Gastronomie macht das Beste aus dem Lockdown
Wirte rechnen mit Öffnung bis Ostern und bleiben optimistisch – Sommergeschäft lief gut, doch die Schließungen sind deutlich spürbar
BÄRENTHAL/FRIDINGEN/WURMLINGEN – Die Corona-Pandemie hat die Gastronomie in diesem Jahr heftig getroffen. Nachdem die Branche die Schließungen im Frühjahr überstanden hatte, folgten nach der Sommersaison die erneuten Einschränkungen – und keiner weiß wie lange diese anhalten. Somit blicken auch die Gasthäuser im Landkreis Tuttlingen in eine ungewisse Zukunft. Wir haben mit einigen von ihnen gesprochen.
Yvonne Trinkler von der Bäralodge aus Bärenthal bezeichnet die derzeitige Situation als „trostlos“. „Wir haben dieses Jahr nicht einmal weihnachtlich dekoriert“, berichtet sie. Gleichzeitig halte sie den Betrieb aber gerne noch geschlossen, wenn das dazu beitrage, die Pandemie gut zu überstehen. Dabei trifft es die noch junge Bäralodge gleich dreifach: Neben der Gastronomie bleiben auch die Wohnmobilstellplätze und die Apartments leer. „Innerhalb kürzester Zeit war alles geschlossen. Das ist schon hart“, so Trinkler.
Die ersten Abschlagszahlungen aus den Staatshilfen für den November seien bei ihr eingegangen. „Es ist aber nur ein Tropfen auf den heißen Stein“, sagt Trinkler. Denn der Wintergarten sei erst im Oktober vergangenen Jahres eröffnet worden, im November sei das Geschäft damals erst angelaufen und noch recht schwach gewesen. Die Abschlagszahlungen für den Dezember seien dann schon hilfreicher.
Trotz der zwischenzeitlichen Zwangsschließung registriert die Bäralodge eine gut frequentierte Sommersaison. „Es war richtig klasse. Bis zum zweiten November ist unser Angebot sehr gut angenommen worden und wir waren zu 90 Prozent ausgelastet“, berichtet Trinkler. So konnte sie eine Reserve schaffen, die der Lockdown aber aufbrauchte.
Yvonne Trinkler, die die Bäralodge gemeinsam mit ihrem Mann Hermann betreibt, geht davon aus, dass die Gastronomie erst wieder zu Ostern richtig Fahrt aufnehmen wird. Sie habe aber bereits jetzt schon viele Ideen für das kommende Jahr und könne dem Lockdown auch etwas Gutes abverlangen: „Nachdem wir jahrelang ununterbrochen gearbeitet haben und wirklich ausgelaugt waren, können wir nun zur Ruhe kommen und unsere Batterien wieder aufladen.“
Die Situation im Berghaus Knopfmacher bei Fridingen sieht ähnlich aus. Auch hier steht derzeit alles still. Ein Abhol- der Lieferservice bieten die Inhaber um Katia Schill nicht an: „Vier Kollegen im Ort machen solche Aktionen. Wir sind zudem sehr abseits gelegen. Außerdem arbeiten wir nach dem Lockdown komplett durch ohne Urlaub und ohne Ruhetage“, sagt Schill, die nach dem ersten Lockdown im Frühjahr zunächst Anlaufschwierigkeiten festgestellt hatte. Nur verhalten seien die Gäste in das Berghaus gekommen. „Danach über den Sommer war es wie ein Überfall und auch im Herbst war sehr viel los bei uns“, berichtet sie weiter.
Die staatlichen Gelder für den November habe das Berghaus bisher noch nicht beantragt. Die ein oder andere „schlaflose Nacht“hätte es bei ihr in Bezug auf die Pandemie aber schon gegeben. Allerdings sei sie froh, dass sie treue Mitarbeiter in ihrem Team habe, die das Kurzarbeitergeld in Anspruch nehmen würden. Das Personal stehe bereit, wenn das Geschäft wieder anläuft.
Erst in den vergangenen Jahren investierte das Berghaus Knopfmacher über eine Million Euro in Gästezimmer, Wellnessbereich und in ein zusätzliches Nebenzimmer. Die Familie Schill versucht dennoch, das Beste aus dem Lockdown zu machen. Trotzdem: „Corona ist eine Katastrophe und sowas möchte ich nie mehr erleben.“Gleichzeitig habe sie in der Pandemie aber gemerkt, dass die Leute Deutschland als Reiseziel zu schätzen wissen – das habe sich an der Zahl der Urlauber gezeigt, die länger als üblich übernachtet hätten. „Auch der Respekt, den die Leute uns entgegenbringen, ist toll“, stellt Schill fest.
Die große Hoffnung sei es, im Laufe des März wieder öffnen zu können. „Ich hoffe auf ein schnelles Frühjahr mit viel Sonne. Wenn unser Geschäft so läuft wie im vergangenen Sommer und Herbst und ich mein Team halten kann, kann ich ohne Angst in die Zukunft blicken“, sagt Schill.
Frieder Steinseifer, der Inhaber des Gasthauses Sonne in Wurmlingen liebäugelt sogar mit einer Öffnung bereits im Februar. „Wir hoffen darauf zumindest stark. Den Januar habe ich allerdings bereits abgeschrieben“, sagte er, weil er für den Wintermonat mit weiter hohen Infektionszahlen aufgrund von Weihnachten rechnet. „Richtig losgehen ohne viele Beschränkungen denke ich kann es realistisch gesehen erst an Ostern.“
Steinseifer nahm während des zweiten Lockdowns bei der Kochbox-Aktion des Naturparks Obere Donau teil (wir berichteten). „Die Aktion hat einen sehr guten Anklang gefunden. Wir haben mehr als 60 Portionen der Gans am 5. Dezember verkauft und zwei Wochen später haben wir die Aktion wiederholt, wobei nochmals knapp die Hälfte verkauft wurde“, resümierte Steinseifer, der bereits ankündigte, dass am 30. Januar eine Kochbox mit Wildschwein geplant sei.
Die finanziellen Staatshilfen habe er bereits beantragt, aber für den November sei noch keine Zahlung eingegangen. „Wir haben einen vorläufigen Bescheid bekommen, was wir für Abschlagszahlungen für den November erhalten sollen“, erklärt der Gastronom. Mit der Einberechnung der Hilfen überlebe sein Betrieb „ohne weiteres“, sagt er und ergänzt: „Wir haben gut gewirtschaftet in den vergangenen Jahren.“
Auch bei ihm sei der Betrieb im Sommer „super“gelaufen, dennoch bezeichnet er 2020 insgesamt als „wirtschaftlich schlechtes Jahr“, da aufgrund der Schließungen vieles weggefallen sei. „Das kann auch keine Staatshilfe ersetzen“, sagt Steinseifer. Diese Hilfen hätten aber die Not gelindert und den Druck etwas herausgenommen. Über den Winter biete er selbst keinen Liefer- oder Abholservice an. Stattdessen sei die Zeit für Putz- und Renovierungsarbeiten genutzt worden.
Egal welche wirtschaftlichen Schwierigkeiten es gegeben habe in diesem Jahr - „Hauptsache wir bleiben gesund“, sagt Frieder Steinseifer abschließend.