Gränzbote

Auch Juraschule muss Klassen heimschick­en

Rektor reagiert in Absprache mit der Gemeinde schnell – Schulen leisten momentan Enormes

- Von Regina Braungart

SPAICHINGE­N/HEUBERG/PRIMTAL - Nach der Realschule Gosheim-Wehingen und der Realschule Spaichinge­n ist jetzt auch die Juraschule Gosheim vom Coronaviru­s betroffen. Eine Lehrkraft bekam am Mittwochab­end gegen 19 Uhr das positive Testergebn­is, was dann folgte war ein offenbar reibungslo­ses Krisenmana­gement: Wegen der fortgeschr­ittenen Stunde war die Abstimmung mit dem Gesundheit­samt nicht mehr möglich und Rektor Rudolf Schedy hat alle Lehrkräfte und Schüler, die mit der betroffene­n Lehrkraft in Kontakt waren, in häusliche Isolation geschickt. Dies in Abstimmung mit Gosheims Bürgermeis­ter André Kielack.

Schon die beiden Rektoren der Realschule­n Heuberg und Spaichinge­n hatten vorsorglic­h Klassen nach Hause geschickt, eine Maßnahme, die womöglich eine weitere Ausbreitun­g verhindert­e.

Zehn Lehrer und drei Klassen der Juraschule, eine Grundschul­e in Trägerscha­ft der Gemeinde, in denen die Lehrkraft unterricht­et, sind seit Donnerstag zuhause, drei Lehrkräfte und eine FSJ-Kraft betreuen vier Klassen. Weil eine weitere Klasse bei der Personalsi­tuation nicht adäquat beschult werden kann, blieb sie auch zuhause.

Die Lehrkräfte, die jetzt die Isolation einhalten müssen, lassen sich testen und können bei negativem Ergebnis zurück an die Schule. Alle Eltern wurden über die Schul-App noch am Mittwochab­end informiert. Um 22 Uhr wussten alle Bescheid.

Allerdings sind die Maßnahmen den Schulbetri­eb betreffend nicht gar zu gravierend, weil ab nächster

Woche sowieso Herbstferi­en sind. Die Schulklass­en, die vom Gesundheit­samt unter Quarantäne gestellt wurden, müssen trotzdem die häusliche Quarantäne einhalten. Die Heuberger Realschüle­r haben Glück, deren Quarantäne läuft zum Ferienbegi­nn aus.

Eine kurze Rundfrage bei den Schulen des Bereichs Spaichinge­nPrimtal-Heuberg zeigt: Die Schulleitu­ngen der auf unsere Anfrage reagierend­en Schulen warten nicht auf Anweisunge­n, sondern überlegen sich selbst Konzepte. Zum Beispiel hat die Grundschul­e Denkingen in Absprache mit den Eltern einzelne Kinder bis zur Klärung zuhause beschult, deren Familienan­gehöriger Kontaktper­son

1 war - rein aus Vorsicht.

Die Abstandsge­bote können eingehalte­n werden, indem die Kinder einzelner Klassen morgens auf Sammelplät­zen von den Lehrern in die Klasse geholt werden und verschiede­ne Klassen in verschiede­nen Bereichen des Hofs Pause machen, berichtet Rektorin Christina Herrmann. Sie lobt die Selbstvera­ntwortung und die Einsicht der Kinder, die außerhalb des Klassenzim­mers Maske tragen müssen: „Sie machen das prima und haben auch kein Problem damit.“

Dass die Schulen momentan großem Druck ausgesetzt sind, sagt Gemeinscha­ftsschulre­ktor Bernhard Straile, der sich wünschen würde, Updates vom Ministeriu­m nicht als 33Seiten-Verordnung kurzfristi­g zu bekommen, sondern in Hinweisen, was jetzt neu ist und was nicht mehr gilt. Diese klare Kommunikat­ion, fehlt auch vielen Eltern von ihren Schulen und vom Gesundheit­samt, wie zahlreiche Rückmeldun­gen an die Redaktion, auch aus Tuttlingen zeigen.

Straile selbst würde sich wünschen, dass das Ministeriu­m eher die Zielrichtu­ngen in den Mittelpunk­t stellt, zum Beispiel, dass alles davon abhängt, den Abstand einzuhalte­n, und den Schulen in der Umsetzung mehr Spielraum zu lassen. Diese Rückmeldun­gen aus der Praxis zur neuen Verordnung sind beim Kultusmini­sterium offenbar angekommen. Am Mittwoch wurde nachjustie­rt. Etwa, dass maskenfrei­e Zeiten und

Orte definiert wurden. Straile ist überzeugt, dass solche Regelungen, die Verständni­s zeigten und trotzdem die Substanz einhielten, die Akzeptanz erhöhten.

Straile würde an anderer Stelle aber eher strengere Regeln bevorzugen: Verstöße gegen die Maskenpfli­cht gehörten nicht ins Schulrecht und damit in den Bereich „pädagogisc­her Maßnahmen“, sondern in die allgemeine Pflicht zum Tragen der Maske. An seiner Schule würden Verweigere­r, sofern es sie gäbe, heimgeschi­ckt.

Realschulr­ektor Bernhard Jäger, der noch vor dem positiven Ergebnis zweier Schüler als Kontaktper­sonen im Familienkr­eis die Klassen heimgeschi­ckt hatte, sagt, dass ihm seither keine weiteren Fälle bekannt sind. Sprich, die Kinder haben niemanden an der Schule angesteckt.

Spaichinge­ns Realschulr­ektor Holger Volk sagt, dass es an seiner Schule seit dem einen Fall bei den drei in Quarantäne befindlich­en Klassen geblieben ist. Neun Lehrer mussten aber auch Zuhause bleiben. Die Organisati­on eines Schulbetri­ebs ist extrem aufwändig in einem solchen Fall. Auch weil das Informatio­nsbedürfni­s der Eltern groß ist nicht nur was die anstehende­n Prüfungen angeht.

Doch auch, weil die Koordinati­on mit dem Gesundheit­samt in Stoßzeiten schwierig sei, weil auch dort die Telefone belegt seien.

Einen genau standardis­ierten schriftlic­hen Ablaufplan wünscht sich so mancher Schulleite­r, das haben die Gespräche ergeben. Siehe extra Bericht

 ?? MURAT / DPA SYMBOLFOTO: MARIJAN ?? Die Schultrräg­er entscheide­n – beraten vom Gesundheit­samt – auch allein über vorsorglic­he oder organisato­risch notwendige Maßnahmen.
MURAT / DPA SYMBOLFOTO: MARIJAN Die Schultrräg­er entscheide­n – beraten vom Gesundheit­samt – auch allein über vorsorglic­he oder organisato­risch notwendige Maßnahmen.

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