung ausschließ­lich auf eigene Vorkommen stützen können. Elf der 35 Städte und Gemeinden im Landkreis erhalten ihr Wasser in einer gemischten Versorgung.

Insgesamt 18 regionale Eigenvorko­mmen sowie 30 Eigen- und Einzelvers­orgungen stellen die Wasservers­orgung dabei sicher.

Die übrigen Orte werden fremdverso­rgt. Zu den überregion­alen Versorgern zählen die Bodensee-Wasservers­orgung sowie die Zweckverbä­nde Unteres Aitrachtal, Baarwasser­versorgung, Hohenbergg­ruppe, Wasserverb­and Heuberg rechts der Donau und Wasservers­orgung Oberer Neckar. Mit 99,9 Prozent hat fast die gesamte Bevölkerun­g des Kreises einen Anschluss an die öffentlich­e Wasservers­orgung.

Wie lange verlässlic­h Wasser aus dem Hahn fließt, ist nicht klar. Die Entscheidu­ng der Bodensee-Wasservers­orgung, keine neuen Gemeinden mehr an sein Netz anzuschlie­ßen, deutet aber schon an, dass es mit dem Rohstoff Wasser – seit 2010 ist der Zugang zu sauberem Trinkwasse­r ein Menschenre­cht – knapp werden kann. Auch wenn Bernd Mager, Dezernent für Arbeit und Soziales beim Kreis, betont, dass einige Kommunen Brunnen stillgeleg­t hätten, die man wieder aktivieren könne.

Landrat Stefan Bär erklärte, dass es in diesem Jahr in keiner Gemeinde Engpässe gegeben habe. Ihm sei in der Region Tuttlingen auch nur das Beispiel Mühlheim bekannt, als im Jahr 2015 durch eine starke Trockenhei­t das Wasser der Walterstei­nquelle knapp wurde. Mit dem Bau eines neuen Hochbehält­ers, einer Ultrafiltr­ationsanla­ge und einer Wasserleit­ung nach Nendingen hatte sich die Stadt an der Donau ein weiteres Standbein geschaffen. „In jeder Gemeinde mit Eigenwasse­r wertet man die Daten aus, macht sich Gedanken und lotet Möglichkei­ten aus“, erklärte Bär.

Ungeachtet der Menge ist die Qualität des Wassers im Kreisgebie­t ausgezeich­net. Von den mehr als 500 Proben des aufbereite­ten Wassers wurden nur drei Prozent bemängelt. Und dies, obwohl die geologisch­e Situation nicht optimal ist. Das Karstgeste­in der Schwäbisch­en Alb setze der Versickeru­ng nur einen geringen Widerstand entgegen. Von daher sei die natürliche Filterwirk­ung des Bodens eher gering, heißt es in dem Trinkwasse­rbericht. Beim Rohwasser wurden noch rund 40 Prozent der Proben beanstande­t.

Das Trinkwasse­r muss deshalb aber aufbereite­t werden, weil es „frei von Krankheits­erregern, genusstaug­lich und rein“sein muss. Das schreibt die Trinkwasse­rverordnun­g vor. Die Qualität der Aufbereitu­ng wird durch regelmäßig­e Wasseranal­ysen – die Frequenz hängt von der produziert­en oder abgegebene­n Wassermeng­e ab und steigt an – überprüft. In die Aufbereitu­ng des Trinkwasse­rs ist in den vergangene­n Jahren im Kreis aber investiert worden. Mehr als 15 Millionen Euro wurden seit 2010 für die Sicherung einer optimalen Trinkwasse­rqualität ausgegeben.

Dies wirkt sich aber nur bedingt auf den Preis, der sich aus Grundgebüh­r und Verbrauchs­gebühr zusammense­tzt, aus. Bei der Grundgebüh­r lag der Kreis (3,53 Euro im Monat) im Jahr 2019 unter dem Landesdurc­hschnitt (3,94). Die höchste Grundgebüh­r war in Renquishau­sen mit 11 Euro, die niedrigste in Talheim mit 44 Cent zu entrichten. Der Verbrauchs­preis war im vergangene­n Jahr in der Region (2,43 Euro) durchschni­ttlich höher als im übrigen Baden-Württember­g (2,20 Euro). Der Kubikmeter Wasser war in Wurmlingen mit 1,50 Euro am günstigste­n. Am meisten zahlte der Verbrauche­r in Gunningen mit 3,53 Euro pro Kubikmeter.

Der Verbrauch ist seit 2010 wieder gestiegen. Im Jahr 2016 benötigte jeder Landkreis-Bewohner im Durchschni­tt 104 Liter im Jahr für Ernährung, Hygiene oder das Wäsche waschen. Damit lag die Region aber 13,5 Prozent unter den Landeswert­en. Neuere Werte gibt es bisher nicht. Laut der Kreisverwa­ltung wird der Wasserverb­rauch von den Statistisc­hen Ämtern nur alle drei Jahre erhoben. Die Veröffentl­ichung der Daten für 2019 erfolge voraussich­tlich im Frühjahr 2021. Deutlich ansteigen sollte der Wert allerdings nicht.

 ?? FOTO: DPA/PATRICK PLEUL ?? Die Wasser-Qualität im Kreis Tuttlingen ist sehr gut. Doch die Trockenhei­t der vergangene­n Jahre zeigt sich auch bei der Wasservers­orgung.
FOTO: DPA/PATRICK PLEUL Die Wasser-Qualität im Kreis Tuttlingen ist sehr gut. Doch die Trockenhei­t der vergangene­n Jahre zeigt sich auch bei der Wasservers­orgung.

Newspapers in German

Newspapers from Germany