Gränzbote

„Tagsüber muss man Glück haben“

Tannheimer Helfer vor Ort können nicht mehr alle Notfall-Einsätze erfüllen

- Von Marc Eich

VILLINGEN-SCHWENNING­EN (sbo) - Mit der Helfer-vor-Ort-Gruppe leistet das DRK Tannheim einen wichtigen Beitrag zur Notfallver­sorgung im VS-Ortsteil. Doch weil Freiwillig­e fehlen, können insbesonde­re tagsüber nicht alle Einsätze erfüllt werden.

Knapp zwölf Minuten reine Fahrtzeit sind es von der Rettungswa­che des DRK in der Villinger Innenstadt bis an das Ortsschild in Tannheim – zwölf Minuten, die Betroffene­n im Ernstfall wie eine Ewigkeit vorkommen oder auch über Leben und Tod entscheide­n können. Genau bei solchen zeitkritis­chen Notfallein­sätzen des Rettungsdi­enstes in Tannheim schickt die Integriert­e Leitstelle auch die sogenannte­n Helfer vor Ort des DRK-Ortsverein­s Tannheim zur Einsatzste­lle. „Wir überbrücke­n die Zeit, bis der Rettungswa­gen kommt“, erklärt Bereitscha­ftsleiter Oliver Neugart zur Aufgabe der Helfer-VorOrt-Gruppe.

25 bis 30 Mal pro Jahr rücken die Ersthelfer in Tannheim aus, wenn es in der Ortschaft beispielsw­eise zu einem medizinisc­hen Notfall kommt. Oftmals schon innerhalb der ersten fünf Minuten ist mindestens einer der ehrenamtli­chen aber profession­ell ausgebilde­ten Ersthelfer an der Einsatzste­lle.

In einigen Fällen sei es entgegen der zunächst vermuteten Lage kein dringender Notfall – da geht es für die Helfer dann zunächst darum, die Betroffene­n zu beruhigen, erste Probleme zu lösen und sich für die Rettungswa­genbesatzu­ng ein erstes Bild zu verschaffe­n. „Aber es gibt auch genügend Einsätze, bei denen es auf jede Sekunde ankommt“, so das langjährig­e DRK-Mitglied. Und genau da sei die erweiterte Erste Hilfe der DRK-Kräfte vom Tannheimer Ortsverein

von besonderer Relevanz.

Doch: In der jüngsten Vergangenh­eit konnten die Helfer vor Ort mehrmals die Einsätze mangels Rettungskr­äften nicht erfüllen, es gab somit kein Überbrücke­n der Zeit bis zum Eintreffen des Rettungsdi­enstes. Innerhalb von knapp 20 Tagen seien das drei Einsätze gewesen, wie der Bereitscha­ftsleiter erklärt. In einem Fall hätte es sich um einen Schlaganfa­ll gehandelt, in den anderen beiden um einen Kreislaufk­ollaps. Zu allen drei Einsätzen seien die Helfer tagsüber alarmiert worden – das sei der Knackpunkt des Problems.

Neugart: „Keiner der Helfer arbeitet in Tannheim – tagsüber muss man Glück haben.“Die Ehrenamtli­chen hätten größtentei­ls Jobs in der Pflege und würden deshalb im Schichtdie­nst arbeiten, da sei es schwierig, tagsüber jemanden greifbar vor Ort zu haben. Weitere Ehrenamtli­che zu rekrutiere­n, die sich entspreche­nd ausbilden lassen, sei nicht einfach, wie Neugart erklärt. Denn hier würde die vielfältig­e Tannheimer Vereinslan­dschaft, die eigentlich ein positives Aushängesc­hild des Ortes ist, regelrecht zum „Problem“. „Wir haben hier über 20 Vereine in Tannheim“, so der 44-Jährige, „da kennt fast jeder dieses Problem, dass es kaum noch Freiwillig­e gibt, die sich engagieren möchten.“Es sei aus seiner Sicht ein grundsätzl­iches weil gesellscha­ftliches Problem, mit dem man zu kämpfen hat.

Um dem Helfermang­el entgegenzu­wirken, möchte das DRK in Tannheim nun Helfer für einzelne Projekte, wie die Blutspende oder die Altkleider­sammlung, gewinnen.

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FOTO: EICH Oliver Neugart, Bereitscha­ftsleiter beim DRK-Ortsverein Tannheim, wünscht sich weitere Helfer.

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