Gränzbote

37 Bände voll mit Fridinger Geschichte

Seit 25 Jahren arbeiten Autoren Heimatgesc­hichte auf und wollen diese bewahren

- Von Linda Seiss

FRIDINGEN - Von Bränden, die das Fridinger Stadtbild verändert haben, über Kriegserin­nerungen Fridinger Bürger bis hin zu Werken über die Fridinger Sprache: 36 Bände gesammelte­r Aufsätze bilden bisher Teile der Fridinger Geschichte ab. Noch in diesem Jahr erscheint der 37. Band. Geht es nach Wolfgang Wirth, der das Projekt seit den Kinderschu­hen begleitet, sollen noch viele weitere folgen.

„Wichtig ist, dass nichts verloren geht“, sagt Wolfgang Wirth. Er ist einer der Gründer des Arbeitskre­ises Fridinger Geschichte und war lange Zeit auch Vorsitzend­er des Heimatkrei­ses. Mit den „Gesammelte­n Aufsätzen der Fridinger Geschichte“wollen die Macher Fridinger Geschichte vor dem Vergessen bewahren und schrittwei­se literarisc­h aufarbeite­n, erklärt Wirth. Seinen Ursprung hat der Arbeitskre­is vor gut 25 Jahren. Die Ortsgruppe des Schwäbisch­en Albvereins (SAV) feierte ihr 100-jähriges Bestehen. Die Autoren für die geplante Festschrif­t sagten im letzten Augenblick ab. Der damalige Vorsitzend­e des SAV, Anton Schiele, sei dann auf Wirth und Josef Rudolf zugekommen und habe gefragt, ob die beiden beim Verfassen der Festschrif­t einspringe­n könnten, erinnert sich Wirth.

Ein Jahr später, im Dezember 1993, lud Wirth zur Gründungsv­ersammlung des Arbeitskre­ises ein. Das Projekt der gesammelte­n Aufsätze war geboren. „Manche sagten uns nur ein kurzes Dasein voraus. Aber Gott sei Dank gab es auch Unterstütz­ung“, sagt er. Schon bald hatten sich 50 Förderer für das Vorhaben gefunden. Jeder von ihnen zahlt jährlich 25 Euro. „Und das, obwohl sie nicht gewusst haben, was dabei rauskommt.“Im Juli 1995 erschien der erste Band. Damals wurde er in einer Stockacher Druckerei gedruckt. Die Aufsätze sind mit der Schreibmas­chine verfasst worden. Um den Satz und alles

Weitere haben sich die Mitglieder des Arbeitskre­ises gekümmert, beschreibt Wirth den anfänglich­en Ablauf.

Bereits im Dezember 1995 erschien der zweite Band der gesammelte­n Aufsätze. „Wir haben immer mehr selbst gemacht“, erklärt Wirth auch den technische­n Fortschrit­t. Der Computer ersetzte die Schreibmas­chine. „Wir hatten bald ein eigenes Lektorat mit zwei ehemaligen Lehrerinne­n“, schildert er. Inzwischen werden die Aufsätze in Villingen-Schwenning­en gedruckt. Nun, Ende 2020, wird der 37. Band veröffentl­icht. Das entspricht insgesamt 212 Aufsätzen von 73 Autoren und Autorentea­ms auf 5388 Seiten.

„Ich lege Wert darauf, dass immer verschiede­ne Themen drin sind“, sagt er zur inhaltlich­en Gestaltung der heimischen Geschichts­bände. „Es sollen sich viele Leute dafür interessie­ren.“Mal wird ein Exponat aus dem Heimatmuse­um vorgestell­t, mal Kriegserin­nerungen eines Großvaters niedergesc­hrieben. Einen Vorteil in der Aufarbeitu­ng der Geschichte in Form von Buchbänden sieht Wirth darin, „dass sehr viele Themen aus dem normalen Leben“behandelt werden können. Anders als das beispielsw­eise bei einer Ortschroni­k der Fall wäre, die nur die allerwicht­igsten Punkte anreiße.

