Todesfälle in Pflegeheimen häufen sich
Corona-Ausbruch in den Pflegeheimen im Kreis: Erkrankung wandelt sich im Verlauf
Vielfach tritt der Tod nach mildem Krankheitsverlauf recht plötzlich ein.
LANDKREIS TUTTLINGEN - Das Coronavirus verbreitet sich seit rund vier Wochen verstärkt in den Pflegeheimen des Landkreises Tuttlingen – vor allem im Elias-Schrenk-Haus in Tuttlingen sowie in der Pflegeresidenz Seitingen-Oberflacht und im Haus Wartenberg in Geisingen. Bislang sind allein in diesen Einrichtungen elf Menschen an den Folgen ihrer Corona-Infektion verstorben.
Karen Winterhalter, Einrichtungsleiterin im Elias-Schrenk-Haus (ESH), beschreibt die Krankheitsverläufe, die schließlich zum Tod geführt hätten: Anfangs habe die Covid-19-Erkrankung einen recht milden Verlauf genommen. Doch nach rund einer Woche hätten sich die Symptome plötzlich verstärkt, dann sei der Tod recht schnell eingetreten. Sechs Bewohner des ESH sind so gestorben, berichtet Winterhalter. „Das ist eine sehr belastende Situation für uns alle.“
Für die Angehörigen der Sterbenden habe man das Besuchsverbot aufgehoben, sodass in allen diesen Fällen die Familie auf dem letzten Weg dabei gewesen sei.
Etwa 20 Bewohner und zehn Mitarbeiterinnen des Heims sind infiziert gewesen. Das Schlimmste ist überstanden, hofft die Leiterin, denn der PCR-Test, der vergangene Woche flächendeckend gemacht wurde, sei nur bei einer Bewohnerin positiv ausgefallen. „Wir hoffen daher, dass wir es fürs Erste geschafft haben“, betont sie. Fünf Mitarbeiterinnen seien momentan aufgrund ihrer Covid-19-Erkrankung noch zu Hause. Diese Lücke wird durch Aushilfen und Azubis ausgefüllt.
In der Pflegeresidenz Rosengarten in Seitingen-Oberflacht sind drei der mit dem Coronavirus infizierten Bewohner gestorben. Insgesamt seien aktuell rund 20 Bewohner infiziert. Der Verlauf der Krankheit ist unterschiedlich, sagt Dagmar Keller, die Leiterin der Einrichtung. „Bei manchen wird es besser, bei manchen wird es schlechter.“
Auch sie hat erlebt, dass die Krankheit heimtückisch und schleichend ist. „Gerade, wenn man meint, die Person ist über dem Berg, kann es doch wieder Verschlechterungen geben“, schildert Keller. Vor allem Atemprobleme machten den Betroffenen zu schaffen. Wirklich schwer seien die Verläufe bis auf einige Ausnahmen aber nicht. So habe es bislang keine Fälle gegeben, in denen betroffene Bewohner aufgrund ihrer Corona-Erkrankung beatmet werden mussten. Einzelne Bewohner seien jedoch auf eigenen Wunsch ins Krankenhaus gebracht worden.
Die Krankheit sei gerade für ältere Menschen nicht zu unterschätzen, betont Keller. Denn zusätzlich zu der Covid-19-Erkrankung kommen bei vielen Senioren auch altersbedingte Schwächen hinzu. Auch bei den drei Verstorbenen hätten bereits vorhandene Grunderkrankungen mitgespielt. Da sei es nicht einfach zu klären, welche Rolle die Corona-Infektion in dem jeweiligen Todesfall gespielt hat.
Der Gesundheitszustand der positiv getesteten Bewohner werde jeden Tag, teilweise auch mehrfach, durch die örtliche Arztpraxis überprüft, so Keller. Auch mit den Angehörigen stehe man in intensivem Kontakt. Diese können zwar nicht zu persönlichen Besuchen vorbeikommen, haben aber die Möglichkeit, telefonisch mit den Bewohnern Kontakt aufzunehmen oder kleine Geschenke abzugeben.
Mittlerweile zeigen sich in der Seitingen-Oberflachter Einrichtung auch erste Lichtblicke: Zwei der infizierten Bewohner, die zwischenzeitlich im Krankenhaus waren, fühlen sich besser und konnten die Klinik wieder verlassen. Ihre erneuten Corona-Tests stehen in den kommenden Tagen an.
Jede Woche werden im Haus Wartenberg in Geisingen alle 380 Bewohner und die rund 400 Mitarbeiter auf Corona getestet. Bei 20 Bewohnern und 13 Mitarbeitern ist der aktuelle Test positiv ausgefallen, erklärt Heim- und Verwaltungsleiter Manfred Wolf. Das decke sich mit den Ergebnissen der vergangenen Wochen. Allerdings handele es sich bei den Erkrankten um wechselnde Personen, wie er ausführt – insgesamt lag die Anzahl der Infizierten im Haus Wartenberg also weitaus höher.
Zwei Bewohner, die an Covid-19 erkrankt waren, seien verstorben.
Beide waren weit über 90 Jahre alt – deshalb sei es nicht auszuschließen, dass der Tod auch ohne diese Infektion eingetreten wäre, sagt Wolf.
Ihm ist aufgefallen, dass einige Bewohner, die aus dem Krankenhaus kamen, das Virus in sich trugen. Auch das hätten Tests ergeben, die nach längeren Aufenthalten außerhalb des Heims mittlerweile obligatorisch seien. „Diese Menschen müssen wir dennoch aufnehmen, denn die Krankenhäuser sind überlastet“, sagt der Heimleiter. Zwei Wohnbereiche seien nach wie vor isoliert. Das Einhalten dieser Regeln falle manchen Bewohnern, vor allem jenen, die psychische Probleme hätten, aber schwer, sagt er.
Im Elias-Schrenk-Haus wird sich in diesen Tagen klären, wann wieder Besucher vorbeischauen dürfen, sagt Karen Winterhalter. Das Alleinsein habe vielen Bewohnern Probleme bereitet. Doch dafür braucht es Personal, denn Zugang haben nur noch Personen, die einen negativen Schnelltest haben. Winterhalter: „Wir schauen nun, ob wir jemanden abstellen können, der die Tests am Eingang vornimmt.“