Souveräner Biden gegen verzweifelten Trump
Eines vorweg: Fernsehdebatten entscheiden nicht darüber, wer die amerikanische Präsidentschaftswahl gewinnt. Sonst säße heute Hillary Clinton im
Oval Office. Im Herbst 2016 bot sie in allen drei TV-Duellen gegen Donald Trump die bessere Vorstellung, und doch musste sie in der Nacht nach der Abstimmung die bittere Erfahrung einer Niederlage machen. Damals hat Trump das Rennen auf der Zielgeraden gewonnen.
Eines aber ist dieses Mal offenkundig: Der Amtsinhaber spürt, dass sein Rivale Joe Biden den Wind in den Segeln hat. Die Angriffe, die er bei der zweiten und letzten Fernsehdiskussion gegen ihn startete, waren denn auch von einem Hauch der Verzweiflung umweht. Am Donnerstagabend ist der Versuch einstweilen gescheitert, Biden als Inkarnation einer korrupten Politikerkaste zu porträtieren. Der Herausforderer hat die Attacken souveräner pariert, als ihm Skeptiker zugetraut hatten. Das heißt nicht, dass Trump nicht weitere reiten würde.
Nur gibt es bei alledem ein Faktum, das er nicht aus der Welt schaffen kann, so sehr er sich auch bemüht. Die Corona-Pandemie ist und bleibt für eine Mehrheit der Wähler das entscheidende Thema. Trumps verbale Beruhigungspillen wirken angesichts der ernüchternden Realität und seines miserablen Krisenmanagements wie Voodoo-Medizin. Und daran dürfte sich bis zum Wahltag kaum etwas ändern.