Bischöfe schweigen zum Papst-Wort über Homosexuelle
Auch der Vatikan gibt kein Statement ab – Bischof Fürst betont katholisches Selbstverständnis von Ehe und Familie
RAVENSBURG - Die Papstworte zu homosexuellen Partnerschaften stoßen in deutschen Kirchenkreisen auf sehr unterschiedliche Reaktionen: Während die Lobbygruppen gleichgeschlechtlicher Partnerschaften und Laienverbände die Äußerungen des Papstes begrüßen, halten sich die süddeutschen Bischöfe zurück. Einzig der Bischof von RottenburgStuttgart, Gebhard Fürst, antwortete auf eine Anfrage der „Schwäbischen Zeitung“und betonte das katholische Selbstverständnis von Ehe und Familie „als Keimzelle der Gesellschaft und Garant von Zukunft von Gesellschaften“wie auch die Sorge um „Menschen in all ihren Lebenssituationen“, ohne auf die Äußerungen des Papstes direkt einzugehen.
Die Erzbischöfe von München und Freiburg wollten ebenso wie der Bischof von Augsburg kein Statement abgeben. Am Donnerstag hatte der Sprecher der deutschen katholischen Bischofskonferenz darauf hingewiesen, der Film sei noch nicht ausgestrahlt worden, daher: „Kein
Kommentar“. Auch im Vatikan wird die Verunsicherung ob der Reaktionen von Tag zu Tag größer. Es gab am Freitag keine Stellungnahme zu dem Thema, die vatikanischen Medien blenden die Angelegenheit komplett aus. Derweil kommt Kritik an der Machart des Films auf, aus dem die Aussagen stammen.
In dem am Mittwoch in Rom vorgestellten Dokumentarfilm „Francesco“
des russischen Regisseurs Jewgeni Afinejewski spricht sich Papst Franziskus dafür aus, gleichgeschlechtlichen Paaren staatlicherseits einen sicheren Rechtsrahmen zu gewähren. Die Äußerung lässt die katholische Ehelehre unangetastet, löste aber dennoch ein breites Echo aus.
In seinem Statement betont der Bischof von Rottenburg-Stuttgart,
Gebhard Fürst, es sei Auftrag und Aufgabe der Kirche, in jeder Lebenslage an der Seite der Menschen zu stehen: „Dies gilt insbesondere für Menschen, die miteinander in einer verantwortungsvollen Beziehung gegenseitiger Liebe stehen.“Gleichzeitig erwartet Fürst „deshalb von der Gesetzgebung unseres Landes, von Gesellschaft und Staat, dass das kulturelle Erbe der christlich-abendländischen Tradition mit ihrem Selbstverständnis von Ehe und Familie als Keimzelle der Gesellschaft und Garant von Zukunft von Gesellschaften besonders geschützt wird.“
Ablehnend äußerte sich der deutsche Kardinal Gerhard Ludwig Müller und kritisierte Papst Franziskus wegen dessen Äußerung zu gleichgeschlechtlichen Partnerschaften. Das Kirchenoberhaupt habe „große Verwirrung“gestiftet, sagte Müller der italienischen Zeitung „Corriere della Sera“am Freitag. Jetzt heiße es, der Papst gebe seinen Segen zu homosexuellen Verbindungen, obwohl Franziskus dies nicht gesagt habe. „Er sollte vorsichtiger sein“, riet Müller.