„Tagsüber muss man Glück haben“
Tannheimer Helfer vor Ort können nicht mehr alle Notfall-Einsätze erfüllen
VILLINGEN-SCHWENNINGEN (sbo) - Mit der Helfer-vor-Ort-Gruppe leistet das DRK Tannheim einen wichtigen Beitrag zur Notfallversorgung im VS-Ortsteil. Doch weil Freiwillige fehlen, können insbesondere tagsüber nicht alle Einsätze erfüllt werden.
Knapp zwölf Minuten reine Fahrtzeit sind es von der Rettungswache des DRK in der Villinger Innenstadt bis an das Ortsschild in Tannheim – zwölf Minuten, die Betroffenen im Ernstfall wie eine Ewigkeit vorkommen oder auch über Leben und Tod entscheiden können. Genau bei solchen zeitkritischen Notfalleinsätzen des Rettungsdienstes in Tannheim schickt die Integrierte Leitstelle auch die sogenannten Helfer vor Ort des DRK-Ortsvereins Tannheim zur Einsatzstelle. „Wir überbrücken die Zeit, bis der Rettungswagen kommt“, erklärt Bereitschaftsleiter Oliver Neugart zur Aufgabe der Helfer-VorOrt-Gruppe.
25 bis 30 Mal pro Jahr rücken die Ersthelfer in Tannheim aus, wenn es in der Ortschaft beispielsweise zu einem medizinischen Notfall kommt. Oftmals schon innerhalb der ersten fünf Minuten ist mindestens einer der ehrenamtlichen aber professionell ausgebildeten Ersthelfer an der Einsatzstelle.
In einigen Fällen sei es entgegen der zunächst vermuteten Lage kein dringender Notfall – da geht es für die Helfer dann zunächst darum, die Betroffenen zu beruhigen, erste Probleme zu lösen und sich für die Rettungswagenbesatzung ein erstes Bild zu verschaffen. „Aber es gibt auch genügend Einsätze, bei denen es auf jede Sekunde ankommt“, so das langjährige DRK-Mitglied. Und genau da sei die erweiterte Erste Hilfe der DRK-Kräfte vom Tannheimer Ortsverein
von besonderer Relevanz.
Doch: In der jüngsten Vergangenheit konnten die Helfer vor Ort mehrmals die Einsätze mangels Rettungskräften nicht erfüllen, es gab somit kein Überbrücken der Zeit bis zum Eintreffen des Rettungsdienstes. Innerhalb von knapp 20 Tagen seien das drei Einsätze gewesen, wie der Bereitschaftsleiter erklärt. In einem Fall hätte es sich um einen Schlaganfall gehandelt, in den anderen beiden um einen Kreislaufkollaps. Zu allen drei Einsätzen seien die Helfer tagsüber alarmiert worden – das sei der Knackpunkt des Problems.
Neugart: „Keiner der Helfer arbeitet in Tannheim – tagsüber muss man Glück haben.“Die Ehrenamtlichen hätten größtenteils Jobs in der Pflege und würden deshalb im Schichtdienst arbeiten, da sei es schwierig, tagsüber jemanden greifbar vor Ort zu haben. Weitere Ehrenamtliche zu rekrutieren, die sich entsprechend ausbilden lassen, sei nicht einfach, wie Neugart erklärt. Denn hier würde die vielfältige Tannheimer Vereinslandschaft, die eigentlich ein positives Aushängeschild des Ortes ist, regelrecht zum „Problem“. „Wir haben hier über 20 Vereine in Tannheim“, so der 44-Jährige, „da kennt fast jeder dieses Problem, dass es kaum noch Freiwillige gibt, die sich engagieren möchten.“Es sei aus seiner Sicht ein grundsätzliches weil gesellschaftliches Problem, mit dem man zu kämpfen hat.
Um dem Helfermangel entgegenzuwirken, möchte das DRK in Tannheim nun Helfer für einzelne Projekte, wie die Blutspende oder die Altkleidersammlung, gewinnen.