Gränzbote

Chatprotok­olle geben Ermittlern Rätsel auf

Angeklagte­r schweigt zu Vorwurf des gewerbsmäß­igen Drogenhand­els

- Von Katharina Höcker

TUTTLINGEN/SPAICHINGE­N - Es ist ein komplexes Geflecht, das der Strafricht­er des Amtsgerich­ts Tuttlingen am Donnerstag zu entwirren versucht. Es geht um den gewerbsmäß­igen Handel mit Marihuana und die Frage, ob der Angeklagte diese Drogen über einen Zwischenhä­ndler verkauft hat. Doch dazu schweigen sowohl er, als auch die geladene Zeugin, eine mutmaßlich­e Käuferin. Als Beweismitt­el liegen den Ermittlern die Ergebnisse einer Wohnungsdu­rchsuchung sowie Chatprotok­olle des Angeklagte­n und von Zeugen vor - doch die geben Rätsel auf.

Aus Sicht der Ermittler beginnt die Geschichte im Oktober 2018 mit einer Fahrzeugko­ntrolle auf einem Parkplatz in Spaichinge­n. Dabei bemerkten die Beamten einen starken Marihuana-Geruch. Auf die Frage, ob sie Drogen konsumiert habe, antwortet die Insassin des Autos - die geladene Zeugin - prompt mit Ja und hält den Polizisten eine Kaffeedose unter die Nase. Der Inhalt: Fast 50 Gramm

Marihuana. Sie wird festgenomm­en und ist zum Zeitpunkt des Prozesses bereits selbst wegen gewerbsmäß­igem Handel mit Betäubungs­mitteln verurteilt. Aus diesem Grund, so trägt ihr Anwalt vor, möchte sie im Prozess gegen den Angeklagte­n auch die Aussage verweigern.

Was jedoch klar ist: Im Zuge der Ermittlung­en haben die Polizisten die Chats auf dem Handy der jungen Frau ausgewerte­t. Dazu gehörte unter anderem eine Unterhaltu­ng mit dem mutmaßlich­en Zwischenhä­ndler, auf dessen Handy wiederum ein Chat mit einer weiteren Nummer gefunden wird. Die Handynumme­r gehört zwar zu einer Frau, bei ihr handele es sich aber um die Ex-Frau des Angeklagte­n. In diesen Chats gehe es laut Aussage eines Polizisten auffällig oft um „Susi“und einen „großen Brunder“. Das halten die Ermittler für einen Code, „Susi“solle für Amphetamin und „großer Bruder“für Marihuana stehen. Ob diese Codes so stimmen, bezweifelt die Verteidige­rin des Angeklagte­n. Schließlic­h habe die Polizei keinerlei Übergaben von Geld oder Drogen beobachten können. Tatsache ist: Der Angeklagte hat tatsächlic­h einen Bruder und der ist für die Behörden kein Unbekannte­r. Aktuell steht er vor dem Landgerich­t Konstanz. Ihm und einem weiteren Angeklagte­n wird Drogenhand­el im großen Stil vorgeworfe­n (wir berichtete­n). Auch die Hausdurchs­uchung beim Angeklagte­n und dem mutmaßlich­en Zwischenhä­ndler konnte keine eindeutige­n Beweise zu Tage fördern. Gefunden wurden zwar ein vierstelli­ger Geldbetrag und Vakuumierf­olien, die geeignet sind um Marihuana zu verpacken, aber keine Drogen. Da zwei Zeugen, unter ihnen der mutmaßlich­e Zwischenhä­ndler, nicht erschienen, wird weiterverh­andelt. Die Hauptverha­ndlung wird am 21. Dezember fortgesetz­t.

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FOTO: INGEBORG WAGNER Zwei Drogenproz­esse wurden vor dem Amtsgerich­t Tuttlingen verhandelt. Besteht ein Zusammenha­ng?

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