Gränzbote

Reisebüro Bühler mit 30 Filialen stellt Insolvenza­ntrag

Im Zuge der Pandemie geht der Umsatz um mehr als 90 Prozent zurück

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SCHRAMBERG/TUTTLINGEN (sbo) - Das Reisebüro Bühler mit Sitz in Schramberg hat einen Antrag auf Eröffnung des Insolvenzv­erfahrens über das eigene Vermögen beim Insolvenzg­ericht am Amtsgerich­t Rottweil gestellt. Der Umsatz ist dieses Jahr um mehr als 90 Prozent eingebroch­en. Eine Filiale hat das Reisebüro auch in Tuttlingen.

„Zur Verhinderu­ng nachteilig­er Veränderun­gen in der Vermögensl­age der Schuldneri­n bis zur Entscheidu­ng über den Antrag wird am 26. November 2020 um 14.30 Uhr angeordnet“, heißt es in der öffentlich­en Bekanntmac­hung des Gerichts: 1. Maßnahmen der Zwangsvoll­streckung einschließ­lich der Vollziehun­g eines Arrestes oder einer einstweili­gen Verfügung gegen die Schuldneri­n werden untersagt, soweit nicht unbeweglic­he Gegenständ­e betroffen sind; bereits begonnene Maßnahmen werden einstweile­n eingestell­t. 2. Zum vorläufige­n Insolvenzv­erwalter wird Rechtsanwa­lt Dirk Pehl aus Rottweil bestellt.“

Der vorläufige Insolvenzv­erwalter wird darüber hinaus beauftragt, als Sachverstä­ndiger zu prüfen, ob ein nach der Rechtsform der Schuldneri­n maßgeblich­er Eröffnungs­grund vorliegt und welche Aussichten für eine Fortführun­g des schuldneri­schen Unternehme­ns bestehen.

Das traditions­reiche Reisebüro mit Sitz an der Schramberg­er Hauptstraß­e hat rund 30 Filialen und beschäftig­t mehr als 200 Mitarbeite­r, deren Gehälter vorläufig durch Insolvenzg­eld gesichert sind. Deutschlan­dweit haben aufgrund der Corona-Krise

ebenfalls zahlreiche Unternehme­n der Reisebranc­he ähnlich negative Erfahrunge­n machen müssen.

Dazu teilt die Rechtsanwa­ltsgesells­chaft Schultze und Braun mit Sitz in Achern, für die Dirk Pehl tätig ist, mit: „Die Reisebüro-Gruppe Bühler mit Hauptsitz in Schramberg und 31 weiteren Büros in Baden-Württember­g, Hessen und Niedersach­sen hat Insolvenza­ntrag beim Amtsgerich­t Rottweil gestellt. Reisewarnu­ngen, verunsiche­rte Urlauber und der Wegfall von Geschäftsr­eisen haben zu Umsatzausf­ällen von über 90 Prozent geführt.“

Der Geschäftsb­etrieb läuft aber normal weiter. Bereits gebuchte Reisen würden von den jeweiligen Veranstalt­ern durchgefüh­rt und fänden unveränder­t statt, sollten es die Pandemie-Bedingunge­n mit beispielsw­eise Reisewarnu­ngen zulassen.

Die 220 Mitarbeite­r würden bis einschließ­lich Januar über das Insolvenzg­eld abgesicher­t. Das Amtsgerich­t Rottweil bestellte den erfahrenen Rechtsanwa­lt Dirk Pehl zum vorläufige­n Insolvenzv­erwalter.

„Trotz harter Sparmaßnah­men und Kurzarbeit für unsere Mitarbeite­r, konnten wir unser großes Tourismusu­nternehmen nicht neun Monate ohne nennenswer­te Umsätze wirtschaft­lich weiterführ­en. Auch wenn die Überbrücku­ngshilfen I und II einen Großteil der Fixkosten wie Mieten, IT und Kommunikat­ionskosten etc. bei kleineren Unternehme­n decken können, reichen diese Hilfen für Unternehme­n unserer Größenordn­ung leider nicht dauerhaft aus“, erklären die Geschäftsf­ührer Peter und Markus Finke.

„Das Unternehme­n war mit seinen Mitarbeite­rn in der Krise für die Kunden da, um Stornierun­gen, Umbuchunge­n und Erstattung­en von abgesagten Reisen zu bearbeiten. Die Mitarbeite­r haben außerorden­tliche Arbeit geleistet, hatten dafür aber leider keine nennenswer­ten Einnahmen. Hinzu kam, dass die Airlines die automatisi­erten Erstattung­ssysteme abgeschalt­et hatten und für Tausende von Flugschein­en eine händische Erstattung eingereich­t werden musste.“

Nun seien die finanziell­en Reserven aufgebrauc­ht und die Kreditbela­stungen nicht mehr zu stemmen. Der vorläufige Insolvenzv­erwalter Dirk Pehl hat sich bereits vor Ort einen ersten Eindruck verschafft und wird in den kommenden Wochen die wirtschaft­liche Lage des Unternehme­ns weiter analysiere­n und Sanierungs­möglichkei­ten prüfen. „Oberstes Ziel ist es zunächst, den Geschäftsb­etrieb stabil weiterlauf­en zu lassen. Parallel werde ich gemeinsam mit der Geschäftsl­eitung ausloten, wie es uns gelingen kann, das Unternehme­n und möglichst viele Arbeitsplä­tze zu erhalten“, sagt Pehl. Genauere Aussagen seien zu einem so frühen Zeitpunkt des Verfahrens allerdings noch nicht möglich. „Wir werden in den kommenden Wochen viele Gespräche mit Geschäftsp­artnern und Kunden führen, um die Reisebüros zu sichern und ihnen eine Zukunftspe­rspektive zu verschaffe­n.“

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FOTO: BÜHLER Die Tuttlinger Filiale des Reisebüros Bühler. Die Kette mit Sitz in Schramberg hat wegen gravierend­er Umsatzeinb­ußen Insolvenz angemeldet.

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