„Feuerwerk ist nicht angebracht“
Rennfahrerlegende Hans-Joachim Stuck feiert am Neujahrstag seinen 70. Geburtstag
KÖLN (SID) - Eine Sause wird es nicht geben, dabei hat es Hans-Joachim Stuck in der Silvesternacht schon oft aus gleich zwei guten Gründen krachen lassen. Doch auch beim einstigen Dauerbrenner des deutschen Motorsports ist die Stimmung vor seinem 70. Geburtstag am Neujahrstag gedämpft. Wegen der Corona-Pandemie und des Lockdowns in seiner Wahlheimat Österreich werde „gar nix gefeiert“, sagt Stuck, „meine beiden Buben kommen vorbei, wir sind dann zu viert. Das war's.“Auch sein geliebtes Feuerwerk sei diesmal „nicht angebracht“.
Freude bereitet dem gebürtigen Bayern derzeit eher die Rückschau auf seine unzähligen Erfolge. Zwischen 1974 und 1979 bestritt er 74 Rennen in der Formel 1, wurde zweimal Dritter. 1970, 1998 und 2004 gewann Stuck das 24-Stunden-Rennen auf dem Nürburgring. 1986 und 1987 siegte er beim Langstreckenklassiker in Le Mans, 1990 holte er den Titel in der Deutschen Tourenwagen-Meisterschaft.
„Der erste Le-Mans-Sieg war der schönste Moment in meiner Karriere“, sagt Stuck – und zugleich einer seiner schlimmsten. Beim 24-Stunden-Rennen im Jahr 1986 verstarb auch sein Freund Jo Gartner. „Als ich davon erfuhr, wollte ich erst nicht weiterfahren, aber mein Teamchef sagte: Du musst. Immer wieder kam ich an der Unfallstelle vorbei. Es war furchtbar.“
Der Tod war in der Fahrergeneration Stuck ein ständiger Begleiter. „Ich habe das in der ersten Reihe erlebt, es waren große Belastungen“, erinnert sich Stuck: „Aber sobald ich im Auto saß und der Motor lief, war es weg.“
Sein Hotelzimmer habe er „immer so hergerichtet, dass man es vorzeigen konnte“– für den Fall, dass er nicht zurückkehren würde. Dem Rennfahren blieb Stuck trotz aller Gefahren lange treu. Erst 2011 zog er sich vom aktiven Motorsport zurück, von 2012 bis Anfang 2020 war er Präsident des Deutschen Motorsport Bundes (DMSB).
Gegen ein Leben für den Motorsport konnte sich „Strietzel“, wie ihn eine Tante wegen seiner angeblichen Ähnlichkeit mit einem Hefezopf getauft hatte, gar nicht wehren. Sein Vater war „Bergkönig“Hans Stuck, „von klein auf“sei er deswegen mit Rennwagen in Berührung gewesen.
Bis zu seinem ersten offiziellen Rennen wartete er allerdings bis zu seinem 18. Geburtstag. Das Ergebnis war ausbaufähig. „Ein siebter Platz in meiner Altersklasse bei einem 300km-Rennen auf dem Nürburgring. Ich musste ungefähr 17-mal anhalten, weil etwas kaputt gegangen war“, erinnert sich Stuck lachend.
Den modernen Motorsport verfolgt er weiter mit großem Interesse. Die Formel E sei eine „interessante Alternative“, die durch „fantastische
Konzepte“überzeuge. Mit Sorge nimmt er allerdings wahr, dass in Audi und BMW zwei große deutsche
Hersteller bereits ihren werksseitigen Ausstieg angekündigt haben. Eine „gute Zukunft“prophezeit Stuck hingegen der DTM, die 2021 zusammenschrumpft und als GT-Serie mit Privatteams in eine neue Epoche startet.
Sein großes Augenmerk gilt aber der Formel 1 und einem gewissen Mick Schumacher. „Höchsten Respekt“habe er vor dem, was der Sohn von Rekordweltmeister Michael Schumacher auf seinem Weg in die Königsklasse erreicht habe, sagt Stuck: „Nun muss man ihm die nötige Zeit geben. Er muss sich Erfahrung holen, das System Formel 1 verstehen. Wenn er das zwei Jahre lang getan hat und dann ein gutes Auto bekommt, wird er garantiert gewinnen.“So wie einst auch der Jubilar.