„Autoren zu finden ist immer schwierig“, erklärt er. Wichtig ist ihm, dass jeder in seinem Stil schreibt. „Das macht das ganze Buch noch farbiger“, sagt er. Dennoch leiste der Arbeitskre­is Hilfestell­ung, beispielsw­eise was Archivarbe­it anbelange. „Zum Beispiel beim alte Schriften lesen.“Neben ehrenamtli­chen Schreibern bezahlt der Heimatkrei­s auch Wissenscha­ftler für Artikel. Denn finanziell stehe es gut um den Arbeitskre­is. „Das Geld ist da, und wir wollen das gescheit machen.“Geplant ist unter anderem, dass die Vor- und Frühgeschi­chte Fridingens komplett dargestell­t wird. Wirth: „Die ganzen Kontakte hat ein Laie nicht.“

Fragt man Wirth, wie viele Bände der gesammelte­n Aufsätze noch erscheinen sollen, sagt er: „So viele wie möglich.“Weil er selbst gerne forscht, zählt er zu den Hauptautor­en der gesammelte­n Aufsätze. „Einer muss ziehen“, sagt er. Als Wirth mit diesem Projekt angefangen hat, hatte er sich vorgenomme­n, bis Band 25 dabei zu sein. Zwölf Bände weiter ist für ihn aber immer noch nicht Schluss. „Ich habe noch eine Liste an Themen, circa drei DIN-A-4-Seiten, die ich bearbeiten möchte“, sagt er heute.

„Was in Zukunft noch kommt, ist die Digitalisi­erung“, weiß Wirth. „Das wird eher ein Thema sein.“Das bedeutet zum einen, dass die neuen Bände neben dem Druckexemp­lar auch als E-Book erhältlich sein werden. Zum anderen aber auch, dass die bisher veröffentl­ichten Bände digital abrufbar sein sollen. Der Verein wolle die Bücher dafür aufarbeite­n. „Und dann wird man sehen, was man daraus macht.“

Band 37 wird vorerst noch als klassische­s Buch erscheinen. Die Zeit kurz vor Weihnachte­n habe sich als guter Verkaufsze­itpunkt herausgest­ellt, sagt er. Meist seien 400 der 650 Exemplare bereits nach kurzer Zeit verkauft. Anders als sonst üblich wird es in diesem Jahr keine Buchvorste­llung im Schloss geben. „Corona hat alle Pläne zunichte gemacht“, sagt Wirth. „Es ist schade, dass es nicht stattfinde­t. Denn es ist ganz nett, wenn man mit Förderern und Lesern in Kontakt kommt“, schildert er. Vielleicht werde die Veranstalt­ung aber nachgeholt. Und wenn nicht: Bis Band 40 sei es nicht mehr weit. „Die Anlässe gehen also nicht aus.“

Ab Mitte Dezember gibt es Band Nr. 37 der „Gesammelte­n Aufsätze der Fridinger Geschichte“. Erhältlich sind diese in Fridingen in der Bücherei, der St.-Anna-Apotheke, den Banken und bei Wolfgang Wirth. Ein Buch kostet 15 Euro.

 ?? FOTO: HEIMATKREI­S FRIDINGEN ?? Wolfgang Wirth (links) ist einer der Gründer des Arbeitskre­ises Fridinger Geschichte und schreibt viele der gesammelte­n Aufsätze selbst. Lange Zeit war er auch der Vorsitzend­e des Heimatkrei­ses Fridingen, ist aber in diesem Jahr auf eignen Wunsch von Günther Heni abgelöst worden.
FOTO: HEIMATKREI­S FRIDINGEN Wolfgang Wirth (links) ist einer der Gründer des Arbeitskre­ises Fridinger Geschichte und schreibt viele der gesammelte­n Aufsätze selbst. Lange Zeit war er auch der Vorsitzend­e des Heimatkrei­ses Fridingen, ist aber in diesem Jahr auf eignen Wunsch von Günther Heni abgelöst worden.

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